Die olympischen Sportstätten in Tokio werden bei den Spielen 2021 in riesiger Menge gebraucht, stehen hier doch diesmal 339 Wettbewerbe in 33 Sportarten mit insgesamt 51 Disziplinen an. Das sind über 30 mehr als vor vier Jahren in Rio. In Japans riesiger Hauptstadt liegen die meisten Venues in einem Radius von nur acht Kilometern rund um das Olympische Dorf in zwei verschiedenen Clustern: der Heritage Zone und der Tokyo Bay Zone.
© Tokyo Metropolitan Government
Eines der großen Bauprojekte war natürllich das Aquatics Centre in der Bay Zone, umgerechnet 471 Millionen Euro hat es gekostet. Besonders beeindruckend am Schwimm-Tempel ist das Dach. Die gewaltige Konstruktion ist 160 Meter lang und 130 Meter breit und wiegt 7.000 Tonnen. Das Dach wurde erst am Boden zusammengebaut, ehe man es auf die vier tragenden Säulen in 37 Metern Höhe hievte. Das Aquatics Centre bietet stolze 15.000 Zuschauer-Plätze, hier finden sämtliche Olympia-Wettkämpfe im Schwimmen, Wasserspringen und Synchronschwimmen statt – hoffentlich mit vielen DSV-Starter*innen.
© Tokyo 2020Tokio hat für die Olympische Spielen noch eine weitere Großarena für den Wassersport. Und auch die 2018 renovierte Tatsumi-Schwimmhalle für die Wasserballer ist architektonisch ein absoluter Hingucker, erinnert äußerlich ein wenig an die berühmte Oper im Hafen von Australiens Metroplole Sydney. Es gab zwischendurch reichlich Wirbel in den Medien und in der Politik, weil man Asbest fand bei den Umbauten. Der wurde natürlich komplett abgedeckt, aber Kritiker*innen hätten lieber eine totale Sanierung gesehen. Nach den Spielen soll die schmucke Arena (4.700 Plätze) dann übrigens als Eishalle genutzt werden. Vorher nutzen dort aber hoffentlich die Männer von Bundestrainer Hagen Stamm hier eiskalt ihre Chance. Die Olympia-Qualifikation können sie im kommenden Februar (14. – 21.) in Rotterdam klarmachen.
Auch die olympische Arena der Freiwasserschwimmer*innen in Tokio ist zentral gelegen
Nicht weit entfernt liegt der Odaiba Marine Park, wo direkt vor einem Einkaufs- und Vergnügungsviertel die Freiwasserschwimmen (und der Triathlon) vor 5.500 Zuschauern stattfinden. Spektakuläre Bilder fürs Fernsehen sind dabei unabhängig vom Abschneiden Florian Wellbrocks oder Leonie Becks garantiert, denn im Hintergrund liegt die knapp 800 Meter lange Rainbow Bridge, die Tokios Hafen mit dem Stadtzentrum verbindet. Gegenüber dieser Hängebrücke liegt der Shiokaze Park, wo mitten im Grünen temporär das Beachvolleyball-Stadion errichtet wird. Die Arena ist mit 12.000 Plätzen übrigens genauso groß wie die an der Copacobana in Rio. Und diese Arena hatte vielen Olympia-Gästen 2016 doch am besten gefallen.
In Tokios Stadien sind 2021 diese Sportarten neu dabei:
- Baseball/Softball
- Karate
- Sportklettern
- Skateboard
- Surfen
Am Ostrand der Tokyo Bay Zone liegt die Makuhari Messe Hall. Wo normalerweise große Ausstellungen, Kongresse und Konzerte stattfinden, geht es um Medaillen im Taekwondo, Ringen und Fechten. Ebenfalls in diesem Bereich liegen Tennis Park (dort findet auch der reguläre Stopp der Profi-Tour in Japan statt), Hockey-Stadion und die Wettkampfstätten für BMX, Sportklettern, Volleyball und Turnen sowie die Regattastrecke für Ruderer und Kanuten.
18 Hochhäuser auf einer Insel bilden das Athletendorf
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Zudem liegt in Sichtweite hier auch das Athletendorf mit 18.000 Betten. Die sind übrigens aus stabilem Karton, bei den Matratzen kann man per App den Härtegrad verstellen. Der Hochhauskomplex mit 18 Gebäuden an der Harumi Waterfront ist wie eine Insel von Wasser umschlossen und weist japanischen Standard auf, die Wohneinheiten sind also eher klein und nach westlicher Empfindung auch flach. Alle Wohnungen waren zum Zeitpunkt der Verschiebung der Spiele schon verkauft, das Viertel gilt auch dank Hafen und Fährenanlegestelle als attraktiv.
“Die Wohnungen im Olympischen Dorf waren zum Zeitpunkt der Verschiebung auf das Jahr bereits allesamt verkauft”
Tokios neues Olympiastadion kostete 1,3 Milliarden Dollar
In der Heritage Zone, in der das Erbe der Spiele von 1964 mit der Nutzung auch älterer Arenen genutzt wird, befinden sich elf weitere Sportstätten. Und auch auf diese Arenen kann sich jeder Besucher freuen. Besonders natürlich auf das neue Nationalstadion als Zentrum des Spiele, welches genau an der Stelle des alten Olympiastadions von 1964 erbaut wurde. Für sage und schreibe 1,3 Milliarden Dollar – da muss einfach ein Bau herausspringen, der alle erfreut. Hier finden neben der Eröffnungs- und Schlussfeier Fußballspiele und die Leichtathletik-Wettkämpfe statt. Begrünte Decks, Ventilatoren und Nebelmaschinen sollen Athlet*innen und Zuschauer*innen trotz drückender Hitze angenehme Bedingungen ermöglichen.
Das Tokyo Metropolitan Gymnasium erlebt diesmal die Tischtennis-Spiele, 1964 hatte hier noch Turnen und Wasserball stattgefunden. Das Nippon Budōkan, ein aus drei achteckigen Hallen bestehender Komplex, beheimatet wie 1964 Judo und Karate. Sonst finden hier Musikkonzerte statt, Bob Dylan hat hier ein legendäres Live-Album aufgenommen. Im Yoyogi National Stadium, dessen Hängedach als Vorbild für die Architektur des Münchener Olympiaparks diente, beherbergt die Handballturniere der Männer und Frauen. Die Kokugikan Arena ist sonst der Tempel der Sumos, während Olympia finden hier diesmal die Boxkämpfe statt. Im renovierten Equestrian Park fallen anders als 1964 diesmal alle Entscheidungen im Reiten, wegen der Hitze sind die Stallungen klimatisiert.
Golf und Basketball mit vielen Zuschauern, aber ihre olympischen Sportstätten in Tokio liegen weiter ab vom Schuss
Einige Wettbewerbe werden auch außerhalb Tokios ausgetragen. Marathonläufer und Geher streiten in Sapporo um die Medaillen. Fußball wird ebenfalls in Sapporo, Sendai, Kashima, Saitama und Yokohama gespielt. Die Golfer treffen sich im Kasumigaseki Country Club in Kawagoe (25.000 Zuschauer). Basketball wird in der Saitama Super Arena (21.000 Plätze) zu sehen sein, Baseball und Softball in Yokohama und Fukushima, Segeln vor der Halbinsel Enoshima.
Die olympischen Sportstätten in Tokio mit den meisten Zuschauern (nur Tokyo City)
- National Stadium (Leichtathletik, Fußball, Eröffnungs- und Schlussfeier) 68.000 Plätze
- Tokyo Stadium (Fußball, Rugby, Mod. Fünfkampf) 48.000 Plätze
- Ariake Tennis Park (Tennis) 19.900 Plätze
- Sea Forest Cross-Country Course (Reiten) 16.000 Plätze
- Sea Forest Waterway (Kanu, Rudern) 16.000 Plätze
- Aquatics Centre (Schwimmen, Wasserspringenm Synchronschwimmen) 15.000 Plätze
- Ariake Arena (Volleyball) 15.000 Plätze
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Die olympischen Sportstätten in Tokio haben einen hohen Preis
Insgesamt werden in Tokio 339 Wettbewerbe ausgetragen. 165 für Männer, 156 für Frauen, 12 im Mixed, 6 ohne Trennung. Das Programm wurde damit um insgesamt 33 Wettkämpfe gegenüber Rio 2016 aufgestockt, vor allem zugunsten von Mixed-Teams zum Beispiel im Bogenschießen, Judo, Triathlon und in der Leichtathletik (4 x 400 m). Auch im Schwimmen gibt es erstmals einen Mixed-Wettbewerb (4x100m Lagen).
Vor der Verschiebung hatte das Organisationskomitee Kosten in Höhe von rund 11,3 Milliarden Euro ausgewiesen. Der National Audit Board Japans (Prüfausschuss für Staatsausgaben) schätzt diese Summe aber mehr als doppelt so hoch ein. Allein die Verschiebung kostet fast sechs Milliarden Euro zusätzlich.