900 Prozent! Erhöhung der Schwimmbadkosten versetzt Dresdens Vereine in Aufruhr

Raik Hannemann
Raik Hannemann
13:05

Drastische Preiserhöhungen könnten Tausende Aktive treffen. Warum Vereine in Sachsens Hauptstadt alarmiert sind und welche Schritte auch vom sächsischen Landesverband unternommen werden, erfährst du hier.

Rica Reinisch, Olympiasiegerin 1980. Hier besuchte sie die Schwimmhalle am Freiberger Platz© picture alliance/dpa | Robert Michael

In Dresden wuchsen schon viele Weltklasseschwimmer*innen auf. Zum Beispiel auch Rica Reinisch, Olympiasiegerin 1980. Hier besuchte sie die Schwimmhalle am Freiberger Platz

Dresden ist für seine gewachsene Schwimmtradition bekannt. Am kommenden Wochenende findet beispielsweise schon die 32. Auflage des Internationalen Dresdner Christstollen-Schwimmfestes statt. Über 700 Teilnehmer*innen aus 65 Vereinen und Olympia-Asse wie Melvin Imoudu, Christian Diener und Leonie Kullmann schwimmen hier mit. Bei den Vereinen in Sachsens Landeshauptstadt herrscht allerdings seit einigen Tagen mächtig Unruhe, die die Vorfreude trübt. Dresdens Vereine sind in Aufruhr, muss man besser sagen. Denn aufgrund der angestrengten Haushaltslage in der Stadtkasse steht eine Streichung der kommunalen Vereinsförderung für die Badnutzung ab dem neuen Jahr im Raum.

„Das würde das Aus des Dresdner Schwimmsports für Tausende Aktive bedeuten“

Die „Sächsische Zeitung“ sah in ihrem Bericht dazu „den Fortbestand einer ganzen Sportart bedroht“. Denn die Zahlen sind wirklich alarmierend. Wird ein entsprechender Beschluss der Technischen Werke Dresden von deren Konzerntochter Dresdner Bäderbetriebe tatsächlich so umgesetzt, müsste beispielsweise die Schwimmabteilung des USV TU Dresden statt bislang 38.000 Euro Miete für die Trainingsbahnen im unlängst renovierten Schwimmsportkomplex am Freiberger Platz künftig 345.000 Euro pro Jahr zahlen. Das wären 900 Prozent mehr. Bei Umlage auf die Mitgliedsbeiträge würde das pro Person eine Mehrbelastung von 320 Euro im Jahr mit sich bringen.

Dresdens Vereine in Aufruhr, Landesverband interveniert

„Das würde das Aus des Dresdner Schwimmsports für Tausende Aktive bedeuten“, sagt Sebastian Halgasch, ehemaliger Nationalmannschaftschwimmer und heute Wasserballtrainer beim TuR Dresden. „Wenn eine Bahn nicht mehr sechs Euro pro Stunde, sondern 53 Euro kosten soll, dann kann das ein kleiner Wasserballverein niemals leisten. Und wir Wasserballer brauchen nun mal immer das gesamte Becken für unseren Sport.“

Als Präsident des Sächsischen Schwimm-Verbandes schrieb Dr. Wolfram Sperling umgehend einen Brief an Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der TWD ist.  Als Vertreter der Bürger*innen solle er doch „auf diesen Beschluss regulierend einzuwirken und alternative Lösungen suchen“, wird darin gefordert. Das Unternehmen hatte 2023 noch einen Gewinn von 250 Millionen Euro vermeldet.

Schon 4.000 unterstützen die Online-Petition

Zugleich wurde vom sächsischen Dachverband zur Unterstützung einer Online-Petition aufgerufen, bereits über 4.000 Unterzeichner*innen fordern dort inzwischen die fortgesetzte Unterstützung für den Dresdener Wassersport ein. Denn Schwimmhallen gehören nun mal zur Infrastruktur öffentlicher Daseinsfürsorge. „Wo ein politischer Wille ist, da findet sich auch die finanzielle Lösung, denn selbst wenn die kommunalen Finanzen ins Schwimmen geraten, dürfen unsere Kinder nicht untergehen!“, heißt es im Begleittext.

Zur Online-Petition

Erst kürzlich hatte der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) aufgrund einer ähnlichen Diskussion in Hessen bereits kritisiert, dass in Zeiten klammer Kassen immer wieder der Bäderbetrieb als vermeintliches Sparpotenzial in Betracht gezogen wird. Dabei müsste der Schwimmbadbetrieb längst als kommunale Pflichtaufgabe anerkannt werden wie Schulen, Kitas oder Straßen auch. “Es braucht nach Jahren der Diskussion beim Schwimmbadbetrieb bundesweit endlich eine gesetzliche Einstufung als kommunale Pflichtaufgabe. Sonst kommen wir bei diesen wichtigen Aufgaben nicht ausreichend voran“, sagte DSV-Präsident David Profit dazu. Das zeigt sich nun auch in Dresden.