Die Stimme der Aktiven

© Lennart Löscher

Kevin Götz

Wasserball-Torwart Kevin Götz ist neuer Sprecher der Athlet*innenkommission und sitzt künftig auch im DSV-Präsidium

In den fünf olympischen Sportarten, die im Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) beheimatet sind, wurden in den vergangenen Wochen wieder die Sprecher*innen der Aktivenräte und auch deren Stellvertreter*innen neu gewählt. Gemeinsam bilden diese nun die neue Athlet*innenkommission im DSV, in der die Wasserballer*innen stark vertreten sind. Denn zum Sprecher dieser Kommission wurde Kevin Götz von Waspo 98 Hannover bestimmt; seine Stellvertreterin ist Gesa Deike von den Wasserfreunden Spandau 04. Götz war in den vergangenen zwei Jahren bereits Stellvertreter des vorherigen Amtsinhabers Rob Muffels gewesen. Im Interview spricht der Nationaltorhüter über seine Aufgaben und die Beweggründe für sein Engagement.

Warst du in der Schule eigentlich auch schon Klassensprecher?

Kevin Götz: Tatsächlich war ich das oft, ja.

Dann ist das Engagement als Aktivensprecher im Deutschen Schwimm-Verband also kein Zufall?

Das zieht sich schon ein bisschen durch meine Vita. Bei meinem früheren Verein White Sharks Hannover war ich ja auch Kapitän und in den vergangenen beiden Jahren dann schon Stellvertreter von Rob Muffels in der Athlet*innenkomission. Dieses Engagement und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, scheint ein Charakterzug von mir zu sein. Ich finde es einfach wichtig, dass die Athlet*innen eine Stimme im Verband haben.

Was genau macht ein*e Aktivensprecher*in?

Wenn man es mit dem Kapitän beim Wasserball vergleicht, der ja das Bindeglied zwischen der Mannschaft und dem Coach darstellt, dann sind die Aktivensprecher*innen gewissermaßen das Bindeglied zwischen Mannschaft und Verbandsführung. Sie tragen dafür Sorge, dass die Sicht der Aktiven bei allen wichtigen Entscheidungen berücksichtigt wird. Im vergangenen Jahr wurden die Athlet*innen beispielsweise erstmals in den Designprozess der Oberbekleidung der Nationalteams miteingebunden. Dafür waren wir sehr dankbar – schließlich sind wir es, die diese Klamotten tragen und damit den Verband und Deutschland nach außen repräsentieren. Auch wenn aufseiten der Athlet*innen Probleme oder Fragen auftreten, beispielsweise zum Bewerbungsprozess für Bundeswehrstellen oder zu Nominierungsangelegenheiten, können sie sich an uns wenden, und wir versuchen dann zu vermitteln und eine Lösung zu finden. Es ist wichtig, dass die Aktiven in solchen Dingen nicht auf sich allein gestellt sind. In der Erarbeitung der neuen Satzung wurden die Aktivensprecher*innen ebenfalls miteinbezogen und sind auch im neuen Präsidium vertreten. Ich freue mich auf konstruktiven Austausch, von dem am Ende alle Seiten profitieren werden.

Mit Gesa Deike kommt auch deine Stellvertreterin aus dem Wasserball. Bedeutet das, dass diese Sportart künftig besonders gefördert wird, oder habt ihr den DSV als Ganzes im Blick?

Das ist wirklich Zufall und auch dem geschuldet, dass in den Aktivenräten der einzelnen Sportarten zum Teil auch neue Personen übernommen haben, die sich nun erst einmal in ihre neuen Aufgaben einfinden wollen. Gesa und ich waren schon länger dabei und deshalb gerne bereit, das Amt als Athlet*innensprecher*in zu übernehmen. Aber natürlich haben wir nicht nur unseren Sport im Blick, sondern setzen uns für die Belange aller Sportarten im DSV ein. Alle Entscheidungen werden untereinander abgestimmt, so wurde es auch schon in den vergangenen zwei Jahren gehandhabt, als ich noch Stellvertreter war.

Wie wichtig ist es, gerade in einem olympischen Jahr, den Zusammenhalt innerhalb des Verbandes auch über Sportarten- und Abteilungsgrenzen hinweg zu fördern?

Sehr wichtig. Wir betrachten den DSV insgesamt als ein großes Team. Die Probleme, die in einer Sportart auftauchen, gibt es vielleicht auch in einer anderen, und in einer dritten wurde dafür bereits eine Lösung gefunden. So können wir alle voneinander profitieren. Unser Verband lebt von diesem regelmäßigen Austausch.

Für die Athlet*innen geht es immer auch um finanzielle Fragen. In der Leichtathletik hat der dortige Weltverband jetzt angekündigt, dass es in diesem Jahr in Paris erstmals Prämien für einen Olympiasieg geben wird. Sollte World Aquatics diesen Schritt auch im Schwimmsport gehen, um auf diese Weise den Einsatz der Aktiven stärker zu würdigen?

Das wäre wünschenswert und ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Es gibt schon lange die Forderung, dass die Athlet*innen als Hauptakteure der Großereignisse an den Einnahmen des IOCs beteiligt werden. Es ist in meinen Augen jetzt die Aufgabe der nationalen Schwimmverbände und der Athlet*innenvertretungen, diese Forderung an den Weltverband zu richten und eine ähnliche Regelung wie bei den Leichtathlet*innen zu schaffen.

Tobias Preuß, früher ebenfalls Wasserballer und einer deiner Vorgänger auf dem Posten als Aktivensprecher, ist inzwischen Vizepräsident beim Verein Athleten Deutschland, der die Interessen von deutschen Kaderathlet*innen vertritt. Kannst du dir eine ähnliche Karriere in der Sportpolitik vorstellen?

Prinzipiell schon. Mal schauen, wie es sich weiterentwickelt und ob und in welcher Form ich dort vielleicht mitwirken könnte. Wenn es sich dann mit meiner weiteren Lebensplanung vereinbaren lässt – warum nicht? Ich finde es ein sehr wichtiges und spannendes Thema und würde mich freuen, wenn ich auf diese Weise folgenden Generationen von Sportler*innen den Weg ebnen und ihre Rahmenbedingungen verbessern könnte.