Die Bochumer ist immer näher dran an den Besten der Welt und belegt in beiden Solo-Küren jeweils Platz fünf.
Ein Haufen Schminke, Nasenklammern und ein kleiner Wasserkocher zum Erwärmen der Gelatine für den Dutt: Während der Weltmeisterschaften in Doha (QAT) gab Klara Bleyer auf dem Instagram-Kanal des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) exklusive Einblicke darin, was die Aktiven beim Synchronschwimmen zum Wettkampf alles in ihren Rucksack packen. Auf dem Rückflug aus Katar hatte die 19-Jährige von den Freien Schwimmern Bochum aber noch etwas ganz anderes im Gepäck: nämlich die Erkenntnis, dass sie mit ihrer Leistung mittlerweile ganz nah dran ist an den Besten der Welt.
„Das ist wirklich das Ergebnis harter Arbeit.“
Klara Bleyer schafft sogar das beste DSV-Ergebnis aller Zeiten: Sowohl in der Technischen Kür als auch in der Freien Kür des Solowettbewerbs schwamm Bleyer bei der WM auf Platz fünf und schaffte damit gleich in doppelter Hinsicht Historisches. Seit 2007, also seit die Freie und die Technische Kür bei Weltmeisterschaften als zwei getrennte Wettbewerbe durchgeführt werden, war noch nie eine Deutsche weiter vorne platziert gewesen.
Klara Bleyer schafft bestes DSV-Ergebnis aller Zeiten, und die Trainerin ist begeistert vom Auftritt ihrer “Heldin”
Auch bei der Bewertung stieß Bleyer in neue Dimensionen vor. In beiden Solo-Disziplinen erzielte sie jeweils eine neue persönliche Bestmarke und sammelte in beiden Fällen noch mehr Punkte als bei ihrem Doppeltriumph bei den Europameisterschaften der Junior*innen im vergangenen Jahr. 231,8401 Zähler waren es in der Technischen Kür, nach der Freien Kür standen für sie 230,8894 zu Buche. „Ich bin so stolz auf Klara“, jubelte Coach Stella Mukhamedova nach der Freien Kür und legte in der Mixed Zone des riesigen Aspire Dome spontan ein kurzes Freudentänzchen aufs Parkett. „Ich bin stolz, dass ich so eine Athletin habe, sie ist meine Heldin. Sie ist richtig stark geschwommen.“ Bei ihrer ersten WM-Teilnahme vor rund acht Monaten in Fukuoka (JPN) war Bleyer bereits Achte geworden, ihre wunderbare Entwicklung ging seitdem ungebremst weiter. „Das ist wirklich das Ergebnis harter Arbeit“, so ihre Trainerin.
Ihren Vorbildern kommt sie immer näher
„Es ist noch immer ganz komisch, seinen Namen zwischen all den Top-Athletinnen zu sehen, die man auch als Vorbild hatte. Das ist etwas ganz Besonderes”, meinte Bleyer selbst. Trotzdem ging sie mit viel Selbstbewusstsein in die Wettkämpfe, traute sich etwas, hatte kurz vor dem Wettkampf sogar die Schwierigkeit ihrer Kür nochmals hochgeschraubt und wurde am Ende dafür belohnt. In der Freien Kür zeigte Bleyer ihre schwierigste Übung gleich beim ersten Element und sorgte damit direkt für einen Wow-Effekt bei Publikum und Kampfgericht. „Das ist ein bisschen meine Strategie, weil man am Anfang natürlich noch die meiste Kraft hat und da die schwerste Übung machen kann“, erklärte die zweifache Junioreneuropameisterin.
Als Musik hatte sie sich übrigens ein Stück aus „Star Wars – The Mandalorian“ ausgesucht: „Weil ich ein großer Fan der Serie bin“, so Bleyer. „Und ich fand die Musik sehr passend für ein Solo, weil es am Anfang sehr ruhig ist und sich die Spannung aufbaut zum Ende hin.“ Auch danach brachte sie ihre Übung ohne Punktabzug zu Ende – schon in der Technischen Kür war sie anders als einige Konkurrentinnen fehlerfrei durchgekommen. „Ich bin definitiv zufrieden. Ich habe keine Base Mark bekommen, das war das Ziel“, sagte sie. Gold im Solo gewannen Evangelia Platanioti (GRE/272,9633 Punkte) in der Technischen Kür beziehungsweise die Kanadierin Jacqueline Simoneau (264,8207) in der Freien Kür.
Ein Fehler entscheidet über das Olympiatickett
Eine solche Base Mark gibt es beim Synchronschwimmen immer dann, wenn ein Element nicht genau so geschwommen wird, wie es in der Coach Card angegeben wurde. Oft sind es minimale Abweichungen, die dann jedoch direkt zu massiven Punktabzügen führen können. Diese Erfahrung musste auch das deutsche Duett im Kampf um die Olympiaqualifikation machen. Sowohl in der Technischen Kür mit Klara Bleyer und ihrer Schwester Johanna Bleyer (Platz 22/204,9199 Punkte) als auch in der Freien Kür mit Klara und Susana Rovner unterlief den Deutschen jeweils nur ein, dafür aber entscheidender Fehler.
WM in Doha 2024: Alle DSV-Ergebnisse im Synchronschwimmen
Wettkampf | Namen | Platzierung | Punkte | |
---|---|---|---|---|
Solo Technische Kür | Finale | Klara Bleyer | 5 | 237,1333 |
Solo Freie Kür | Finale | Klara Bleyer | 5 | 230,8894 |
Duett Freie Kür | Vorkampf | Klara Bleyer, Susana Rovner | 15 | 186,8874 |
Duett Technische Kür | Vorkampf | Klara Bleyer, Johanna Bleyer | 22 | 204,9199 |
In beiden Fällen hätten sie ohne Base Mark das Finale erreicht und um die begehrten letzten Quotenplätze für die Sommerspiele gekämpft, denn letztlich bekamen all jene Nationen, die in beiden Duett-Finals standen, einen Startplatz in Paris (FRA) zugesprochen. „Fehler passieren nun mal, ohne diesen großen Abzug hätte es sicher für die Top zwölf gereicht. Das sagt auch etwas über unser Potenzial aus“, resümierte Bundeshonorartrainerin Stephanie Marx. Ähnlich sah es Johanna Bleyer: „Die Base Mark war natürlich schade, für den Rest der Kür gab es aber positives Feedback. Es hat sich gut angefühlt im Wasser. Es war meine erste WM, und es ist toll, mit der eigenen Schwester antreten zu können.“
Beide Duett-Titel gehen diesmal an China
Klara Bleyer und Susana Rovner waren schon bei der WM 2023 dabei gewesen, mit 19 und 18 Jahren zählte das deutsche Duett aber auch in Doha abermals zu den Jüngsten. Die Punktzahl aus dem vergangenen Jahr konnten sie nun noch mal um zehn Zähler steigern, mit 186,8874 Punkten kamen sie so im Vorkampf der Freien Kür auf Rang 15 – das bedeutete eine Verbesserung um drei Plätze gegenüber Fukuoka. „Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit der Leistung der Mädels. Sie haben das Beste gezeigt, was sie zurzeit zeigen können“, lobte Trainerin Stella Mukhamedova. Die WM-Titel gingen in beiden Duett-Küren an die Chinesinnen Wang Liuyi und Wang Qianyi mit 266,0484 (Technische Kür) beziehungsweise 250,7729 Punkten (Freie Kür).
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