Wegen Frauenfeindlichkeit: Tokios OK-Chef tritt zurück

Raik Hannemann
Raik Hannemann
11:06

Wegen Frauenfeindlichkeit: Tokios OK-Chef tritt zurück© picture-allianceDie Coronavirus-Krise bereitet Japan schon genug Probleme bei der Vorbereitung der Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli – 08. August), doch jetzt muss man auch noch einen neuen Chef für das Organisationskomitee finden. Nach frauenfeindlichen Äußerungen hatte der bisherige OK-Chef  Yoshiro Mori auf einer Sondersitzung am Freitag seinen Rücktritt erklärt. Als Nachfolger werden in den Medien Japans Olympiaministerin Seiko Hashimoto und Saburo Kawabuchi gehandelt. Letzterer ist der ehemalige Präsident des nationalen Fußballverbandes sowie Mitbegründer der J-League und bislang als Chef des Olympischen Dorfes im OK tätig.

„Meine unangemessene Äußerung hat viel Chaos verursacht, ich möchte mit sofortiger Wirkung zurücktreten.”

Der 83-jährige Mori hatte bei einer Vorstandssitzung zur geplanten Verdopplung der Frauenquote in Gremien der Sportverbände auf 40 Prozent erklärt, Frauen redeten zu viel, weshalb Vorstandssitzungen Zeit in Anspruch nähmen. „Wenn eine von ihnen ihre Hand hebt, denken sie wahrscheinlich, dass sie auch etwas sagen müssen. Und dann sagen alle etwas“, wurde Mori zitiert. Diese Diskriminierung löste heftigen Protest aus, der dann auch durch eine öffentliche Entschuldigung nicht mehr zu bändigen war. Rund 390 Volunteers kündigten an, ihr Ehrenamt nun nicht mehr antreten zu wollen. Die Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike, wollte Mitte Februar nicht mehr am Treffen mit Mori und IOC-Präsident Thomas Bach teilnehmen. Auch viele der Olympiasponsor*innen äußerten öffentlich scharfe Kritik.

Tokio soll ein Zeichen für die Gleichberechtigung setzen

Sogar das sonst gegenüber Gastgeber oft zurückhaltend auftretende Internationale Olympische Komitee (IOC) monierte öffentlich, Moris Aussagen seien „absolut unangebracht und im Widerspruch zu den Verpflichtungen des IOC und den Reformen seiner Olympischen Agenda 2020“. Mit der bislang besten Quote sollen die Spiele in Japan schließlich auch ein Zeichen für die Gleichberichtigung unter den Geschlechtern setzen. Daher nutzten dem ehemaligen Regierungschef am Ende selbst die guten Kontakte zur aktuellen Staatsführung nichts mehr. „Meine unangemessene Äußerung hat viel Chaos verursacht, ich möchte mit sofortiger Wirkung als Präsident zurücktreten”, sagte Yoshiro Mori am Freitag. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Führungswechsel nicht zu weiteren Problemen führt. In den nicht mal mehr sechs Monaten bis zur Eröffnung bleibt noch viel zu tun.