Freiwasser-Olympiasiegerin Sharon van Rouwendaal hat ihre Karriere offiziell beendet. Hier erfährst du die Beweggründe und wie die Niederländerin, die zuletzt in Magdeburg trainiert hat, dem Schwimmsport trotzdem verbunden bleibt.
Kaum jemand hatte dem Freiwasserschwimmen in den vergangenen Jahren so sehr seinen Stempel aufgedrückt wie Sharon van Rouwendaal. Als einzige Frau gewann die Niederländerin gleich zweimal Olympiagold – 2016 in Rio de Janeiro (BRA) und 2024 in Paris (FRA), dazu holte sie 2021 in Tokio (JPN) Silber. Ebenfalls zweimal wurde sie Weltmeisterin über zehn Kilometer, einmal über fünf Kilometer – hinzu kommen unzählige weitere Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften sowohl im Freiwasser als auch im Becken. Kurz vor ihrem gestrigen 32. Geburtstag hat van Rouwendaal nun den Schlussstrich unter ihre eindrucksvolle Karriere gezogen. Am vergangenen Freitag erklärte sie offiziell ihren Rücktritt vom aktiven Leistungssport.
© Istvan Derencsenyi/World Aquatics
Seit 2020 trainierte Sharon van Rouwendaal in der Magdeburger Gruppe zusammen mit den deutschen Assen Florian Wellbrock, Lukas Märtens und Isabel Gose. In einem sehr persönlichen Post auf Instagram bedankte sich die 32-Jährige ausdrücklich noch einmal bei Coach Bernd Berkhahn, „der mir Struktur und die richtige Trainingsmethode beigebracht hat, damit meine Schulterverletzung nicht schlimmer wurde, und der in mir den Wunsch geweckt hat, jeden Tag besser zu werden.“
In dem Beitrag lässt die Ausnahmeschwimmerin auch noch einmal ihre Karriere ausführlich Revue passieren. Schon mit fünf Jahren habe sie zum ersten Mal zu ihren Eltern gesagt: „Eines Tages möchte ich Olympiasiegerin werden.“ Ein Ziel, das sie sogar doppelt erreichte. Besonders emotional sei für sie der Triumph 2024 gewesen, nachdem wenige Monate zuvor ihr geliebter Hund Rio gestorben war. „Er war mein Ein und Alles, mein Anker“, so van Rouwendaal. In Paris schwamm sie für ihn und küsste nach dem Sieg unter Tränen das Hundepfoten-Tattoo auf ihrem Handgelenk.

Den Olympiasieg in Paris widmete van Rouwendaal ihrem kurz zuvor verstorbenen Hund Rio, an den auch ein Tattoo an ihrem Handgelenk erinnert
Welche Pläne hat van Rouwendaal mit dem Bayerischen Schwimmverband?
Sharon van Rouwendaal sparte in dem Posting auch die Belastungen des Leistungssports nicht aus. Jahrelang habe sie auf Vieles verzichten müssen. „Ich habe Geburtstage, Familientreffen, sogar die Beerdigung meiner Großmutter verpasst“, so die Niederländerin. „18 Jahre lang habe ich in einem Tunnel gelebt. Meine Mutter hat mal zu mir gesagt: Ich weiß nicht, ob es das alles wert war.‘ Diese Frage beschäftigt mich seitdem.“
Anderen beim Wachsen zu helfen, bereitet mir jetzt mehr Freude als es das Gewinnen jemals getan hat.
In diesem Jahr war van Rouwendaal schon nicht mehr angetreten, stattdessen gab in mehreren Ländern Schwimmunterricht für Erwachsene. „Das ist nicht das Ende, aber ein neuer Anfang“, schrieb sie auf Instagram. Dem Schwimmsport will sie auch künftig verbunden bleiben durch Schwimm-Clinics und -Camps, Vorträge, Online-Coaching, Mentoring und Aufwärmübungen zur Vorbeugung von Schulterverletzungen. „Anderen beim Wachsen zu helfen, bereitet mir jetzt mehr Freude als es das Gewinnen jemals getan hat“, sagte sie. Anfang der Woche war sie zudem auf dem Weg nach München und deutete auf Instagram eine bevorstehende Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Schwimmverband an.