Klara Bleyer holt bei der JEM in Portugal gleich zweimal Gold im Synchronschwimmen und sorgt damit für die erfolgreichsten Titelkämpfe in der Geschichte des DSV. Erlebe, wie sie mit persönlichen Bestleistungen beeindruckt und eine historische Marke für den deutschen Schwimmsport setzt
Klara Bleyer gewinnt gleich zweimal JEM-Gold in Portugal. Für den DSV werden es so die erfolgreichsten Titelkämpfe der Geschichte
Im Augenblick des Erfolgs war Stella Mukhamedova erst einmal überfragt. Auch die Trainerin konnte nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, wann zuletzt eine deutsche Synchronschwimmerin einen Titel bei den Europameisterschaften der Junior*innen gewonnen hatte, daher schätzte sie im ersten Moment grob: „seit mindestens 45 Jahren nicht mehr“. Ganz so lange war es dann doch nicht her: 1984 gab es zuletzt deutsches JEM-Gold – auch damals übrigens im Solo. Dennoch war der Sieg von Klara Bleyer in der Technischen Kür des Solowettbewerbs eine historische Leistung und bedeutete den ersten Titel für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) in diesem Sport seit der Wiedervereinigung.
“Wir haben gezeigt, wie stark wird sind.”
Bei den Titelkämpfen in Funchal (POR) setzte sich die 19-Jährige von den Freien Schwimmern Bochum mit neuer persönlicher Bestleistung von 229,9000 Punkten vor Lilou Lluis Valette (ESP/226,2817) und Oriane Jaillardon (FRA/226,0817) durch. Bereits im Vorkampf war sie die Beste gewesen und konnte diesem Druck auch im Finale standhalten. „Ich bin überwältigt, das hätte ich niemals gedacht. Das ist ein Traum, der wahr geworden ist“, jubelte Bleyer, deren Kür mit 31,30 den höchsten Schwierigkeitsgrad des ganzen Feldes aufwies.
Bereits bei ihrer ersten WM-Teilnahme bei den Erwachsenen hatte sie kurz zuvor mit starken Leistungen überzeugt und in Fukuoka (JPN) als Achte das beste deutsche WM-Ergebnis aller Zeiten in dieser Disziplin erzielt. Bei der JEM konnte sie die dort erreichte Punktzahl (202,4266) nun noch einmal um mehr als 27 Zähler steigern. „Ich bin sprachlos und megazufrieden. Eine Medaille war unser Ziel, und nach dem WM-Auftritt wussten wir auch, dass sie eine Chance hat. Aber dass es jetzt Gold geworden ist, ist einfach traumhaft. Klara hat hier eine ganz starke Leistung gezeigt. Nach Fukuoka haben wir noch mal ein bisschen was auf den Schwierigkeitsgrad draufgepackt, und das hat sie hier absolut sauber und souverän abgerufen“, freute sich Stella Mukhamedova mit ihr.
Mehr Möglichkeiten durch das neue Punktesystem
Und es wurde noch besser. Beflügelt von ihrem Triumph in der Technischen Kür, war Klara Bleyer zwei Tage später auch in der Freien Kür wieder die Beste und sicherte mit 208,8479 Punkten ihr zweites JEM-Gold vor Zoi Karangelou (GRE/206,4500) und der Spanierin Lluis Valette (196,9771). „Das ist der perfekte Abschluss einer langen Saison“, jubelte Bleyer. Auch hier zeigte sie zur Musik aus der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ wieder die Kür mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad und bekam erneut keinerlei Abzüge (Base Marks). Trainerin Mukhamedova kommentierte ebenso kurz wie treffend: „Klara ist einfach klasse.“
„Mit dem neuen Punktesystem ist jetzt alles möglich, es ist viel spannender.”
Mit ihrem zweiten Gold sorgte Bleyer zudem für ein nie da gewesenes Ergebnis, denn nie zuvor wurde die deutsche Nationalhymne bei einer Meisterschaft gleich zweimal gespielt. „Das ist unsere bislang erfolgreichste JEM, wir haben hier gezeigt, wie stark wir sind. Das neue Wertungssystem gibt auch den Ländern, die früher eher hinten waren, die Möglichkeit zu beweisen, was wir können und dass wir technisch zum Teil sogar stärker sind als die Topnationen“, sagte Mukhamedova.
Die Arbeit der letzten Jahre wird belohnt
Auch Bleyer meinte: „Mit dem neuen Punktesystem ist jetzt alles möglich, es ist viel spannender. Dieser Titel gibt mir viel Hoffnung und neue Motivation, denn nun ist es möglich, auch mal international eine Medaille zu ergattern. Es ist einfach schön, dass die ganze Arbeit der letzten Jahre belohnt wird.“ Fast wäre sogar noch eine dritte Medaille für sie herausgesprungen: Im Duett mit ihrer Vereinskollegin Susana Rovner erreichte sie auf Madeira ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis und verpasste als Vierte nur knapp das Treppchen.
„Ich bin sprachlos und megazufrieden. Eine Medaille war unser Ziel, und nach dem WM-Auftritt wussten wir auch, dass sie eine Chance hat.”
Die aus deutscher Sicht so erfolgreichen Titelkämpfe rundete der sechste Platz in der Technischen Kür des Mixed-Duetts mit Robin Wiehn und Thea Zehentner (beide SG Stadtwerke München) ab. Es war das erste Mal, dass im Nachwuchsbereich international ein Mixed-Duett für Deutschland an den Start ging – ebenso ein Zeichen des Aufschwungs wie die Tatsache, dass am Ende sämtliche DSV-Starter*innen in die Top sechs schwammen. „Die tollen Ergebnisse von Klara in den Solo-Küren und dem Duett mit Klara und Susana sind der beste Beweis, dass ein langfristiger, gut geplanter Leistungsaufbau seine Früchte trägt.
© Johanna Bleyer
Klara ist eine enorm stabile, souveräne Technikerin, und die gute Grundausbildung hat bei ihr und Susana voll gegriffen. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr in allen Disziplinen an den Europameisterschaften der Junior*innen teilnehmen können. Um die Nachwuchsathlet*innen und somit die Basis möglichst früh an ein internationales Niveau heranführen zu können, wäre es wünschenswert, auch ein Team im U15-Bereich zu fördern“, sagte Maßnahmenleiterin Doris Ramadan.
Auch neben dem Becken war der DSV bei dieser JEM sehr präsent: Wertungsrichterin Petra Obermark sowie Gabriele Kornbichler bei ihrem ersten internationalen Einsatz als Technical Controller waren voll im Einsatz und brachten sich positiv ein. „Ich bin stolz und glücklich, dass ich dabei sein durfte. Ich habe auf dem Wettkampf noch mal so viel dazugelernt, die Möglichkeit des direkten Austauschs mit den anderen Controllern ist so viel besser, als online nachfragen zu müssen“, erklärte Kornbichler.