K.o.-Duelle sollen Weltcup im Wasserspringen noch attraktiver machen

Philip Häfner
Philip Häfner
12:21

Ein neues K.o.-Format soll das Weltcupfinale im Wasserspringen spannender denn je machen! Doch nicht alle sind begeistert. Erfahre, wie das Duell-Prinzip funktioniert und welche Taktik nun entscheidend wird.

Wasserspringer Moritz Wesemann zeigt beim Weltcup 2024 in Berlin einen Schraubensprung vom 3m-Brett© Jo Kleindl

Moritz Wesemann findet es grundsätzlich gut, dass man sich Gedanken macht, wie das Wasserspringen noch attraktiver werden kann. Aber er hat auch Bedenken.

Guadalajara als Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Jalisco ist bekannt für Tequila und Mariachi-Musik, die beide aus dieser Gegend des Landes stammen. Die passenden Zutaten für ein stimmungsvolles Event sind beim Auftakt der neuen Weltcupsaison im Wasserspringen vom 03. – 06. April also gegeben.

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Insgesamt sind vom Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) sechs Aktive beim Weltcupstart in Mexiko mit dabei, eine Woche später in Windsor (CAN/10. – 13. April) dann sieben. Ihr Ziel: Fleißig Punkte sammeln für das Super Final in Peking (CHN/02. – 04. Mai). In diesem Jahr lohnt die Qualifikation dafür gleich doppelt. Schließlich erlebt das Weltcupfinale 2025 die Premiere eines neuen, aufregenden Wettkampfformats in den Einzelwettbewerben, durch den das Wasserspringen für das Publikum noch spannender werden soll.

Es ist gut, dass man sich Gedanken macht, wie man unsere Sportart noch attraktiver gestalten kann.

Beim Weltcupfinale werden die K.o.-Duelle erstmals angewendet

Bei den ersten beiden Weltcupstationen in Guadalajara und Windsor wird noch nach dem bekannten Prinzip gesprungen. Die besten Zwölf nach diesen beiden Events qualifizieren sich für das Super Final, wo dann erstmals beim Wasserspringen ein K.o.-System angewandt wird. Das Format für Synchrondisziplinen und das Mixed-Team-Event bleibt unverändert.

Das DSV-Team für die Weltcups in Guadalajara und Windsor

Frauen:

Jette Müller (WSC Rostock/3m-Brett, Team-Event)

Pauline Pfeif (Berliner TSC/Turmspringen, Team-Event)

Männer:

Luis Avila Sanchez (Berliner TSC/Turmspringen, Turm-Synchronspringen) – nur Guadalajara

Jaden Eikermann (SV Neptun Aachen/Turmspringen, Turm-Synchronspringen – nur Guadalajara, Team-Event)

Lou Massenberg (Berliner TSC/3m-Brett, 3m-Synchronspringen – nur Guadalajara, ggf. Team-Event)

Moritz Wesemann (SV Halle/3m-Brett, 3m-Synchronspringen – nur Guadalajara, ggf. Team-Event)

Timo Barthel (SV Halle/3m-Synchronspringen) – nur Windsor

Espen Prenzyna (WSC Rostock/Turm-Synchronspringen) – nur Windsor

Ole Rösler (WSC Rostock/Turmspringen, Turm-Synchronspringen) – nur Windsor

Jeder Einzelwettkampf beim Weltcupfinale geht über drei Phasen. In der ersten Phase (Head-to-Head) treten die Athlet*innen in insgesamt sechs Duellen gegeneinander an – jeweils der/die Bestplatzierte aus den beiden ersten Weltcups gegen den/die Zwölfte*n, die Nummer zwei gegen die Nummer elf, und so weiter. Jede*r Springer*in wählt drei beliebige Sprünge aus seiner Sprungliste; wer in den drei Durchgängen mehr Punkte holt, ist eine Runde weiter.

Die Wasserspringer Moritz Wesemann und Alexander Lube im 3m-Synchronwettbewerb beim Weltcup 2024 in Berlin© Jo Kleindl

Parallel gesprungen wird bei den K.o.-Duellen nicht – diese Aufnahme stammt aus dem Synchronwettbewerb

Weltcup im Wasserspringen: Entscheidungssprung als Tiebreaker bei Punktgleichheit

Im Halbfinale sind somit noch sechs Aktive vertreten, die in zwei Dreiergruppen aufgeteilt werden. Die Punkte aus der ersten Runde werden übernommen. Die Springer*innen führen dann die restlichen Sprünge aus ihrer Serie durch (drei bei den Männern, zwei bei den Frauen), anschließend scheidet der/die Schwächste jeder Gruppe aus. Bei Punktgleichstand entscheidet im Head-to-Head und im Halbfinale ein zusätzlicher Sprung über den Einzug in die nächste Runde.

Vier Sportler*innen erreichen das Finale, das punktemäßig wieder bei Null startet. Dort zeigt noch einmal jede*r Springer*in die komplette Serie (sechs bzw. fünf Versuche), wobei die Athlet*innen zwischen Halbfinale und Finale einen Sprung ändern können. Der/die Punktbeste des Finals gewinnt den Weltcup-Titel. Der gesamte Wettkampf geht an einem Tag innerhalb von circa zwei Stunden über die Bühne.

Ich sehe das neue Format mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Im DSV-Team ist man gespannt auf das neue Format. „Es ist gut, dass man sich Gedanken macht, wie man unsere Sportart noch attraktiver gestalten kann“, meint Bundestrainer Christoph Bohm. „Insofern macht das neue Format durchaus Sinn. Man muss ein bisschen pokern und gleich am Anfang seine drei besten Sprünge zeigen. Das ist natürlich gut für das Publikum. Andererseits: Wenn man um die halbe Welt fliegt und dann vielleicht bloß drei Sprünge machen kann, weil man gleich am Anfang gegen eine*n Top-Athlet*in antreten muss, ist das schon bitter. Ich sehe das neue Format deshalb mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“

Ähnlich sieht es Olympiastarter Moritz Wesemann. „Grundsätzlich ist es cool, dass man mal was Neues ausprobiert, weil man auch strategisch denken muss, wann man welche Sprünge zeigt. Aber die Umsetzung ist nicht so gut, als Zwölfter oder Elfter hat man gegen die Top-Leute vermutlich aus China fast keine Chance“, sagt er. Wesemann würde deshalb einen anderen Modus besser finden, bei dem zum Beispiel alle zwölf Springer zunächst drei Sprünge absolvieren und dann die letzten vier vorzeitig ausscheiden.