Der erste Schritt ins Wasser fällt nicht jedem Kind leicht. Doch mit den richtigen Tipps kann die Angst vor dem Wasser spielerisch überwunden werden. Wie du dein Kind sicher begleitest und worauf du achten solltest, erfährst du hier.
Viele Kinder haben zunächst Angst vor dem Wasser – und das ist völlig normal. „Ich will nicht ins Wasser!“ ist ein Satz, den viele Eltern beim Schwimmbadbesuch schon gehört haben. Während einige Kinder sich von Anfang an begeistert ins Nass stürzen, brauchen andere mehr Zeit, um sich mit dem neuen Element anzufreunden. Mit Geduld und den richtigen Methoden lässt sich diese Zurückhaltung meist überwinden. Wie das gelingt, erfährst du hier: So nimmst du deinem Kind die Angst vor dem Wasser.
Das Wichtigste in Kürze – darauf kommt es an:
- Frühzeitige Wassergewöhnung hilft, Ängste abzubauen
- Druck ist kontraproduktiv
- Eltern können den Lernprozess unterstützen
Woher kommt die Angst vor dem Wasser?
Angst resultiert oftmals aus Unwissenheit – es ist die Angst vor dem Unbekannten. Entsprechend erleichtert eine frühzeitige Wassergewöhnung und eine Vorbereitung auf das, was im Schwimmkurs passiert und wie Abläufe dort sind, vielen Kinder den Einstieg. „Man kann zum Beispiel gemeinsam Bilderbücher oder Videos zum Thema Schwimmen lernen anschauen. Oder man besucht das Schwimmbad schon einmal vorab, damit das Kind weiß, wie es dort aussieht und was es dort erwartet“, sagt Linda Hohmann, Jugendreferentin im Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV). „Bevor das Kind in den Kindergarten oder in die Schule kommt, schaut man sich ja auch schon einmal den Schulweg an oder den Spielplatz der Kita. So sollte es auch mit Blick auf den Schwimmkurs selbstverständlich sein.“
Wie kann eine frühzeitige Wassergewöhnung aussehen?
Damit Kinder das Element Wasser mit seinen besonderen Eigenschaften kennenlernen, kann bereits von Klein auf und lange vor dem ersten Schwimmkurs viel getan werden. Dazu gehören frühzeitiger und regelmäßiger Kontakt zu und spielerische Übungen im Wasser – zum Beispiel in der Badewanne, Dusche oder im Planschbecken – sowie Besuche im Schwimmbad. „Das geht schon zu Hause beim Duschen los, dass man lernt, Wasser im Gesicht zu tolerieren“, sagt Linda Hohmann. Von Produkten, die genau das verhindern, dass Wasser ins Gesicht läuft, rät sie unbedingt ab.
Gib deinem Kind ausreichend Gelegenheit, Eigenschaften wie Druck, Auftrieb, Temperatur und Widerstand im Wasser kennenzulernen. Auch Grundfertigkeiten wie unter Wasser ausatmen, schweben, springen, rollen, drehen, tauchen und gleiten können so geschult werden. „Wichtig ist auf jeden Fall eine gewisse Regelmäßigkeit“, betont Hohmann. Es bringe wenig, mit einem dreijährigen Kind vier Wochen lang schwimmen zu gehen und danach aber drei Jahre lang nicht mehr. Die DSV-Jugend hat zu diesem Thema viele Hinweise zusammengetragen, wie eine solche Wassergewöhnung aussehen kann.
Druck ist bei Angst vor dem Wasser der falsche Weg
Entscheidend für eine freudvolle Begegnung mit dem Wasser ist ein liebevoller, spielerischer Zugang ohne Druck. Auf keinen Fall sollten Kinder zu Dingen gezwungen werden, vor denen sie (noch) Angst haben. Hilf deinem Kind stattdessen durch schrittweise Annäherung, seine Angst abzubauen. Oftmals hilft auch die Gruppendynamik in einer Kindergruppe, um Neugier und Begeisterung zu wecken. Die Kursleitungen sollten zudem eine entsprechende pädagogische Vorbildung und/oder langjährige Erfahrung haben, so dass sie mit viel Empathie, Feingefühl und dem ein oder anderen Trick auf die Ängste deines Kindes eingehen können.
Sollte sich dein Kind trotzdem in einem Schwimmkurs oder im Wasser nicht wohl fühlen, dann nimm diese Emotionen ernst. Vielleicht ist das Kind einfach noch nicht bereit für einen Schwimmkurs. Dann klappt es ein halbes Jahr später oder unter anderen Rahmenbedingungen womöglich besser. „Manchmal liegt es nur daran, dass das Lehrschwimmbecken zu kalt war, dass sich ein Kind nicht wohlfühlt“, sagt Linda Hohmann. Gerade in Zeiten knapper Wasserflächen sind Schwimmkursplätze allerdings heiß begehrt. Manche Eltern haben dann Sorge, ihren hart erkämpften Platz für ihr Kind zu verlieren. „In solchen Fällen liegt es auch in der Verantwortung der Vereine oder Anbieter, dass sie da eine gute Lösung finden und ein solches Kind, das noch nicht bereit war für einen Schwimmkurs, für den nächsten Kurs dann vorrangig auf die Warteliste setzen“, appelliert die DSV-Jugendreferentin.
Was Eltern neben dem Schwimmkurs tun können – und was sie lieber sein lassen sollten
Es kann nicht schaden, wenn Eltern parallel zu einem Schwimmkurs zusätzlich auch noch in der Freizeit mit ihren Kindern schwimmen gehen. Wichtig ist dann aber, dass sie dabei nichts machen, was den Kursinhalten entgegenwirkt – also beispielsweise Hilfsmittel wie Schwimmflügel einsetzen, die im Kurs extra nicht verwendet werden. „Vielmehr sollte man das vertiefen, was das Kind schon gelernt hat“, sagt Linda Hohmann. Ganz wichtig dabei: Unsichere Schwimmer*innen – also alle, die noch kein Bronzeabzeichen haben – müssen im Schwimmbad selbstverständlich immer unter direkter Aufsicht sein.
Falsch wäre es auch, die Kinder zu überfordern. Ein Kind, das gerade erst mit dem Schwimmkurs begonnen hat, sollte eher nicht „um Oma und Opa zu zeigen, was du schon kannst“ einmal die gesamte Länge des Beckens schwimmen. „So etwas kann sonst dazu führen, dass auch Kinder, die eigentlich keine Angst hatten, plötzlich welche bekommen. Man sollte lieber kleine Schritte machen und nicht zusätzlich Druck aufbauen“, so Hohmann.