Anlässlich der Messe Interbad in Stuttgart spricht Vertriebsleiter Nobert Tharra über blaue Pools für TV-Übertagungen, schlaue Sanierungen und die Zusammenarbeit mit dem DSV.
Bei der Messe Interbad in Stuttgart treffen sich in dieser Woche die Expert*innen rund ums Wasser. Schwimmbadbauende oder Betreiberfirmen, Architekt*innen oder Planer*innen sowie Vertreter*innen vieler Verbände diskutieren Trends und stellen neue Technologien vor. Passend dazu findet auch ein Kongress der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V. (DGfdB) statt. Wir sprechen mit Norbert Tharra, Vertriebsleiter bei Myrtha Pools, über die Veranstaltung.
Wie wichtig ist Myrtha Pools so eine Messe? Welche Interessen verfolgt man da als ein weltweit führendes Unternehmen im Schwimmbeckenbau?
Norbert Tharra: Die Interbad gehört zu den klassisches Branchen-Treffen für den deutschen Markt mit Herstellerfirmen aller Art: von der Pumpe, über die Sauna bis zur Spaßbadrutsche. Ein Big Player wie Myrtha Pools darf dort einfach nicht fehlen. Lange war es unsere Philosophie gewesen, potenzielle Kunden lieber zu uns ins Werk nach Italien einzuladen und dort unsere Technologien vorzustellen. Aber der Markt in Deutschland ist für uns sehr wichtig und darum zeigen wir hier mittlerweile immer mehr Präsenz. Wir haben uns hier nun auch ein Händlernetz aufgebaut und bei einem dieser Händler bin ich in Stuttgart auch mit auf dem Messestand aktiv, um unsere Produkte vorzustellen.
Nur Myrtha liefert das Blau fürs TV
Welche Botschaften hat Myrtha Pools mit nach Stuttgart gebracht?
Dass man bei uns für jedes Projekt die passende Lösung bekommt, ob nun Edelstahlbecken, Fliese oder Folie gewünscht wird oder eines davon wegen der örtlichen Anforderungen eben auch unbedingt angebracht ist. Myrtha Pools bietet auch einen Zusammenschluss all dieser Technologien. Und bei uns muss auch nicht eineinhalb bis zwei Jahre bis zur Lieferung eines Edelstahlbeckens warten. Wir haben clever eingekauft in den vergangenen Jahren und entsprechend große Reserven im Lager, sodass wir ein neues Projekt stets relativ schnell abarbeiten können.
Edelstahlbecken sieht man immer häufiger, optisch mag sie aber nicht jeder.
Genau. Und wir sind der einzige Anbieter, der die Texturen so zusammenbringt in einem Verbundwerkstoff, der alle guten Eigenschaften des Edelstahls mitbringt und dann auch noch farblich sehr ansprechend aussieht. Deswegen sind wir auch immer diejenigen, die für Olympia oder Weltmeisterschaften die Schwimmbecken liefern. Sieht so aus, als würden bei Fernsehübertragungen die Reflexionen eines klassischen Edelstahlbeckens stören.
Alte Bäder muss man nicht immer gleich abreißen, mit substanziell wichtigen Erneuerungen in der Beckenkonstruktion kann man die Lebensdauer noch einmal um 25 Jahre verlängern.
In Paris hat Myrtha rund um Olympia insgesamt 24 Schwimmbäder errichtet
Goldjunge Lukas Märtens ist auch als Gast zur Messe geladen. Aber Myrtha Pools dürfte sich auch ein wenig als Olympiasieger fühlen, das Pariser Schwimmstadion hat schließlich alle umgehauen.
Paris war großartige Werbung für uns, von einem Mangel an Weltrekorden konnte am Ende ja auch nicht mehr die Rede sein. Die Weichen für diesen Erfolg wurden 2015 gestellt, genau als Deutschland gerade bei einem Referendum eine weitere Olympiabewerbung ablehnte. Paris bestand damals auf ein sehr nachhaltiges Konzept, damit konnte Myrtha Pools dienen. Die beiden mobilen Becken in der La Défense Arena sind inzwischen wieder verpackt und können nun woanders wieder aufgebaut werden, zum Beispiel auch bei der WM 2025 in Singapur, weil bei unserer Technologie geschraubt und nicht geschweißt wird.
Myrthas neue Technologie schneidet bei der Produktion in Sachen CO2-Fußabdruck gegenüber Betonfliesenbecken mehr als 50 Prozent besser ab.
Wir haben im Großraum Paris im Zuge der Spiele aber insgesamt 24, überwiegend fest installierte Schwimmbecken errichtet. Die wurden dort gebraucht, um alle Anforderungen fürs Training in den fünf Wassersportarten zu erfüllen, stehen jetzt aber mindestens 25 Jahre für die Allgemeinheit zur Verfügung. Dies alles termingerecht zu liefern, war ein Riesenaufwand. Aber mit uns war dies gut umzusetzen im Sinne der Nachhaltigkeit. Und sicher ist es gerade ein erhebendes Gefühl für die Bevölkerung, dass die da so etwas Schönes bekommen haben und jeder jetzt schwimmen kann, wo vor ein paar Wochen noch die Olympiastars trainierten.
Mit Britta Steffen sprach zur Messe-Eröffnung am Dienstag auch eine Olympiasiegerin, die sich für die Zukunft vor allem klimaneutrale Bäder wünscht. Wie realistisch ist das aus heutiger Sicht?
Britta meinte da vor allem sicher den energetischen Sektor. Nachhaltigkeit ist uns wichtig, und zwar schon seit Jahren. Ein Beispiel: Myrthas neue Technologie schneidet bei der Produktion in Sachen CO2-Fußabdruck gegenüber Betonfliesenbecken mehr als 50 Prozent besser ab. Gegenüber geschweißtem Edelstahl sind wir auch etwa 30 Prozent besser, das hat uns ein angesehenes Institut bestätigt. Andere Leute versuchen dieses Thema ein bisschen zu verwischen am Markt. Aber am Ende der Tage sind das Fakten, die man nicht ignorieren sollte.
So rettet DSV-Partner Myrtha dann deine Schwimmhalle
Durch den Mangel an Wasserflächen in Deutschland ist neben Neubau auch das Thema Sanierung immens wichtig. Wie ist Myrtha da denn aufgestellt?
Wir bauen Bäder neu, klar. Unterstützen aber genauso dabei, dass vorhandene Wasserflächen erhalten bleiben. Alte Bäder muss man nicht immer gleich abreißen, mit substanziell wichtigen Erneuerungen in der Beckenkonstruktion kann man die Lebensdauer noch einmal um 25 Jahre verlängern. Hier führt übrigens auch unsere Kooperation mit dem Deutschen Schwimm-Verband zu Win-win-Situationen, über den diverse Anfragen zu diesem Thema an uns weitergeleitet werden. Wir beraten dann gern, welche Möglichkeiten es gibt, ein Becken eventuell zu retten und weiter zu betreiben, anstelle alles abreißen lassen zu müssen.
Wir arbeiten da auch mit fähigen Ingenieurbüros in Deutschland zusammen, die das Ganze mit Gutachten unterstützen. Erst kürzlich haben wir so eine Lehrschwimmhalle in Borstel in Niedersachsen für eine moderate Summe retten können. Man muss da nicht immer den ganz großen Joker ziehen. Mit unserer Technologie ist nämlich auch eine Trennung zwischen Wasser und Gebäude möglich, die viele Jahre den Beton weiter stabil hält, sodass wir an der Gebäudehülle keine weiteren Schäden haben und das Becken weiterhin 25, 30 Jahre dicht ist und benutzt werden kann. Und das in relativ kurzer Bauzeit, bei Blau-Weiß Bochum hat das im Frühjahr keine acht Wochen gedauert. Andernfalls drohen da schnell mal Ausfallzeiten von drei bis fünf Jahren.