Bei der Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Budapest werden auf den Langstrecken Zeitläufe gewertet. Und da der Weltrekordler über 1500m Freistil keine schnelle Meldezeit vorweisen kann, muss er schon am Vormittag schwimmen. Auch Sven Schwarz ist davon betroffen.
Seit sechs Jahren schon schwimmt Florian Wellbrock ganz vorn mit in der Weltspitze und gewann dabei auch schon alle großen Titel, die es überhaupt gibt in seinem Sport. Bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Budapest (HUN/10. – 15. Dezember) erlebt der 27-Jährige vom SC Magdeburg am kommenden Dienstag trotzdem noch einmal etwas ganz Neues. Nach seinem WM-Rennen über 1500m Freistil wird er als Weltrekordhalter diesmal stundenlang warten müssen, bis er seine finale Platzierung weiß.
Startlisten und Ergebnisse der Kurzbahn-WM
Zur Erklärung: Auf den langen Kraulstrecken gibt es bei diesen Kurzbahn-Titelkämpfen keine Vorläufe. Stattdessen werden die Rennen direkt als Entscheidung in verschiedenen Zeitläufen ausgetragen, die nach den jeweiligen Meldezeiten besetzt werden. Nur der jeweils schnellste Lauf mit den Top Acht ist dabei im Finalabschnitt angesetzt, alle anderen Zeitläufe finden schon am Ende des Vormittagsabschnitts statt. Weil Wellbrock im rund eineinhalbjährigen Qualifikationszeitraum wegen der Konzentration auf Olympia kein Kurzbahnrennen geschwommen war und den geplanten Weltcupstart in Singapur Ende Oktober wegen eines Bundeswehr-Pflichttermins für alle Sportsoldat*innen streichen musste, konnte er auf dieser Strecke wie auch Landsmann Sven Schwarz für Budapest nun nur mit seinen Zeiten von der 50m-Bahn gemeldet werden.
Und diese Meldezeit ist über 1500m Freistil fast 30 Sekunden langsamer als sein 2021 beim WM-Triumph aufgestellter Weltrekord von 14:06,88 Minuten. Laut der inzwischen offiziell veröffentlichtene Startliste reicht diese Zeit nicht für die Top Acht der Meldeliste und Wellbrock muss demnach bereits um die Mittagszeit schwimmen.
Kurzbahn-WM: Wellbrock nach langer Pause schon wieder gut in Form
Vielleicht ist es aber auch gut, dass Wellbrock nicht so viel auf die Konkurrenz schauen muss. Das hat er zuletzt beim Weltcupsieg im Freiwasser in Saudi-Arabien nämlich auch nicht getan, sondern ist einfach allen davon geschwommen. Nach den enttäuschenden Ergebnissen bei den Olympischen Spielen konnte Wellbrock damit allen zeigen, dass weiterhin mit ihm weiter zu rechnen ist. „Flo hat eine relativ lange Pause gemacht. Mit sieben Wochen die längste, die er bisher überhaupt gemacht hat. Danach ist er dann von Tag eins mit hundertzehn Prozent wieder eingestiegen ins Training und hat sehr dolle Gas gegeben in jeder Einheit. Er ist daher in guter Verfassung“, sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn auf der WM-Pressekonferenz des DSV.
WM-Zeitplan mit allen DSV-Starts
Es heißt also auch bei dieser Kurzbahn-WM: Wellbrock kann vorn mnitmischen. Vollständig aufgearbeitet und abgehakt ist Enttäuschung von Paris aber natürlich noch nicht. Kann sie noch nicht sein. „Das ist überhaupt nicht abzuhaken, was da passiert ist in Paris, das wird niemals abgehakt sein. Das gehört jetzt einfach zu seiner Karriere, und es geht einfach darum, wie geht Flo damit um. Kann er das nutzen, um eine positive Energie daraus zu schöpfen? Ich denke, er ist auf einem sehr guten Weg“, so Berkhahn. Dafür spreche nicht nur der Weltcupsieg in Saudi-Arabien. Auch bei den Landesmeisterschaften von Sachsen-Anhalt in Dessau sei er auf zwei Nebenstrecken bereits persönliche Kurzbahn-Bestzeiten geschwommen.
Wellbrocks Trainer will mehr Sicherheit bei Wettkämpfen
Zu viel will Berkhahn über die Analyse öffentlich aber gar nicht reden, einiges wäre auch gar nicht „so scharf zu identifizieren“. Den Prozess an sich aber empfindet er als positiv und bereichernd. „Das hat uns in unserer Zusammenarbeit noch mal ein bisschen enger zusammengebracht. Nach zehn gemeinsamen Jahren ist das noch mal ein Schritt gewesen. Wir versuchen jetzt, Flo sicherer aufzustellen für kommende Herausforderungen. Dass wir nicht wieder irgendwelche Unsicherheiten haben bei Wettkämpfen. Das ist noch ein weiter Weg.“ Die WM in Budapest dabei aber ein wichtiger Zwischenschritt.
Alle WM-Rennen (Vorläufe ab 09:00 Uhr, Finals ab 17:30 Uhr) sind live bei Eurovisionsport (oder über die gleichnamige App) zu sehen; nach einmaliger Registrierung sind die Wettbewerbe dort kostenfrei verfügbar. Maj-Britt Kott, die auch bei DSV-Veranstaltungen als Sprecherin im Einsatz ist, übernimmt die deutsche Kommentierung im Livestream. Die Ergebnisse gibt es wie gewohnt entweder direkt über die Seite von World Aquatics oder bei Omega Timing.
Das DSV-Team für die Kurzbahn-WM 2024
Frauen: Isabel Gose (SC Magdeburg), Nicole Maier, Nina Sandrine Jazy (beide SG Essen), Nina Holt (SG Mönchengladbach), Julia Mrozinski (SCW Eschborn), Nele Schulze (SG Neukölln Berlin)
Männer: Cedric Büssing, Marius Kusch (beide SG Essen), Ole Braunschweig, Kaii Liam Winkler (beide SG Neukölln Berlin), Lukas Märtens, Florian Wellbrock (beide SC Magdeburg), Sven Schwarz, Martin Wrede (beide Waspo 98 Hannover), Melvin Imoudu (Potsdamer SV), Lucas Matzerath (SG Frankfurt), Rafael Miroslaw (SG HT16 Hamburg), Artem Selin (SC Wiesbaden 1911), Timo Sorgius (SSG Leipzig)