Der gesamte organisierte Sport mit seinen über 29 Millionen Mitgliedern will die Unterversorgung bei der Bäderinfrastruktur in den kommenden Jahren beendet sehen.
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Die 22. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) fasste in Frankfurt am Main am Samstag mit großen Mehrheiten wichtige Beschlüsse zur Olympiabewerbung und zu künftigen Strukturveränderungen. Sogar einstimmig votierte das höchste Verbandsorgan einer Resolution des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) zur Sicherung der Schwimmfähigkeit der Bevölkerung in Deutschland zu.
„Es ist an der Zeit, dass Bund, Länder und Kommunen gemeinsam Verantwortung übernehmen.”
„Damit stärkt der deutsche Sport einmütig und kraftvoll dem DSV den Rücken für das gesamtgesellschaftliche Thema Schwimmfähigkeit. Das ist ein deutliches Signal und wird dazu beitragen, dass dieses Thema auf allen politischen Ebenen in den kommenden Jahren weit oben auf der Agenda bleibt“, sagte der DSV-Vorstandsvorsitzende Jan Pommer.
Bedarfsgerechte Ausrichtung mit dem Schwimmbadplan
Mit neuerdings über 29 Millionen Mitgliedern ist der organisierte Sport bekanntlich die größte gesellschaftliche Bewegung im Land. Geschlossen stellte sich diese damit nun hinter das vom DSV und den anderen in der Bäderallianz vereinten Wassersportverbänden im Schwimmbadplan ausgerufene Ziel, dass alle Kinder, die im Jahr 2026 geboren werden, bei ihrem zehnten Geburtstag sichere Schwimmer*innen sind, also das Deutsche Schwimmabzeichen Bronze erworben haben.
Der Schwimmbadplan als Strategie für eine bessere Infrastruktur
Dazu braucht es in erreichbarer Nähe zu jedem Grundschulstandort ein Schwimmbad. Konkret fordert die Resolution, dass jeder in Deutschland in einer Auto-Entfernung von höchstens 30 Minuten ein Hallenbad erreicht, das für Schwimmenlernen, Schul-, Vereins- und gesundheitsorientiertes Schwimmen geöffnet ist. Dass Schulen und Schwimmvereine flächendeckend, beispielsweise in Form von Sport-AGs oder bei Angeboten des schulischen Ganztags, zusammenarbeiten und diese Zusammenarbeit auch für die Suche nach Talenten für den Schwimmsport und die Wasserrettung genutzt wird. Dass bis zum Jahr 2036 flächendeckend Angebote im Gesundheitssport vorhanden sind, so dass der Präventions- und Rehasport im Wasser keine Wartelisten mehr hat. Kurzum: Dass Bäder nachhaltig, bedarfsgerecht und modern ausgerichtet werden.
Gemeinsame Verantwortung bei Bund, Länder und Kommunen
Die Bäderlandschaft hatte zuletzt in den 1970er-Jahren mit dem Goldenen Plan und der Etablierung von Bedarfskennzahlen starke staatliche Impulse erhalten. Seither fehlte es aber an einer Leitidee für den Erhalt und an einer bedarfsorientierten Entwicklung der Wassersport-Infrastruktur. Das ändert sich nun mit dem Schwimmbadplan. Seit der Jahrtausendwende sind hunderte Schwimmbäder dauerhaft geschlossen worden und die Hälfte der bestehenden Anlagen sind mittlerweile sanierungsbedürftig. Teilweise fehlt es in ganzen Regionen an einer ganzjährigen Infrastruktur für den Freizeitsport im Wasser und für die Pflichtaufgabe Schulschwimmsport.
Arbeit der Schwimmvereine für Kinder ist eine Milliarde Euro wert
„Es ist an der Zeit, dass Bund, Länder und Kommunen gemeinsam Verantwortung übernehmen und zusammen mit Betreibern und Nutzern der Bäder einen flächendeckenden Schwimmbadplan für Deutschland erstellen. Die derzeitige und sich weiter verschärfende Unterversorgung mit geeigneten Wasserflächen hat massive negative Auswirkungen. Kommunen und Badbetreiber stehen vor großen Herausforderungen, die zu weiteren Bäderschließungen führen werden, wenn nicht gehandelt wird“, sagte DSV-Vorstand Pommer. Der gesamte Sport stellte sich nun geschlossen hinter diese Forderung.
© pa/DOSBAuch Staatsministerin Dr. Christiane Schenderlein sprach auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main
Neues Staatsministerium mit Sonderprogramm für Kinder und Jugendliche
Der Deutsche Bundestag hatte zuletzt bereits verstärkte Unterstützung auf den Weg gebracht. Zum Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Sportstätten“ wurde in den Haushalt für 2026 zusätzlich noch das Programm zur Sanierung kommunaler Schwimmbäder und -hallen in Höhe von insgesamt 250 Millionen Euro eingeplant. Beide Programme werden aus dem Sondervermögen finanziert, vom Bundesbauministerium administriert und die zu fördernden Projekten vom Haushaltsausschuss ausgewählt.
Studie: Nichts stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt mehr als Sportvereine
Die Mittel im Kernhaushalt des neuen, von Dr. Christiane Schenderlein geleiteten Staatsministeriums für Sport und Ehrenamt betragen 387 Millionen Euro. Dieser Aufwuchs ermöglicht erfreulicherweise auch ein neues, über vier Jahre laufendes 20-Millionen Euro-Programm, um die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Die Umsetzung des Programms soll in Kooperation mit den in DSV und DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) organisierten Schwimmvereinen und Sportbünden erfolgen. Für die Freigabe der Mittel durch den Haushaltausschuss ist noch ein Umsetzungskonzept des Bundeskanzleramtes erforderlich, das gerade erarbeitet wird.
Mehr zu den sechs Kernzielen in der neu beschlossenen DOSB-Zielstruktur bis 2035 lesen Sie hier. Mehr zu den Beschlüssen über den weiteren Weg bei der deutschen Olympiabewerbung lesen Sie hier.