Zehn TOKIO 2020-Fakten zum Angeben

Svea Ziegenhagen
Svea Ziegenhagen
12:32

Vor über 50 Jahren an gleicher Stelle – Spiele finden zum zweiten Mal in Tokio statt

Die japanische Hauptstadt ist in diesem Jahr zum zweiten Mal Ausrichter des größten Sportevents der Welt, denn vor genau 57 Jahren, im Jahr 1964, fanden die Olympischen Spiele an gleicher Stelle statt. Damals gab es im Schwimmbecken erstmals Zeitmessmatten, die heute bei Wettkämpfen gar nicht mehr wegzudenken wären. Damals wurden jedoch auch nur 18 Schwimmwettbewerbe insgesamt ausgetragen – heute sind es 37. Die 18 Wettbewerbe von damals wurden von den US-Schwimmer*innen beherrscht: Der erst 18 Jahre alte Don Schollander erkämpfte sich als erster Schwimmer vier Goldmedaillen bei Olympia, war als erster Mehrfachgewinner sozusagen der Vorgänger von Mark Spitz und Michael Phelps. Fahnenträgerin war vor 57 Jahren übrigens die Wasserspringerin Ingrid Krämer-Gulbin – und auch in diesem Jahr ist wieder ein Wasserspringer nominiert: Patrick Hausding (Noch bis zum 18. Juli hier für Patrick abstimmen).

Die Schwimm-Olympiasieger*innen von 1964:

Strecke Sieger*in Zeit
100m Freistil Don. Schollander (USA) 53,4
400m Freistil Don Schollander (USA) 4:12,2
1500m Freistil Robert Windle (AUS) 17:01,7
200m Rücken Jed Graef 2:10,3
200m Brust Ian O’Brien (AUS) 2:27,8
200m Schmetterling Kevin Berry (AUS) 2:06,6
400m Lagen Richard Roth (USA) 4:45,4
100m Freistil Dawn Fraser (AUS) 59,5
400m Freistil Virginia Duenkel (USA) 4:43,3
100m Rücken Cathy Ferguson (USA) 1:07,7
200m Brust Galina Stepanowa (URS) 2:46,4
100m Schmetterling Sharon Stouder (USA) 1:04,7
400m Lagen Donna de Varona (USA) 5:18,7

Fünf neue Sportarten im Programm

Unter den 33 Sportarten, in denen in Tokio 339 Wettkämpfe ausgetragen werden, sind in diesem Jahr fünf neue: Skateboard, Surfen, Karate (zunächst nur einmalig), Sportklettern und Soft- und Baseball. Mit den neuen Sportarten werden auch 400 zusätzliche Athlet*innen nach Japan reisen und an den Start gehen.

Im Skateboarden beispielsweise werden in Tokio insgesamt vier Medaillenentscheidungen fallen: zwei bei den Männern, zwei bei den Frauen. Es wird in der „Park“-Disziplin (Beckenartiges Wettkampfgelände) und der „Street“-Disziplin (straßenähnliche Strecke mit Elementen und Hindernissen) angetreten. Neben den fünf neuen Sportarten sind zudem einzelne neue Disziplinen zugelassen worden. Im Schwimmen sind das zum Beispiel die 800m Freistil bei den Männern, die 1500m Freistil bei den Frauen sowie die 4x100m Lagen Mixed-Staffel.

Möglich wurde diese Erweiterung des Wettkampfprogramms durch die Olympische Agenda 2020: sie sieht vor, dass das jeweilige Gastgeberland Sportarten vorschlagen darf, die im eigenen oder in einem Nachbarland sehr populär sind.

 

Wann kann eine Sportart olympisch werden?

Um eine offizielle olympische Sportart zu sein, müssen einige Kriterien erfüllt sein. Zum einen muss eine Sportart weit verbreitet sein – als Frauensport in 40 Ländern auf drei Kontinenten, als Männersport in mindestens 75 Ländern auf vier Kontinenten. Zudem muss die Sportart unter dem Dach eines vom IOC anerkannten Verbandes organisiert sein. Außerdem sind nur Sportarten zugelassen, die nicht auf einen mechanischen Antrieb angewiesen sind – etwa Motorsport. Zu guter Letzt: die Sportart bzw. ihr Dachverband muss mit den vorgegebenen Anti-Doping-Regelungen einverstanden sein. Sind diese Punkte gegeben, entscheidet das IOC nach weiteren Kriterien wie beispielsweise der Beliebtheit des Sports und den potenziellen Kosten der Umsetzung bei den Olympischen Spielen.

Team Deutschland mit 434 Aktiven vor Ort

In fünf Nominierungsrunden hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) über 400 Athlet*innen in das Olympiateam Deutschlands berufen und damit eine ähnliche Mannschaftsgröße wie vor fünf Jahren in Rio erreicht – damals waren es 452. Den größten Anteil machen in diesem Jahr die Leichtathlet*innen mit 100 von den insgesamt 434 Sportler*innen aus. Für den DSV gehen in Tokio 40 Aktive an den Start (31 Schwimmer*innen (davon vier im Freiwasser), neun Wasserspringer*innen).

Ein Deutsches Haus, das sonst immer der traditionelle Treffpunkt für Vertreter*innen des Sports, der Wirtschaft, Medien, Gesellschaft und Politik ist, wird es in diesem Jahr aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht geben. Stattdessen bietet der DOSB das virtuelle Deutsche Haus: eine Plattform, über die Fans ihren Athlet*innen Grüße und Glückwunsche senden können und exklusive Einblicke ins Team D in Tokio bekommen. Hier geht’s zur kostenfreien Anmeldung.

 

Das Tokio-Team aus dem DSV

Beckenschwimmen:
Anna Elendt, Annika Bruhn, Celine Rieder, Franziska Hentke, Hannah Küchler, Isabel Gose, Laura Riedemann, Leonie Kullmann, Lisa Höpink, Marie Pietruschka, Sarah Köhler

Christian Diener, Christoph Fildebrandt, Damian Wierling, David Thomasberger, Eric Friese, Fabian Schwingenschlögl, Florian Wellbrock, Henning Mühlleitner, Lukas Märtens, Lucas Matzerath, Marco Koch, Marius Kusch, Ole Braunschweig, Philip Heintz, Poul Zellmann, Jacob Heidtmann, Marek Ulrich.

Freiwasser:
Finnia Wunram, Leonie Beck, Florian Wellbrock, Rob Muffels

Wasserspringen:
Lena Hentschel, Tina Punzel, Christina Wassen, Elena Wassen, Timo Barthel, Patrick Hausding, Lars Rüdiger, Martin Wolfram

Für Gold gibt es 20.000 Euro von der Sporthilfe

Seit 2014 zahlt die Stiftung Deutsche Sporthilfe für Gold bei Olympischen Spielen 20.000 Euro, Silber bringt 15.000 Euro, Bronze 10.000 Euro. Für Platz vier gibt es 5.000 Euro. Platz fünf: 4.000 Euro, Platz sechs: 3.000 Euro, Platz sieben: 2.000 Euro, Platz acht: 1.500 Euro. Aber: Jeder bekommt die Medaillenprämie nur einmal für sein bestes Abschneiden. Falls also ein*e Sportler*in zweimal Gold gewinnt, bleibt es bei 20.000 Euro. Im internationalen Vergleich sind die deutschen Medaillen-Prämien aber eher Peanuts. Singapur zahlt 630.000 Euro, Italien 150.000 Euro einmalig plus 120.000 Euro in vier Jahresraten, Griechenland190.000 Euro. In Polen gibt es neben 50.000 Euro eine monatliche lebenslange, steuerfreie Rente von 60 Prozent des Durchschnittseinkommens ab dem 40. Lebensjahr. Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler, der bis 2017 als Schwimmer aktiv war, hat die Prämien in Deutschland als zu gering bezeichnet. „20.000 Euro ist wirklich ein bisschen peinlich“, sagte Zeidler. „Da kann man mindestens eine Null dranhängen”. Schließlich sei Deutschland ein reiches Land, in dem sich viele auch mit dem Sport schmücken würden. “Das hat was mit der Haltung gegenüber dem Sport zu tun, die ein bisschen hinterherhinkt”, so Zeidler.

Olympia-Debüt für Transgender-Athletin

Bei den diesjährigen Olympischen Spielen wird erstmals eine Transgender-Athletin dabei sein. Die Neuseeländerin Laurel Hubbard wird in Tokio im Gewichtheben in der Klasse bis 87 Kilogramm antreten. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) ihres Heimatlandes nominierte die 43-Jährige knapp einen Monat vor Eröffnung der Spiele. Um als Transfrau antreten zu dürfen, muss der Testosteronspiegel einer Athletin mindestens zwölf Monate vor dem Wettkampf unter einem festgelegten Wert liegen. Zudem muss die Athletin offiziell erklären, dass sie sich als weiblich identifiziert und darf diese Erklärung vier Jahre nicht ändern. Laurel Hubbard, die früher als Mann lebte, ließ ihr Geschlecht operativ angleichen. Ihre Teilnahme ist umstritten, da Konkurrentinnen sie im Vorteil sehen.

Auch in einem anderen, das Geschlecht betreffenden Punkt ist Tokio in diesem Jahr übrigens Vorreiter: Mit 48,8 Prozent weiblichen Athletinnen und 51,2 Prozent männlichen sind die Spiele so nah an einem ausgeglichenen Geschlechteranteil wie noch nie. Bei den letzten Spielen 1964 in Tokio waren von insgesamt 5.151 Teilnehmer*innen nur 678 Frauen dabei. Team Großbritannien schickt in diesem Jahr übrigens zum ersten Mal seit 125 Jahren mehr Frauen als Männer zu Olympia (200 weiblich, 175 männlich).

Jaden Eikermann ist jüngster männlicher Olympiateilnehmer aus Team D

© picture alliance | Robert Michael

Wie auch vor fünf Jahren in Rio de Janeiro (BRA) gehört auch in diesem Jahr wieder ein Wasserspringer zu den jüngsten Olympiateilnehmer*innen aus Team Deutschland. Während 2016 Elena Wassen mit 15 Jahren diesen Titel trug, gehört er nun Jaden Eikermann. Der 16-Jährige vom SV Neptun Aachen wird in Tokio wie Teamkollege Timo Barthel im Turmspringen antreten. Noch zwei Jahre weniger als Jaden zählt die jüngste weibliche Teilnehmerin aus Team D: Skaterin Lilly Steophasius startet mit nur 14 Jahren bei ihren ersten Olympischen Spielen in der neuen Disziplin Skateboarden.

Erstes olympisches und paralympisches Brüderpaar kommt aus Deutschland

© privat

Noch bevor es überhaupt losgeht mit den Spielen in Tokio haben Ole und Malte Braunschweig bereits Geschichte geschrieben. Sie sind das erste Geschwisterpaar, das im gleichen Jahr zu den Olympischen und Paralympischen Spielen fährt – und das auch noch in der gleichen Sportart. Während es für Ole am zweiten Wettkampftag über die 100m Rücken-Strecke ins Becken geht (Hier geht’s zum Zeitplan), wird Malte Braunschweig bei den Paralympics (24. August – 05. September) gleich über drei Strecken starten: 100m Schmetterling, 100m Rücken, 50m Freistil. Übrigens: Auch Oles Freundin Leonie Kullmann ist in Tokio mit von der Partie (400m Freistil und 4x200m Freistil).

Schwimmstadion gehört zu größten Bauten in Tokio City

Das Tokyo Aquatics Centre, in dem die Schwimm-, Sprung- und Synchronschwimmwettbewerbe ausgetragen werden, gehört mit einer potenziellen Kapazität von 15.000 Plätzen für Publikum zu den größten olympischen Venues innerhalb der Stadt Tokios. 471 Millionen Euro hat der Bau des riesigen Konstrukts gekostet, das Dach ist 160 Meter lang, 130 Meter breit und wiegt 7.000 Tonnen. Ab dem 24. Juli geht’s im Stadion los mit den Schwimmwettkämpfen – den Anfang macht als erster DSV-Starter Jacob Heidtmann mit dem 400m Lagen Vorlauf. Ganz in der Nähe des Aquatics Centres liegt übrigens das Tatsumi Water Polo Centre, wo die Wasserballturniere stattfinden werden – in diesem Jahr leider ohne deutsche Beteiligung.

Schwimmer Mellouli zum sechsten Mal dabei

 Im Freiwasserschwimmen trifft Weltmeister Florian Wellbrock unter anderem auf Oussama Mellouli. Der Tunesier bestreitet in Tokio im Alter von 37 Jahren seine sechsten Olympischen Spiele, war also seit Sydney 2000 bei allen Austragungen dabei. 2008 in Peking gewann Mellouli Gold über 1500 m Freistil, 2012 in London dann über die 10km. In Rio belegte er im Freiwasser Rang zwölf. Zuvor kommen nur drei Aktive aus dem Schwimmen auf sechs Olympiateilnahmen: Therese Alshammar (SWE/1996 – 2016), Lars Frölander (SWE/1992 – 2012) und Derya Buyukuncu (TUR/1992 – 2012). Alshammar war im Juni beim Versuch gescheitert, sich mit 43 Jahren ein siebtes Mal für Olympia zu qualifizieren.

Otto und Matthes die erfolgreichsten Deutschen

Erfolgreichste deutsche Schwimmerin bei Olympischen Spielen ist Kristin Otto, die 1988 für die DDR sechs Goldmedaillen (50m und 100m Freistil, 100m Schmetterling, 100m Rücken, 4x100m Freistil, 4x100m Lagen) gewann. Auf die meisten Finalteilnahmen kommt Franziska van Almsick (17 Finals und dabei zehn Medaillengewinne zwischen 1992 und 2004). Erfolgreichster deutscher Mann ist Roland Matthes mit vier Olympiasiegen und dazu je zwei Silber und Bronze zwischen 1968 und 1976 für die DDR. Michael Groß sicherte sich 1984 und 1988 drei Olympiasiege. Insgesamt kommt das deutsche Schwimmen bislang auf 56 Gold, 63 Silber- und 72 Bronzemedaillen bei Olympia. Zuletzt ging man in Rio und London allerdings zweimal leer aus, kam dabei lediglich auf sieben (2016) bzw. acht (2012) Finalteilnahmen. Erfolgreichste Deutsche bei Olympia war bisher Kanutin Birgit Fischer mit acht Gold- und vier Silbermedaillen. Sie kann in Tokio von Dressurreiterin Isabell Werth (bisher sechs Gold- und vier Silbermedaillen) eingeholt werden.