Sparmaßnahmen bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 können nicht mehr ausgeschlossen werden. Zwar hat die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in seiner erstmaligen Videositzunggerade einen Notfallfonds über 800 Millionen Dollar (740 Millionen Euro) bereitgestellt, um sich an den Kosten der wegen der Coronavirus-Pandemie erfolgten Verschiebung um ein Jahr zu beteiligen. 650 Millionen Dollar davon fließen in die organisatorischen Maßnahmen in Japan, 150 Millionen an die Verbände und NOKs. Doch das deckt natürlich nicht jeden Aufwand ab.
Offiziell waren die Zusatzkosten der Verlegung mit 2,5 Milliarden Euro beziffert worden. Einige Experten hatten eher von über fünf Milliarden Euro gesprochen. IOC-Präsident Thomas Bach bereitet die Seinen deswegen auf Einschnitte vor. „Es gibt keine Tabus, alles kommt auf den Tisch“, betonte der 66-Jährige. Aber welche Sparmaßnahmen bei Olympischen Spielen sind nun zu erwarten?
Nutzung des Athletendorfs und bestimmter Arenen in 2021 ist noch nicht gesichert
Eine Taskforce mit dem Namen „Here we go“ wird Möglichkeiten erarbeiten, über die auch bei der 136. IOC-Session am 17. Juli (findet dann ebenfalls erstmals virtuell statt) dann diskutiert wird. Derzeit ist sogar noch offen, ob die Olympia-Organisatoren in Tokio wie erhofft auch 2021 die gleichen Wettkampfstätten und das Olympische Dorf nutzen können. Die Wohnungen dort waren allesamt bereits verkauft worden. Die Eigentümer sollten sie noch in diesem Jahr nutzen können. Auch für andere Arenen gibt es Nachnutzungskonzepte, die nicht einfach ein Jahr warten können. Nun alles neu zu organisieren, sei „kein einfaches Unterfangen“, so Bach. Der IOC-Chef deutet damit an, dass es womöglich gar kein Athletendorf geben könnte in 2021. Sogar der Verzicht auf einzelne Disziplin erscheint im Fall der Fälle nicht mehr undenkbar.
Wohl auch deshalb hatte Bach dieser Tage auch eine Botschaft an die „Olympic Community“ geschrieben. Als Einladung zur Diskussion über die Folgen der Coronavirus-Krise für den Sport. Es gebe Herausforderungen, aber auch viele Chancen. Ideen, Kommentare und Vorschläge zum Thema sollen per Mail (Olympism-Corona@olympic.org ) an ihn herangetragen werden.
“Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Diese Situation verlangt von jedem von uns, seinen Teil dazu beizutragen”
„In dieser neuen Situation bedarf es unserer uneingeschränkten Solidarität, Kreativität, Entschlossenheit und Flexibilität. Ein jeder von uns wird Opfer bringen und Kompromisse eingehen müssen. Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Diese Situation verlangt von jedem von uns, seinen Teil dazu beizutragen“, schrieb Bach.
Besinnung auf Agenda 2020 soll zu Sparmaßnahmen bei Olympia führen
„Change or be changed“. Das Motto, unter dem die Olympische Agenda 2020 ins Leben gerufen wurde und das so an einer Wand der IOC-Zentrale in Lausanne geschrieben steht, sei in der Krise aktueller denn je. „Für die meisten Sportveranstaltungen, wie für die Gesellschaft insgesamt, wird nichts mehr so sein wie zuvor. Daher sollte das IOC die Nachhaltigkeits- und Machbarkeitsreformen der Olympischen Agenda 2020 durch eine weitere Phase stärken, um den Organisationskomitees der Olympischen Spiele noch mehr Einsparungen zu ermöglichen. Diese neuen Maßnahmen sollten zu einer weiteren Verringerung der Belastung bei Olympischen Spielen führen“; schrieb Bach. Der Anstieg auf 339 Wettbewerbe in Tokio – das sind 33 mehr als 2016 in Rio – könnte demnach bald wieder rückgängig gemacht werden.
Von wegen Sparmaßnahmen bei Olympia
Von wegen Sparmaßnahmen bei Olympia, die Anzahl der Wettkämpfe ist immer mehr angestiegen. Mit einem gewissen Hang zum Gigantismus.
2021 in Tokio: 339
2016 in Rio: 306
1996 in Atlanta: 271
1988 in Seoul: 237
1972 in München: 195
1964 in Tokio: 163