Die Mehrheit der Kommunen im Bundesland Hessen schloss das Jahr 2023 mit einem Minus ab, welches sich auf insgesamt fast 700 Millionen Euro subsummierte. Und das sei zu Beginn der wirtschaftlichen Rezession nur die Spitze des Eisbergs, die wahren Finanznöte wären derzeit noch gar nicht alle sichtbar. Als der Landesrechnungshof Hessen unlängst seinen Kommunalbericht mit solchen alarmierenden Zahlen veröffentlichte, wurden in einigen Medienberichten dazu umgehend Kosten für Schwimmhallen als mögliches Sparpotenzial angeführt. Ein Reflex, den der Präsident des Hessischen Schwimm-Verbandes e.V. (HSV) Michael Scragg für die aktuelle Politikdiskussion für völlig unangebracht hält. Denn die Schwimmkultur ist kein „liebgewonnener Standard“, der verzichtbar wäre.
„Geraten die Haushalte in wirtschaftlich schweren Zeiten unter Druck, wird immer wieder über Kürzungen bei den freiwilligen Leistungen diskutiert. Schon seit Jahren ist es überfällig, dass das Betreiben von Schwimmbädern zur Pflichtaufgabe der Gebietskörperschaften erklärt wird“, sagte Scragg. „Bäder gehören wie Straßen, Schulen und Kindertagesstätten zur Infrastruktur der Daseinsvorsorge. Bei aller Einsicht und Bereitschaft zur Haushaltsdisziplin darf nicht an den falschen Stellen gespart werden. Wer nicht schwimmen kann, bezahlt das im schlimmsten Fall mit dem Leben. Die Notwendigkeit, in die Modernisierung der Bäderlandschaft zu investieren, ist dringlicher denn je. Das zeigen die sinkenden Zahlen zur Schwimmfähigkeit der Bevölkerung.“
Bäder als kommunale Pflichtaufgabe, sonst geht es mit der Schwimmfähigkeit nicht voran
Scragg verwies darauf, dass Schwimmkompetenz in der gesamten Lebensspanne gefragt und für die Gesunderhaltung der Menschen wichtig ist. “Deswegen hat die Kultusministerkonferenz sicheres Schwimmen als Lernziel in der Grundschule definiert – für diesen Auftrag braucht es die passende Infrastruktur. Schwimmbäder sind nicht nur Ausbildungs- oder Sportstätte, sondern essenziell für die Gesundheit, das soziale Miteinander, die Freizeitgestaltung von Familien und die Gesellschaft im Allgemeinen. Nicht ohne Grund hat der Deutsche Bundestag zuletzt ein Bundessanierungsprogramm für Schwimmhallen ins Gespräch gebracht.“
„Schwimmen können muss Grundfertigkeit der Menschen in Deutschland bleiben – wie Gehen, Rechnen, Schreiben und Lesen. Jede Schwimmbadschließung führt von diesem Ziel weg.”
„Auch der Deutsche Schwimm-Verband unterstützt die Forderung nach Anerkennung des Schwimmbadbetriebs als kommunale Pflichtaufgabe im Rahmen regionaler Bedarfspläne. Das ist zum Erhalt der Schwimmfähigkeit in der Bevölkerung, der Gesundheitsprävention aber auch zur Förderung des Spitzensports notwendig, Olympiamedaillen der Zukunft bedürfen eines breiten Schwimmsports in der Gegenwart, sagte David Profit, Präsident für fast 600.000 Mitglieder im Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV). „Schwimmen können muss Grundfertigkeit der Menschen in Deutschland bleiben – wie Gehen, Rechnen, Schreiben und Lesen. Jede Schwimmbadschließung führt von diesem Ziel weg. Es braucht nach Jahren der Diskussion beim Schwimmbadbtrieb bundesweit endlich eine gesetzliche Einstufung als kommunale Pflichtaufgabe. Sonst kommen wir bei diesen wichtigen Aufgaben nicht ausreichend voran.“