© picture alliance | Kyodo
Aus alt mach neu – das sind die Olympiamedaillen. Über 11.000 Athlet*innen kämpfen ab Samstag (23. Juli) bei den Olympischen Spielen in Tokio um die begehrten Gold-, Silber- und Bronzeplaketten. Allein im Beckenschwimmen werden in 35 Wettbewerben Medaillen vergeben, nur in der Leichtathletik (38) sind es noch mehr. Rechnet man die anderen Disziplinen dazu – Freiwasser (zwei), Wasserspringen (acht), Synchronschwimmen (zwei) und Wasserball (zwei) – ist der Schwimmsport mit 49 Entscheidungen sogar einsame Spitze. Wie immer steckt auch in diesem Jahr ein bis ins kleinste Detail durchdachtes Konzept hinter Herstellung und Design der olympischen und paralympischen Medaillen.
Komplett aus recyceltem Material hergestellt
So ist Japan der erste Olympiaausrichter, der seine Bevölkerung bei der Produktion mit einbezogen hat und die Medaillen komplett aus recyceltem Material herstellt. Im Rahmen des „Tokyo 2020 Medal Project“ wurden im ganzen Land alte Handys und andere Elektrogeräte gesammelt – für allerlei Hightech Gadgets ist das asiatische Land ja bekannt. In Elektrogeräten verbirgt sich einiges an Edelmetall, das nun für die Herstellung von knapp 5.000 Medaillen für die Aktiven genutzt wurde. Damit will der Ausrichter einen Beitrag zur Nachhaltigkeit der Spiele leisten. Übrigens: Auch die Treppchen, auf denen sich die Platzierten dann die Medaillen selbst umhängen müssen, bestehen aus recyceltem Plastik unter anderem aus dem Meer.
Über 400 Designvorschläge
Auch beim Design der Olympiamedaillen durfte die japanische Bevölkerung ran. Alle Designer*innen und Designstudent*innen des Landes waren dazu eingeladen, ihre Entwürfe für die Sieger*innenplaketten einzureichen. So war das Land von der Beschaffung der Metalle bis zur Gestaltung der fertigen Medaille in den Prozess eingebunden. Unter den über 400 Entwürfen, die das Organisationskomitee im Vorfeld der Spiele erhielt, zog Designer Junichi Kawanishi das glückliche Los. Sein Design wird in den kommenden Wochen die Hälse von Sportler*innen aus aller Welt schmücken. „Seine“ Medaillen sollen rauen Steinen ähneln, die poliert worden sind und nun glänzen. Genau wie Sportler*innen, die täglich hart arbeiten und nun dafür belohnt werden.
Bevor sie ihren eigenen Ideen freien Lauf lassen können, müssen sich die Medaillendesigner*innen übrigens an drei feste Bestandteile des Designs halten. Nike, die griechische Siegesgöttin vor dem Panathinaikos-Stadion, das olympische Symbol der fünf Ringe sowie der offizielle Name der jeweiligen Spiele (in diesem Fall Spiele der XXXII. Olympiade, Tokio 2020).
Traditionelle japanische Motive im Band
Wie auch die Medaillen an sich, sind auch die daran befestigten Bänder aus nachhaltigem Material hergestellt: aus chemisch recycelten Polyesterfasern. Im Design findet sich eine moderne Form der ichimatsu moyo und kasane no irome wieder – dabei handelt es sich um ein Schachbrettmuster und eine traditionelle Kimono-Schichttechnik. Und wer wissen will, welche Medaille er/sie gerade in der Hand hält, kann das sogar mit geschlossenen Augen erkennen! Auf dem Band befinden sich Silikonlinien, anhand derer sich direkt ertasten lässt, ob es um Gold, Silber oder Bronze handelt.
„Tokyo 2020“ in Brailleschrift bei Paralympics
Ähnlich funktioniert es übrigens auch bei den Medaillen für die paralympischen Sportler*innen. Auch sie können durch Silikonlinien die Art der Medaille erfühlen. Für sehbehinderte Aktive steht außerdem der „Tokyo 2020“-Schriftzug zudem in Brailleschrift auf der Medaille. Kreisförmige Vertiefungen auf der Seite der Medaillen (eine für Gold, zwei für Silber, drei für Bronze) machen die Medaillentypen durch Ertasten ebenfalls leicht unterscheidbar. Es ist das erste Mal überhaupt in der paralympischen Geschichte, dass diese Bestimmung für Aktive mit einer Sehbehinderung getroffen wurde. Auch das Design für die paralympischen Plaketten stammt aus dem Wettbewerb, die Designerin ist Sakiko Matsumoto.