Rekordjagd in Budapest: Die Kurzbahn-WM 2024 glänzte mit 30 Weltrekorden und einer starken DSV-Bilanz. Welcher Deutscher am Schlusstag überzeugte, wer Geschichte schrieb und warum diese Titelkämpfe außergewöhnlich waren – hier steht es.
Der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) darf auf sehr erfolgreiche Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Budapest (HUN) zurückblicken. In der Duna Arena holte das DSV-Team insgesamt vier Medaillen – einmal Gold und dreimal Silber – und konnte damit die Ausbeute von 2022 in Melbourne (AUS) nicht nur verdoppeln, als es zweimal Bronze gegeben hatte, sondern durch den WM-Titel von Isabel Gose über 1500m Freistil auch vergolden.
Beinahe hätte es am letzten Tag der Titelkämpfe sogar noch ein weiteres DSV-Edelmetall gegeben. Denn im Finale über 200m Freistil mischte auch Rafael Miroslaw (SG HT16 Hamburg) munter in der Weltspitze mit. Nach schnellem Start lag der 23-Jährige zunächst sogar in Führung und auch in der Folge stets weit vorne. Noch auf der letzten Bahn war er mittendrin im Medaillenrennen, am Ende wurde es nach 1:41,71 Minuten Platz sechs für den US-Studenten. Nachdem 2024 mit Rang fünf auf der Langbahn bei der WM in Doha (QAT) schon so gut begonnen hatte, rundete das erneute Top-Ergebnis nun ein sehr erfolgreiches Jahr für Miroslaw ab.
Alle WM-Ergebnisse im Überblick
Weltmeister über 200m Freistil wurde Luke Hobson, der mit 1:38,61 wieder Weltrekord schwamm. Er war damit nochmal drei Zehntel schneller als bei seiner erst zwei Tage alten Bestmarke aus der Staffel, mit der er am Freitag Paul Biedermann abgelöst hatte. Siegerin bei den Frauen wurde auf dieser Strecke zum dritten Mal hintereinander Siobhan Haughey (HKG/1:50,62).
Regan Smith schwimmt bei der Kurzbahn-WM drei Weltrekorde an einem Tag
Am Sonntag standen in Budapest noch einmal zehn Entscheidungen auf dem Programm, dabei gab es weitere fünf Mal einen neuen Weltrekord zu feiern. Gretchen Walsh (USA), von den Medien ob ihrer Erfolge bei dieser WM längst „Great Gretchen“ getauft, schwamm über 50m Freistil zu ihrem insgesamt neunten Einzel-Weltrekord in dieser Woche. In 22,83 Sekunden war sie nochmal vier Hundertstel schneller als im Halbfinale am Vortag. „Das hat sehr viel Spaß gemacht, ich hatte eine großartige Woche, die ich so schnell nicht vergessen werde“, sagte sie.
Bemerkenswert waren ihre Leistungen auch deshalb, weil die 21-Jährige nebenbei auch noch mehrere Online-Klausuren an der University of Virginia schreiben musste, was sie aber auch nicht stoppen konnte. Bei den Männern siegte Jordan Crooks (CAY), er war in 20,19 aber nicht ganz so schnell unterwegs wie bei seinem historischen Weltrekord im Halbfinale, als er mit 19,90 als erster Mensch unter 20 Sekunden geblieben war.
Gleich drei Weltbestmarken erzielte am Sonntag auch Regan Smith. Erst im Einzelfinale über 200m Rücken in 1:58,04 Minuten (womit sie das Triple mit Siegen auf allen drei Rückenstrecken komplettierte). Und dann auch nochmal als Startschwimmerin der amerikanischen 4x100m-Lagenstaffel, bei der sie die 100m Rücken in 54,02 Sekunden absolvierte. Fast logisch, dass am Ende auch die Staffel an sich mit Smith, Lilly King, Gretchen Walsh und Kate Douglass einen neuen Weltrekord aufstellte – und das mit 3:40,41 gleich um vier Sekunden. Gleiches gelang bei den Männern auch den als Neutrale Athleten B angetretenen Russen Miron Lifintsev, Kirill Prigoda, Andrei Minakov und Egor Kornev in 3:18,68.
30 Weltrekorde: Diese Kurzbahn-WM setzte neue Maßstäbe
Zudem blieb Lokalmatador Hubert Kós mit seinen 1:45,65 ebenfalls über 200m Rücken nur zwei Hundertstel über der Weltrekordmarke, stellte aber einen neuen Meisterschaftsrekord auf. Insgesamt wurden an den sechs Tagen in Budapest 30 Weltrekorde geschwommen, so viele wie noch nie in der Geschichte von Kurzbahn-Weltmeisterschaften. Der bisherige Bestwert mit 23 stammte von 2014 in Doha (QAT), seitdem hatte es den folgenden Events nur zwei, neun, vier und vor zwei Jahren dann 14 Weltrekorde gegeben.
Summer McIntosh und Léon Marchand als Schwimmer*in des Jahres geehrt
Am Rande der Titelkämpfe wurden Summer McIntosh (CAN) und Léon Marchand (FRA) vom Weltverband als Schwimmer*innen des Jahres ausgezeichnet. McIntosh hatte bei den Olympischen Spielen in Paris (FRA) dreimal Gold – über 200m und 400m Lagen und über 200m Schmetterling – sowie einmal Silber (über 400m Freistil) gewonnen. Marchand, der in Budapest nicht am Start war und die Ehrung von World-Aquatics-Präsident Husain al Musallam deshalb nicht persönlich in Empfang nehmen konnte, war mit vier Gold- und einer Bronzemedaille der erfolgreichste Schwimmer in Paris und Frankreichs großer Held bei den Heim-Sommerspielen. Außerdem wurde am Sonntag Otopeni in Rumänien aus Austragungsort der WM der Junior*innen 2025 im Schwimmen (19. – 24. August) bekanntgegeben.
Die Weltmeister*innen vom Sonntag
- 50m Freistil Frauen: Gretchen Walsh (USA) 22,83 (WR)
- 50m Freistil Männer: Jordan Crooks (CAY) 20,19
- 50m Brust Frauen: Ruta Meilutyte (LTU) 28,54
- 50m Brust Männer: Qin Haiyang (CHN) 25,42
- 200m Rücken Frauen: Regan Smith (USA) 1:58,04 (WR)
- 200m Rücken Männer: Hubert Kós (HUN) 1:45,65 (CR)
- 200m Freistil Frauen: Siobhan Haughey (HKG) 1:50,62
- 200m Freistil Männer: Luke Hobson (USA) 1:38,61 (WR)
- 4x100m Lagen Frauen: USA (Regan Smith, Lilly King, Gretchen Walsh, Kate Douglass) 3:40,41 (WR)
- 4x100m Lagen Männer: Neutrale Athleten B (Miron Lifintsev, Kirill Prigoda, Andrei Minakov und Egor Kornev) 3:18,68 (WR)