Sonnenschutz ist beim Schwimmen entscheidend, besonders bei Outdoor-Wettkämpfen. UV-Strahlen können Haut und Augen schädigen und langfristig das Krebsrisiko erhöhen. Dermatolog*innen empfehlen wasserfeste Sonnencreme mit LSF 50+ und schützende Kleidung. Aktive, Coaches und Eltern sollten Sonnenschutz routinemäßig in ihre Vorbereitung einbinden.
2024 machte der einstige Tennis-Star Andy Roddick seine Hautkrebserkrankungen öffentlich und verband dies mit der Warnung vor Spätfolgen durch starke Sonneneinstrahlung und einem dringenden Appell an alle Eltern: „Tragt euren Kindern Sonnencreme auf, besonders auf dem Trainingsplatz.“
Auch der Deutsche Kanuverband gibt beispielsweise in seinem Positionspapier „KanuMorgen“, das sich mit Klimaschutz und den Auswirkungen des Klimawandels auf den Kanusport befasst, unter der Rubrik „UV-Belastung“ entsprechende Handlungsempfehlungen heraus. In den Fanzonen zur Fußball-EM und in verschiedenen Städten in Küstennähe wurde kostenlose Sonnencreme bereitgestellt. Grund genug, sich in den Sommerferien auch einmal dem Thema Sonnenschutz beim Schwimmen zu widmen.
Wie man sich beim Schwimmen am besten vor der Sonne schützt
Denn gerade jetzt im Sommer wechseln viele Trainingsgruppen für ihre Einheiten ins Freibad, und auch so mancher Wettkampf findet dort statt. Die Freiwasserschwimmer*innen nehmen ihre Outdoor-Wettkämpfe wieder auf, und die klassischen Jugendlager und Kinderfreizeiten in den Vereinen und Verbänden finden dann vorwiegend draußen statt.
“Bis zum Start des Trainings oder Wettkampfes gilt es sich im Schatten aufzuhalten und mit Kopfbedeckung und leichter, am besten langer Kleidung vor einer UV-Belastung zu schützen.”
So wunderbar sich Licht und Wärme der Sonne anfühlen, so gefährlich ist ihre UV-Strahlung. Denn: Jedes Ereignis mit viel Sonne lässt ohne den richtigen Schutz auch langfristige Schäden in den Hautzellen zurück. Durch den Klimawandel verstärkt sich dieses Problem voraussichtlich noch. Wassersportarten sind dabei besonders risikobehaftet, denn selbst in einem Meter Wassertiefe erreichen noch circa 50 Prozent der UVB-Strahlen die Haut.
Durch die Reflexionen des Wassers werden UV-Strahlen zudem gefährlich verstärkt. Starke UV-Strahlung ist dabei übrigens nicht nur für die Haut gefährlich, sie kann auch gravierende Schäden an den Augen, insbesondere Horn- und Bindehautentzündungen sowie langfristig Grauen Star, hervorrufen. Selbst die Immunabwehr, die gerade beim Schwimmen wichtig zur Bekämpfung von Viren und Bakterien ist, wird bei langer Sonnenstrahlung geschwächt.
Sonnenbrand wirkt sich negativ auf die Leistung aus
Dr. med. Julian Kött, Dermatologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und betreuender Arzt der Nationalmannschaft im Freiwasserschwimmen, erklärt zur Bedeutung des Sonnenschutzes beim Schwimmen Folgendes: „Beim Schwimmen im Freiwasser oder Freibad gehört Sonnenschutz zur Vorbereitung des Trainings und Wettkampfes immer dazu. Er muss für Athlet*innen, Eltern, Trainer*innen und Betreuer*innen routinemäßig erfolgen, und das nicht nur bei gutem Wetter.“
Kött weiter: „Die Haut vor der UV-Strahlung zu schützen ist wichtig, um Sonnenbrände und Hautkrebs zu verhindern. Denn nicht nur Sonnenbrände, sondern auch die kumulative Sonnenstrahlung erhöht das Hautkrebsrisiko. Bei steigender UV-Belastung aufgrund des Klimawandels und demografischem Wandel gilt es, UV-Schutz von Beginn an durchzuführen und Routinen bereits früh zu implementieren, um nicht nur beim Sport, sondern auch im Alltag Bewusstsein für Sonnenschutz zu schaffen.“
Mediziner empfiehlt Lichtschutzfaktor 50 – mindestens
Bei seinen Einsätzen mit der Nationalmannschaft achtet der Sportmediziner und Hautarzt daher auf die Einhaltung der Schutzmaßnahmen: „Bei uns ist es üblich, dass bereits morgens Lichtschutzfaktor 50+ aufgetragen wird. Zusätzlich gehört zur direkten Trainings- beziehungsweise Wettkampfvorbereitung auch das Auftragen von wasser- und schweißfestem Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor 50 oder höher (50+). An sonnenreichen Wettkampforten, wie zum Beispiel Ägypten, greifen wir durchaus zu medizinischen Sonnencremes, die Lichtschutzfaktor 100 erreichen. Bis zum Start des Trainings oder Wettkampfes gilt es sich im Schatten aufzuhalten und mit Kopfbedeckung und leichter, am besten langer Kleidung vor einer UV-Belastung zu schützen.“ Betreuer*innen und medizinisches Personal unterstützen selbstverständlich auch hier.
„Die Athlet*innen der Nationalmannschaft sind sehr vorbildlich bezüglich des Sonnenschutzes. Sie wissen, dass UV-Belastung und Sonnenbrand nicht nur Langzeitschäden verursacht, sondern auch unmittelbar das Wettkampfgeschehen und Training der darauffolgenden Tage beeinflussen würde. Durch schlechten Schlaf aufgrund der Schmerzen, Energieverlust durch die angestoßenen Heilungsprozesse und den Energieverlust über die geschädigte Haut kann es zu relevanten Leistungseinbußen kommen. Bei Verbrennungen ab Grad 2a mit Blasenbildung steigt zudem die Infektionsgefahr. Denn durch Störung der Hautbarriere können Bakterien eindringen und Hautinfektionen auslösen“, so Kött weiter.
Trainer*innen, Betreuer*innen und medizinisches Personal müssen sich im Freien selbstverständlich genauso schützen. „Durch die Reflexion der UV-Strahlen an der Wasseroberfläche potenziert sich die UV-Belastung. Es gilt für alle, so oft wie möglich Schatten zu suchen, Kleidung mit UV-Schutz – am besten leichte lange Kleidung – und wasser- und schweißfestes Gel, Spray, Milch oder Creme mit mindestens Lichtschutzfaktor 50 zu tragen. Auch die Kopfbedeckung darf nicht fehlen.“
Jede Bräunung zeigt bereits Hautschädigungen an
Auch den jüngeren Athlet*innen, insbesondere denjenigen, die im Freien trainieren, empfiehlt er: „Vor dem Training gilt bereits zu Hause das Eincremen mit Sonnenschutzprodukten mit Lichtschutzfaktor 50 oder höher (LSF 50+). Dies sollte vor dem Erwärmen an Land wiederholt werden. Die Erwärmung an Land sollte im Schatten erfolgen und mit schützender Kleidung und Kopfbedeckung. Die Sonnenschutzprodukte wie Spray, Gel, Creme oder Milch müssen wasser- und schweißfest sein.“
Von gezieltem Sonnen zur Bräunung der Haut rät Kött ab: „Wenn UV-Strahlung auf die Haut trifft, schädigt sie in Sekundenschnelle das Erbgut der Hautzellen. Die UV-Strahlung bringt dabei einen ausgeklügelten Schutzmechanismus in Gang. Der Körper bildet das dunkle Farbpigment Melanin, das sich wie ein Sonnenschirm über die Zellkerne legt. Die Braunfärbung der Haut resultiert also aus dem Eigenschutz der Hautzellen vor der UV-Strahlung, das heißt, jede Bräunung ist immer eine Reaktion auf bereits erfolgte Schädigung durch UV-Strahlen. Außerdem stellt sie immer nur einen geringen Schutz der Haut vor dieser krebserregenden Strahlung dar. Deswegen sollte Hautbräunung weder unter natürlicher Sonne noch im Solarium gezielt herbeigeführt werden.“
“Beim Schwimmen im Freiwasser oder Freibad gehört Sonnenschutz zur Vorbereitung des Trainings und Wettkampfes immer dazu. Er muss für Athlet*innen, Eltern, Trainer*innen und Betreuer*innen routinemäßig erfolgen, und das nicht nur bei gutem Wetter.”
Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen Hautkrebs in den letzten 20 Jahren fast stetig gestiegen. 2022 wurden 109.400 Menschen mit der Diagnose Hautkrebs im Krankenhaus stationär behandelt. Das sind gut 75 Prozent mehr Fälle als noch im Jahr 2002.
Generelle Empfehlungen für Wassersportler*innen:
- Aktuellen UV-Index checken: Der UV-Index funktioniert wie eine Ampel und zeigt an, wann welcher Sonnenschutz notwendig ist. Er ist über viele Wetter-Apps und Wetterdienste abrufbar.
- Gegebenenfalls Schwimm- und Trainingseinheiten verlegen, um Tageszeiten mit hoher UV-Belastung (besonders in der Mittagszeit von 10 bis 15 Uhr) zu vermeiden
- Immer Sonnenschutz auftragen, auch bereits im Frühjahr und sogar im Winter (wegen vermehrt auftretender Niedrig-Ozon-Ereignisse) und bei leicht bewölktem Himmel
- Richtigen Lichtschutzfaktor (LSF) wählen: Abhängig vom Hauttyp beträgt die Eigenschutzzeit der Haut zwischen fünf und circa 50 Minuten, multipliziert mit dem LSF ergibt sich die Schutzzeit, in der eine Rötung der Haut durch den UV-Filter verhindert wird. Diese Schutzzeit sollte niemals ausgereizt werden, bereits nach einem Drittel der Schutzzeit sollten wieder Schattenplätze aufgesucht werden.
- Mindestens 30 Minuten vor dem Wasserkontakt eincremen, damit sich der schützende Polymerfilm bilden kann, der den UV-Filter auf der Haut fixiert.
- Auf wasserfeste und schweißresistente Produkte achten. Für Wasser- und Outdoorsportler*innen eignen sich insbesondere Fluids, Sonnenmilch, Lotionen, Gele, Liquids und Sprays, da sie schneller einziehen und abriebsicherer sind. Für sensible Partien wie Lippen, Nase und Ohren gibt es zudem spezielle UV-Stifte.
- Auf umwelt- und gesundheitsverträgliche Sonnencreme achten. Einige UV-Filter sind schädlich für Tier- und Pflanzenwelt in Gewässern und stehen im Verdacht, hormonell auf den Körper zu wirken.
- Regelmäßig nachcremen, um den Schutz aufrechtzuerhalten. Schwer erreichbare, verdeckte Stellen und auch an den Rändern der Kleidung gründlich eincremen, Kopfhaut, Kniekehlen, Fußrücken und Ohren dabei nicht vergessen.
- Schwimm- und Sportbekleidung mit UV-Schutz tragen.
- Kopfbedeckung gegebenenfalls mit Nackenschutz tragen und am besten mit Krempe, um auch die Ohren zu schützen.
- Regelmäßig Früherkennungsuntersuchungen zur Hautkrebsvorsorge wahrnehmen. Alle zwei Jahre sind sie für jeden ab dem 25. Lebensjahr empfohlen. Bei häufigem Aufenthalt im Freien auch jährlich.
Diese Empfehlungen gelten selbstverständlich nicht nur für aktive Sportler*innen, sondern auch für alle Trainer*innen, Kampf- und Schiedsrichter*innen, Funktionär*innen und gegebenenfalls Zuschauende sowie insbesondere auch das Badpersonal in den Freibädern. Hier sollte auch die Vorbildfunktion für junge Athlet*innen berücksichtigt werden. Auch bei Kinder- und Jugendveranstaltungen außerhalb des Schwimmbades, zum Beispiel Sommer- und Spielfesten, Ausflügen sowie Kinder- und Jugendfreizeiten, ist auf passende Sonnenschutzmaßnahmen zu achten und hinzuweisen.