Bayern erhöht Erfolgsprämie, Sachsen-Anhalt lieber das Trainergehalt

Raik Hannemann
Raik Hannemann
17:02

Die Diskussion um die sparsame Vergütung von Olympiamedaillen lässt erst die Wirtschaft und nun auch die Politik umdenken. Allerdings nur auf kleineren Ebenen.

Beim Bayerischen Sportpreis ehrt Innenminister Joachim Herrmann die Paris-Sieger*innen Josia Topf, Jessica von Bredow-Werndl und Oliver Zeidler (v.r.)© pa/SvenSimon | Frank Hoermann

Beim Bayerischen Sportpreis ehrt Innenminister Joachim Herrmann die Paris-Sieger*innen Josia Topf, Jessica von Bredow-Werndl und Oliver Zeidler (v.r.)

Schwimm-Weltmeisterin Angelina Köhler setzte die Diskussion während der Olympischen Spiele in Paris (FRA) erst so richtig in Gang. „Ich finde, es kann nicht sein, dass Leute beim ‚Sommerhaus der Stars‘ 50.000 Euro gewinnen und Athleten, die eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen gewinnen, nur 20.000 Euro“, sagte die 23-Jährige im Interview. Und löste damit wohl viel mehr aus als erwartet. Bayern erhöht Erfolgsprämie, Sachsen-Anhalt lieber das Trainergehalt.

Noch im August kündigte die Drogeriemarktkette Rossmann an, für die Spiele 2028 in Los Angeles (USA) zusätzlich zu den Sporthilfe-Prämien noch einmal genauso viel Geld  an die Olympiaheld*innen auszuschütten. Wobei die Prämien hier bei Mehrfachgewinnen sogar in voller Höhe ausgezahlt werden. „Spitzensport muss sich lohnen und da ist nicht nur die Bundesregierung, da sind auch wir als Gesellschaft gefragt“, sagte Raoul Roßmann aus der Geschäftsleitung des Unternehmens aus Niedersachsen. Bei einem Abschneiden wie in Paris würden in vier Jahren dann 1,3 Millionen Euro für ihn fällig werden. Roßmann sieht eine solche Summe als sinnvolle Investition an: „Ich hoffe, dass wir nicht nur für Sportler einen Anreiz schaffen, sondern auch weitere Unterstützer motivieren können.“

Rossmann zahlt 2028, Bayern dagegen rückwirkend schon für die Erfolge in Paris

Ob die durchweg positive Reaktion auf diese Ankündigung der Auslöser war? Jedenfalls kündigte nun auch Bayerns Regierung an, die Sporthilfe-Prämien für Aktive aus ihrem Bundesland aufzudoppeln – und das nun sogar schon rückwirkend für die Spiele von Paris. Als Goldmedaillengewinner*innen wie die Para-Schwimmer Taliso Engel und Josia Topf bei der Verleihung des Bayerischen Sportpreises am Samstag davon hörten, war die Freude groß. „Markus Söder erwähnte diesen Plan vor zweieinhalb Wochen bei der Ehrung am Olympiastützpunkt schon in seiner Rede. Aber da wusste keiner gleich genau, was da nun Sache ist. Die offizielle Verkündung ist für uns nun eine coole Sache. Noch wichtiger als das Geld ist aber die steigende Wertschätzung für den Sport insgesamt“, sagte Taliso Engel.

Gold bei Olympia oder den Paralympics wird von der Sporthilfe mit 20.000 Euro honoriert. Für Silber gibt es 15.000 und für Bronze 10.000 Euro. Zumindest für erfolgreiche Bayern verdoppelt sich nun alles schon in diesem Jahr. Und 2028 gäbe es für einen Olympiasieg dann auch mehr als für Sieger*innen beim Trash-TV. „Das haben wir jetzt beschlossen. Wir wollen damit auch einfach mal ein Zeichen setzen”, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann der „Bild“-Zeitung dazu.

Taliso Engel wären bundesweit einheitliche Regelungen lieber

Aber taugt die Olympiaprämien wirklich zum Wahlkampfthema auf Länderebene? Brustschwimmer Engel regt trotz der für ihn guten Nachricht an, weiterhin möglichst einheitliche Prämienregelungen anzustreben. „Es wäre zu sehr wünschen, wenn das mit der Verdoppelung bundesweit für alle aus dem Olympiateam gleichermaßen möglich gemacht würde, es geht hier schließlich um das Team Deutschland“, sagte Engel, der auch in Tokio 2021 bereits Gold gewann. Und ganz nebenbei würden so auch Grenzfälle bei der Zuordnung verhindert. Lebensmittelpunkt und Verein liegen bekanntlich längst nicht immer im selben Bundesland.

Bayern erhöht Erfolgsprämien, Sachsen-Anhalt lieber das Trainergehalt

Ganz andere Prioritäten bei der Sportförderung setzte die Politik in dieser Woche dagegen in Sachsen-Anhalt. Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) änderte dort nämlich erst einmal die Vergütungsordnung für die 75 hauptamtlichen Trainer*innen des Landessportbundes (LSB). Rückwirkend zum 01. Januar 2024 erhalten diese nun eine höhere Grundvergütung und damit mehr Geld, angelehnt an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder. Bisher hatten die Trainer*innengehälter im Durchschnitt rund 20 Prozent unter vergleichbaren Tarifentgelten gelegen, dies wird nun mit 1,5 Millionen Euro zusätzlich nun angeglichen.

Der LSB-Vorstandsvorsitzende Tobias Knoch lobte zu Recht, dass Sachsen-Anhalt mit der Entscheidung nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich wieder konkurrenzfähig werde. In anderen Bundesländer wünschen sich nun sicher viele, dass Olympia bei ihnen auf ähnlich Weise Nachhall findet.