Normalerweise vermischen sich die Aktiven der verschiedenen DSV-Sportarten so nur zu den Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften. Im Rahmen von „DIE FINALS 2021“ (01. – 06. Juni) werden jedoch erstmals die Deutschen Meisterschaften im Wasserspringen und Schwimmen parallel in einem Venue ausgetragen. Der optimale Zeitpunkt für ein ultimatives Kräftemessen zwischen unseren DSV-Aktiven. Im „Duell der Giganten“ treten Deutschlands schnellster Schwimmer Damian Wierling und der deutsche Meister und EM-Dritte im Turmspringen Timo Barthel gegeneinander an. Der Clou: Sie müssen beide sowohl schwimmen als auch springen und schlüpfen so in die Rolle des jeweils anderen. Ein spannendes Battle, das in der Schwimm- und Sprunghalle am Europasportpark (SSE) für kräftigen Applaus und den ein oder anderen Lacher von Zuschauenden sorgte.
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Aufwärmen im Wasserspringen – Drehwurm inklusive
Los geht es natürlich wie vor jedem Wettkampf mit dem Warm-Up. Die Trockensprunggrube der Berliner Schwimmhalle sehen die Beckenschwimmer*innen normalerweise nur im Vorbeigehen auf dem Weg zu den Umkleidekabinen, doch heute heißt es auch für Damian Wierling: Schuhe aus und ab auf’s Trampolin.
Timo Barthel, der trotz Höhenangst zu den besten Turmspringern der Welt gehört und in diesem Jahr wohl auch bei Olympia starten wird, zeigt Damian, wie man richtig Schwung holt, Rollen macht und sogar einen Salto ausführt. „Wie macht ihr das mit dem Drehwurm? Habt ihr den überhaupt noch?“, fragt der Schwimmer der SG Essen nach der dritten Rolle vorwärts. „Ja, das geht uns genauso, wenn wir mal länger Pause gemacht haben. Aber jetzt beim Jahreshöhepunkt, hat man sich dran gewöhnt“, erklärt Barthel.
Badekappenverlust und Laktat-Keule im Wettkampfbecken
Nach einem kurzen Handstandduell geht es für die DSV-Aktiven weiter zum 50m-Becken, in dem in diesen Tagen die besten Schwimmer*innen Deutschlands um ihre Meistertitel kämpfen. Auch hier heißt es zuerst: aufwärmen. Mit Armkreisen und Burpees bereitet Damian, der sich bereits sicher über 100m Freistil für Olympia qualifiziert hat, den Wasserspringer auf die nächste Aufgabe vor: 100m schwimmen. Um fair zu bleiben, schwimmt Freistilspezialist Damian im Duell ausnahmsweise Rücken, Timo Barthel darf die 100m hingegen kraulen. Nach 1:02,97 Minuten schlägt Wierling als Erster an, unter tobendem Applaus von den Zuschauerrängen kämpft sich Timo in 1:11,40 ebenfalls ins Ziel.
„Meine Beine zittern so. Ich bin tot“, berichtet Timo nach seinem Rennen.
„Ich habe Schwimmen komplett unterschätzt. Die ersten 50 Meter war ich noch voll motiviert, aber als ich die erste Bahn geschwommen bin, dachte ich mir ‘Oh, das schaffe ich nicht’“, erzählt der Hallenser.
„Mir wurde gesagt, ich soll nicht gleich am Anfang so schnell schwimmen, aber ich dachte mir: Es sind ja nur 100 Meter und Vollgas gegeben. Hätte ich doch mal auf die Meinung von erfahrenen Menschen hören sollen“, schmunzelt er. Damian findet, er hat das stark gemacht – dass Timo nun ausgerechnet seine Badekappe verlor, Wasser schluckte und dann plötzlich das Laktat hochschoss, kennt der Schwimmer: „Man unterschätzt, dass so ein bisschen beim Schwimmen, irgendwann kommt dann die Laktat-Keule und die kommt dann halt relativ schnell, und auf einmal sind nach 50 Metern dann die Arme und Beine schon total fest. Das kennen wir auf jeden Fall auch.“
Mit oder gegen das Brett, das ist hier die Frage
Für den zweiten Teil beim „Duell der Giganten“ geht es für die DSV-Aktiven ins benachbarte Wettkampfbecken der Wasserspringer*innen, in dem sonst auch Rekordeuropameister Patrick Hausding seine Salti macht. Timo springt normalerweise vom Turm (10 Meter), heute haben sie der Fairness halber das 1m-Brett zur Wahldisziplin erklärt. Während die Wertungsrichter auf ihren Stühlen am Beckenrand Platz nehmen, steigt Damian zum ersten Mal voll konzentriert auf das hellblaue Brett.
Schon beim Wippen merkt der Schwimmer dann: dass es nicht ganz so will wie er.
„Das Brett hat immer gegen mich gearbeitet, mich nach vorne katapultiert oder es kam halt wieder hoch, wenn ich gerade runterkam. Also ich hatte gar kein Gefühl dafür, was eigentlich mit diesem Brett passiert und wie ich mich darauf bewegen muss“, erzählt Damian.
Nach ein paar Übungen geht es los und die Rivalen zeigen ihre Sprünge. Mit 8.5, 9.5 und 8.5 Punkten zeigt Barthel, was er auch aus dieser Höhe kann. Damian platscht nach einem guten Sprung zwar etwas ungünstig und spritzt stark, wird aber trotzdem mit 4.0, 1.0, und 1.0 Punkten vom Kampfgericht belohnt. „Ich glaube, ich muss ehrlich gestehen, das war sehr großzügig“, lacht er und hat sichtlich Gefallen an der Herausforderung gefunden. Auch Timo lobt Damians Leistung: „Ich habe es auf jeden Fall deutlich schlimmer erwartet“, erzählt er. „Hier und da muss man an dem Sprung noch etwas feilen. Aber fürs erste Mal ohne Vorerfahrung war es gut. Ein Profisportler wird er jetzt auch nicht bei uns, genauso wie ich im Schwimmen. Aber dafür haben wir ja unsere Sportarten.“
Wer das Duell gewonnen hat? Ein klares Unentschieden, sagen die Kontrahenten. Doch das Duell der Giganten wird weiter gehen. Timo und Damian wollen sich spätestens vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris (FRA) noch mal zu einem Battle treffen – bis dahin wird fleißig weiter geübt.