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In seiner Karriere hat Jaden Eikermann schon einige Stürze erlebt. Doch selten hat einer davon so geschmerzt wie der heftige Aufprall vom Turm im Vorkampf der Deutschen Meisterschaften in Berlin. Im zweiten Durchgang des Vorkampfes hatte der junge Aachener beim 4,5-fachen Salto rückwärts in der Luft die Orientierung verloren und war mit voller Wucht auf das Wasser aufgeschlagen. Zum Halbfinale und zum Finale konnte Eikermann danach nicht mehr antreten, stattdessen ging es direkt zur Untersuchung am nahegelegenen Olympiastützpunkt.
„Die Schmerzen waren heftig, ich konnte nicht mehr stehen“, erzählt er.
Zwar konnte die Ärztin in einer ersten Untersuchung keine Schäden an den inneren Organen feststellen, doch an eine Fortsetzung des Wettkampfes war nicht mehr zu denken, sonst wäre dabei womöglich noch etwas Schlimmeres passiert. „Ich gehöre eigentlich nicht zu denen, die einfach aufhören, aber dieses Mal ging es einfach nicht“, so Eikermann. Noch am selben Nachmittag fuhr der 16-Jährige mit seinen Eltern zurück nach Hause nach Monheim. Am Mittwoch will er dort noch einmal zum Arzt gehen, um auf Nummer sicher zu gehen.
„Da bricht eine Welt zusammen“
Beim Training am Vortag hatte der Sprung noch gut geklappt. Warum es dann im Wettkampf nicht funktionierte, darüber kann Eikermann nur mutmaßen: „Ich habe sehr schnell gedreht und den Sprung dann zu früh geöffnet. Ich habe dann zwar noch versucht, noch ein bisschen zusammenzuziehen, um noch etwas zu retten, aber das war nicht genug. Das kann daran liegen, dass wir jetzt so lange am Stück unterwegs waren“, sagt er – erst zum Weltcup nach Tokio (JPN), direkt im Anschluss dann zur EM nach Budapest (HUN) und jetzt zur DM. „Das war extrem anstrengend für den Körper“, meint Eikermann.
Fast noch schlimmer als die körperlichen Schmerzen wog nach dem Sturz allerdings die Enttäuschung, dadurch womöglich das Olympiaticket verpasst zu haben. „Wasserspringen ist mein Leben. Seit zehn Jahren mache ich diesen Sport, und seitdem ist Olympia mein großes Ziel“, sagt er.
„Dass das jetzt wegen eines klitzekleinen Fehlers geplatzt ist – da bricht eine Welt zusammen. Aber das ist Sport, damit muss man leben.“
Konkurrenten für Olympia, Freunde fürs Leben
Der Teenager muss nun abwarten, wie die Entscheidung der Bundestrainer über den zweiten Nominierungsvorschlag für die Olympischen Spiele ausfällt. „Timo Barthel an Position eins hat alle Nominierungskriterien erfüllt. Über die zweite Position werden wir am Sonntag in der Nominierungssitzung beraten“, erklärt Chef-Bundestrainer Lutz Buschkow. Für Eikermann spricht, dass er als Siebter beim Weltcup den Quotenplatz für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) gesichert hat und auch bei der EM mit Platz sieben überzeugte. Bei den Deutschen Meisterschaften landete dagegen Lou Massenberg (Berliner TSC) auf Platz zwei hinter dem überlegenen Sieger Timo Barthel (SV Halle).
„Die Frage ist, ob sie einen stabilen Springer mit Erfahrung mitnehmen wollen oder jemanden, der diese Erfahrung noch sammeln soll“, sagt Eikermann, auch mit Blick auch auf die übernächsten Olympischen Spiele 2024 in Paris (FRA).
„Die Chancen stehen 50:50. Lou ist heute sehr schön gesprungen, er hätte es genauso verdient. Ich bin stolz auf ihn und würde es ihm genauso gönnen“, sagt er.
Massenberg und er teilten sich während der zahlreichen Wettkampfreisen in den vergangenen Wochen das Zimmer und sind auch privat gut befreundet. „Er hat mir so viel geholfen“, sagt Eikermann. Etwa bei den Schularbeiten, oder als beim Weltcup zwischenzeitig sein Glücksbringer verschwunden war. „Er war wie ein großer Bruder zu mir“, sagt Eikermann. Sollte er das zweite Olympiaticket bekommen, wäre er in Tokio der jüngste DSV-Starter.