Meilenstein für Linda Roth, Goldregen für Noelle Benkler

Philip Häfner
Philip Häfner
20:50

Noelle Benkler wird mit sechs Goldmedaillen erfolgreichste Teilnehmerin und verabschiedet sich eindrucksvoll von ihrer DJM-Karriere. Auch Berlin und Dortmund setzen am Finaltag starke Ausrufezeichen.

Nicht immer verraten die Zahlen im Schwimmsport die ganze Geschichte. Neun Goldmedaillen hatte Linda Roth (SV Cannstatt/Jahrgang 2008) im vergangenen Jahr bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften (DJM) geholt – dass es in diesem Jahr „nur“ vier wurden, wirkt da auf den ersten Blick wie ein Rückschritt. Tatsächlich aber hat die 17-Jährige mit ihren Leistungen in den vergangenen Tagen einen großen Schritt voran gemacht. Seit September 2024 hatte sich Roth nämlich mit einer hartnäckigen Fußverletzung herumgeplagt, wegen der sie im Dezember sogar operiert werden musste. Wochenlang konnte sie nur sehr eingeschränkt trainieren, erst im vergangenen Monat konnte sie wieder voll durchziehen, um bei der DJM in Berlin an den Start zu gehen. 

Schwimmerin Linda Roth nach ihrem Sieg über 100m Schmetterling bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften 2025 in Berlin© Tino Henschel

“Ich bin wieder zurück”: Linda Roth gelingt der Formtest für die JEM

Umso beeindruckender ihre Leistungen: Drei der vier Titel gelangen mit Erfüllung der Norm für die Europameisterschaften der Junior*innen (JEM) in Samorin (SVK/01. – 06. Juli) – so auch der Sieg über 100m Schmetterling am Sonntag. Mit 59,99 Sekunden blieb Linda Roth dort erstmals in ihrer Karriere unter der Minutenmarke. „Das fühlt sich sehr gut an. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das am letzten Tag noch schaffe, aber es macht mich sehr glücklich“, sagte sie. „Ich habe mich schon auf den ersten 50 Metern sehr gut gefühlt und gedacht: Okay, dann gebe ich jetzt nochmal ein bisschen mehr Gas.“ Der Formtest für die JEM ist damit definitiv gelungen. „Klar fehlt mir noch ganz viel Training, das ich noch aufholen muss. Aber ich bin wieder zurück“, sagte Roth. 

So lief der fünfte DJM-Tag in der männlichen Jugend

Noelle Benkler krönt sich mit dem sechsten Titel zur erfolgreichsten Teilnehmerin 

Ihre Nachfolgerin als die DJM-Starterin mit den meisten Titeln wurde in diesem Jahr Noelle Benkler. Die Heidelbergerin aus dem ältesten Jahrgang 2007 gewann am Schlusstag in der erneut ausverkauften Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE) auch noch die 100m Rücken und damit ihre insgesamt sechste Goldmedaille bei dieser Veranstaltung. Benkler zog so noch an Laura Sophie Kohlmann (SG Essen) mit ihren fünf Titeln vorbei, die am Sonntag nicht mehr am Start war. Außerdem gelang ihr als einer von zwei Schwimmerinnen – die andere war Laetitia Adelhardt (SC Wasserfreunde München/Jahrgang 2012) – auch das Triple mit Erfolgen über alle drei Rückenstrecken. 

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„Ich bin mega zufrieden. Das ist meine letzte DJM, und ich hatte schon vorher gesagt, dass ich die unvergessen machen möchte. Und das ist mir gelungen. Das sind Momente, die mein Leben lang bleiben werden“, sagte Benkler. Zumal die Titel ja auch mit sehr guten Leistungen einhergingen. Die Zeit von 2:13,79 Minuten über 200m Lagen vom Tag zuvor bedeutete sogar die insgesamt punktbeste Leistung in der weiblichen Jugend in diesem Jahr. „Die Leistungen, die ich hier gezeigt habe, zählen für mich noch mehr als die Titel an sich“, sagte sie. „Das war eine Bestätigung, dass ich es auch wirklich draufhabe und für die JEM in zwei Wochen in Topform bin. Ich fahre jetzt mit sehr viel Rückenwind dorthin. Meine Motivation ist hier oben und ich hab richtig Lust, auch international zu zeigenzeigen, was ich kann.“ 

© Tino Henschel

Berlin trumpft am letzten Tag noch einmal stark auf 

Am letzten Tag der diesjährigen Jahrgangsmeisterschaften räumten ansonsten die Berlinerinnen mit insgesamt fünf Siegen noch einmal kräftig ab. Allein über 100m Schmetterling blieben gleich drei Goldmedaillen in der Hauptstadt, für Mia Marie Junga (Berliner TSC/Jahrgang 2012) war es bei ihrer DJM-Premiere die vierte. Ebenfalls vier Titel feierte im selben Jahrgang ihre Vereinskollegin Nele Rochow, die am Sonntag auch noch über 50m Freistil siegreich war. 

Über vier Siege freute sich außerdem Zarina Selimovic (SG Dortmund/Jahrgang 2010). Denn sie gewann die 1500m Freistil in 17:23,80 Minuten und damit in diesem Jahr sämtlichen längeren Kraustrecken ab 200 Meter aufwärts. Gleiches gelang bei den ein Jahr älteren Athletinnen auch ihrer Trainingskollegin Sydney Savannah Ferch (SG Dortmund). Mit 16:30,51 lieferte sie beim längsten Beckenrennen die insgesamt beste Zeit ab – schneller sogar als Julia Ackermann (SC Chemnitz von 1892/16:34:28) im Jahrgang 2007, die bei den Juniorinnen ja schon Gold beim European Youth Olympic Festival (EYOF) und bei der JEM im Freiwasser gewinnen konnte. „Julia ist ein super Typ, es macht immer Spaß, mit ihr zu schwimmen. Dass ich sie jetzt auch mal besiegen konnte, ist unglaublich, weil ich sie schon seit so langer Zeit bewundere, und gibt mir sehr viel Selbstbewusstsein“, sagte Ferch. Aber auch Ackermann war nach ihrem fünften Titel in Folge auf dieser Strecke nicht unzufrieden. So kann man eine DJM-Karriere abschließen. 

Alle DJM-Siegerinnen des fünften Tages: 

 1500m Freistil: 

2012: Amelie Rühl (SG Frankfurt) 18:11,40 

2011: Julia Franziska Kaul (SG Frankfurt) 17:37,09 

2010: Zarina Selimovic (SG Dortmund) 17:23,80 

2009: Sydney Savannah Ferch (SG Dortmund) 16:30,51 

2008: Kristin Bergmann (SC Chemnitz von 1892) 17:15,19 

2007: Julia Ackermann (SC Chemnitz von 1892) 16:34:28 

100m Schmetterling: 

2012: Mia Marie Junga (Berliner TSC) 1:04,55 

2011: Zoé Baillieu (SG Neukölln Berlin) 1:03,63 

2010: Hannah Sabine Schmitt (SC Wiesbaden 1911) 1:02,32 

2009: Julia Härle (Berliner TSC) 1:03,14 

2008: Linda Roth (SV Cannstatt) 59,99 

2007: Benya Mattig (Nexus International School Singapore) 1:01,72 

50m Freistil: 

2012: Nele Rochow (Berliner TSC) 26,99 

2011: Theresa Vollrath (SCW Eschborn) 27,10 

2010: Leonie Mau (SSV PCK 90 Schwedt) 26,04 

2009: Luisa Marie Herrmann (SG Bayer) 26,76 

2008: Cara Vogt (SG Neuss) 25,90 

2007: Lena Sophie Bauer (SG Neukölln Berlin) 26,30 

100m Rücken: 

2012: Laetitia Adelhardt (SC Wasserfreunde München) 1:06,31 

2011: Fanny Madita Milbach (SSG Leipzig) 1:06,04 

2010: Linnéa Conway (TSG Germania Dossenheim) 1:06,08 

2009: Mira Helget (SGR Karlsruhe) 1:04,85 

2008: Mathilda Dabers (PSV Anklamer Peenerobben) 1:03,62 

2007: Noelle Benkler (SV Nikar Heidelberg) 1:02,75