Die Zahl der tödlichen Badeunfälle in Deutschland ist 2024 erneut gestiegen. Besonders betroffen: ältere Menschen und die Ostsee. Woran liegt das – und was wird dagegen unternommen? Erfahre mehr über die aktuellen Statistiken und Maßnahmen zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit. Und warum der DSV-Chef ein Konjukturprogramm für die Bäder fordert.

Anzahl der Badetoten in den einzelnen Bundesländern. Grundlage dieser Zahlen sind Medienbeobachtungen und eigene Erkenntnisse der DLRG
Im Jahr 2024 hat es mindestens 411 tödliche Unglücke in den deutschen Gewässern gegeben. Das sind laut Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 31 Ertrunkene mehr als im Jahr zuvor und bedeutet zum dritten Mal in Folge einen Anstieg der Todesfälle. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der tödlichen Unfälle ereignete sich in den drei Sommermonaten ab Juni. Besonders viele Menschen ertranken im heißen Monat August: 80 Opfer bedeuten eine Zunahme von 33 Personen gegenüber dem Vorjahresmonat. Mehr Todesfälle in einem Monat (117) zählte die DLRG zuletzt im August 2020.
„Für eine Verbesserung der Schwimmfähigkeit im Land ist es aktuell besonders wichtig, die Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung grundlegend zu verbessern und ausreichend Wasserflächen zu schaffen.“
„Diese Zahlen erschüttern uns“, sagte Jan Pommer, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). „Mit großem ehrenamtlichen Engagement in unseren 2.300 Vereinen versuchen wir aber jeden Tag, dagegen anzusteuern.“ Eine besondere Maßnahme dabei sind die Schwimmabzeichentage vom 14. – 22. Juni, die alle in der Schwimmausbildung engagierten Verbände gemeinsam mit dem DSV veranstalten. Interessierte erhalten dabei ohne Voranmeldung unmittelbar vor den Sommerferien die Möglichkeit, in allen teilnehmenden Schwimmbädern ihre Fähigkeiten zu testen und dort auch die Prüfungen für ein Schwimmabzeichen abzulegen. Im vergangenen Jahr wurden dabei von DSV, DLRG, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Wasserwacht und Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) weit über 16.000 Abzeichen abgenommen.

Bei den älteren Jahrgängen kam es vermehrt zu tödlichen Badeunfällen
Auch Ältere sind bei den Schwimmabzeichentagen immer willkommen
Das Angebot der Schwimmabzeichentage richtet sich nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern ausdrücklich auch an Erwachsene. Denn während sich unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bis Anfang 50 im Jahr 2024 weniger Todesfälle ereigneten, häuften sich diese darüber hinaus deutlich. Rund 60 Prozent der Opfer bekannten Alters waren laut DLRG-Report älter als 55 Jahre. Bei den Kindern bis zehn Jahren kam es zu 14 tödlichen Unglücken. Mindestens acht Jungen und Mädchen waren im Alter bis fünf Jahre (2023: zehn); sechs Kinder waren zwischen sechs und zehn Jahre (2023: sieben) alt.
Als sichere*r Schwimmer*in gilt man erst mit dem Schwimmabzeichen in Bronze, nicht schon mit dem Seepferdchen. Die jeweils zu erfüllenden Anforderungen für Bronze, Silber und Gold sowie weitere Informationen zu den Schwimmabzeichentagen 2025 inklusive der Möglichkeit zur Anmeldung für veranstaltende Vereine sowie eine interaktive Karte mit den registrierten Veranstaltungen finden sich im Netz auf schwimmabzeichentage.de.

In Flüssen passiert leider viel, weil hier die Strömung oft unterschätzt wird
Viele Unfälle in Fließgewässern, Verdopplung in der Ostsee
Rund 90 Prozent der Ertrinkungsfälle ereigneten sich 2024 in Binnengewässern. Während die DLRG in Seen und Teichen (146) sechs Todesfälle weniger verzeichnete, stieg die Anzahl derer, die in einem Fließgewässer tödlich verunglückten. 2024 ertranken in Flüssen und Bächen 161 Menschen (2023: 147). Mit 30 Opfern (2023: 27) kamen erneut etwas mehr Menschen in Nord- und Ostsee ums Leben. Die allermeisten davon – 27 Frauen und Männer – verstarben in der Ostsee. Ein trauriger Rekord für dieses beliebte Urlaubsgebiet.
Anzahl der Badetoten in Deutschland laut DLRG
- 2019: 419
- 2020: 378
- 2021: 299
- 2022: 355
- 2023: 380
- 2024: 411
„Für eine Verbesserung der Schwimmfähigkeit im Land ist es aktuell besonders wichtig, die Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung grundlegend zu verbessern und ausreichend Wasserflächen zu schaffen“, betonte DSV-Chef Pommer. Da derzeit 20 Prozent der Kinder nach der Grundschule noch gar nicht schwimmen können und erst rund die Hälfte sichere Schwimmer*innen sind, brauche es endlich Maßnahmen dagegen, die dann auch die Zahl der Ertrinkenden sinken lassen. Pommer: „Wir appellieren daher an die Politik, die notwendigen Investitionen für die Bäder bei der aktuellen Diskussion über Konjunkturprogramme zu berücksichtigen und den unübersehbaren Sanierungsstau hier aufzulösen.“ Nach einer zu Jahresbeginn veröffentlichten Studie der Förderbank KfW müssen bundesweit derzeit etwa 800 der rund 6.500 Schwimmbäder in Deutschland eine Schließung befürchten.

Ertrinken ist ein sehr männliches Problem. Oftmals ist auch Leichtsinn mit im Spiel
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.