Was passiert, wenn ein gefeierter Olympiasieger dreimal nicht kontrolliert werden kann und plötzlich im Zentrum einer Doping-Affäre steht? Die Geschichte von Ahmed Hafnaoui wirft Fragen über Gründe des Karriereknicks und Comeback-Chancen auf – und zeigt, wie schnell sich im Spitzensport alles ändern kann.

Ahmed Hafnaoui wurde nach seinem Olympiasieg 2021 dann auch Doppel-Weltmeister 2023
Als Olympiasieger war Ahmed Hafnaoui der Vorgänger von Lukas Märtens. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio (JPN) gewann der Tunesier als 18-Jähriger sensationell die 400m Freistil auf der Bahn 8 mit einer Zeit von 3:43,36 Minuten. Bei den Weltmeisterschaften 2023 in Fukuoka (JPN) beeindruckte er dann mit Siegen und Fabelzeiten über 800m (7:37,00) und 1500m Freistil (14:31,54). Auch gewann er dort direkt vor Märtens damals 400m-Silber in 3:40,70, zwei Hundertstel hinter Sam Short (AUS). Ein neues Aufeinandertreffen kann es nun erst wieder frühestens 2026 geben. Denn Hafnoui wurde wegen Verstößen gegen die Meldepflicht im Anti-Doping-System für 21 Monate gesperrt. Damit verpasst der Freistilspezialist auch die Weltmeisterschaften 2025 in Singapur (11. Juli – 03. August).
So oft mussten die Stars 2024 zum Dopingtest
Ahmed Hafnaoui hat bereits vor Monaten eingeräumt, innerhalb eines Jahres dreimal gegen die Meldepflicht verstoßen zu haben. Und angekündigt, die Strafe zu akzeptieren. Im Rahmen der Dopingbekämpfung müssen Topsportler*innen ihren Aufenthaltsort stets im Onlinesystem des Welt-Anti-Doping-Agentur eingeben, damit sie unangekündigten Kontrollen unterzogen werden können. Die Sperre gilt rückwirkend ab dem 11. April 2024 und endet am 10. Januar 2026. Sämtliche Wettkampf-Ergebnisse des 22-Jährigen ab dem Stichtag werden annulliert. Seinen letzten großen Wettkampf hatte er im Februar 2024 bei der WM in Doha (QAT) bestritten und dort nach zweimal Platz 17 und Platz 18 den Verzicht auf einen Olympiastart erklärt.

Ahmed Hafnaoui (l.) wurde 2023 WM-Zweiter über 400m Freistil, hinter Sam Short (AUS/M.) und vor Lukas Märtens
Zwei Missed Tests in den USA, einer in Tunesien
Nach seinem Olympiaerfolg 2021 sah sich der daheim als Volksheld gefeierte Ahmed Hafnaoui mit Problemen in der Ebene des Alltags konfrontiert. Als US-Student verlor er erst seinen akademischen Status und damit die Startberechtigung für die College-Saison 2022/23. Im Jahr darauf verließ er das Uni-Team mitten in der Saison und wechselte ins Profiteam von Starcoach Mark Schubert. Aber auch dort blieb er nicht lange und kehrte in seine Heimat zurück. In Tunesien kam nach bereits zwei sogenannten Missed Tests in den USA ein weiterer hinzu. In den vergangenen Monaten soll Hafnaoui dann in der Gruppe von Frankreichs Starcoach Philippe Lucas mittrainiert haben, der als besonders fordernd gilt.
So läuft eine Dopingkontrolle ab

Finegrzeig: Ahmed Hafnaoui siegte bei der WM 2023 zweimal mit starken Zeiten auf den Langstrecken