Mehr Sicherheit beim Schwimmen durch KI-gestützte Videoüberwachung – das gibt es auch in deutschen Bädern immer häufiger. Erfahre mehr über diese wichtige Innovation und erlebe, wie das neue System beständig besser wird.
Moderne Technik ist aus dem Sport längst nicht mehr wegzudenken, man denke nur an den Video Assistant Referee (VAR) beim Fußball. Auch beim Schwimmen gibt es bei großen internationalen Wettbewerben seit einiger Zeit den Videobeweis, der bei Olympia 2021 in Tokio (JPN) erstmals zum Einsatz kam und seither dafür sorgen soll, dass niemand mehr zu Unrecht disqualifiziert wird. Doch nicht nur im Wettkampf eröffnet die Technologie neue Möglichkeiten. Für jeden Badegast ist die moderne Technik ebenfalls ein Gewinn. Denn in immer mehr Schwimmbädern sorgt Künstliche Intelligenz (KI) für mehr Sicherheit im Becken.
Konkret geht es hier um das KI-gestützte Ertrinkenden-Erkennungssystem Lynxight. Es wurde 2019 von einem israelischen Start-Up entwickelt und kommt auch hierzulande zunehmend zum Einsatz. Das „Luchsauge“ soll die Badeaufsicht unterstützen und dadurch Badeunfälle verhindern. Nach Angaben der Firma liegt die Genauigkeit bei der Erkennung potenzieller Gefahrensituationen bei 95 Prozent.
Wir begrüßen jede Maßnahme, die dazu beiträgt, die Sicherheit im Schwimmsport zu erhöhen.
Künstliche Intelligenz in Schwimmbädern: Das System lernt ständig dazu
Und so funktioniert das Ganze: Kameras überwachen die Wasserflächen, das Ertrinkenden-Erkennungssystem analysiert dabei in Echtzeit ständig das Bewegungsverhalten der Schwimmer*innen. Es erkennt für Ertrinkungssituationen typische Muster, wie zum Beispiel regungslose und absinkende Personen im Wasser, und sendet sofort visuelle, akustische und haptische Alarmsignale an das Aufsichtspersonal. Via Smartwatch bekommen die Bademeister*innen ein Foto der Situation und den Standort im Becken angezeigt und können so im Ernstfall schnellstmöglich lebensrettende Maßnahmen einleiten.
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Nach jeder Warnmeldung geben die Schwimmmeister*innen eine Einschätzung ab, ob der Alarm sinnvoll war oder ob es sich um eine Fehlalarm handelte. Auf diese Weise lernt die Künstliche Intelligenz im täglichen Betrieb ständig dazu. Das System wird also mit der Zeit immer besser. Erkennungssysteme, die vor dem Ertrinken warnen, gab es auch schon früher. Neu ist der präventive Ansatz: Die KI kann typische Bewegungsabläufe bereits vor dem eigentlichen Notfall als Gefahr erkennen. So werden entscheidende Sekunden gewonnen.
„Wir begrüßen jede Maßnahme, die dazu beiträgt, die Sicherheit im Schwimmsport zu erhöhen“, sagt Jan Pommer, Vorstandsvorsitzender im Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV). Denn auch erfahrene Schwimmer*innen können unvermittelt in Schwierigkeiten geraten, zum Beispiel durch einen Krampf. „Im allgemeinen Trubel ist es auch für geschultes Badepersonal nicht immer leicht, den Überblick zu bewahren, die Augen können nicht überall gleichzeitig sein. Mit Unterstützung der Künstlichen Intelligenz erreichen wir mehr Wassersicherheit für alle Besucher*innen“, so der DSV-Chef.
Kameras und WLAN – viel mehr braucht es nicht
Nach Angaben von Lynxight ist der Dienst nach Anmeldung in nur 72 Stunden betriebsbereit. Es werden lediglich Überwachungskameras und eine WLAN-Abdeckung rund ums Becken benötigt – beides ist meist sowieso schon vorhanden. Das System funktioniere bei Innen- und Außenbecken gleichermaßen, unabhängig von Größe, Form oder Farbe.
Mit dieser Technologie setzen wir ein starkes Zeichen für die Sicherheit in unseren Bädern.
In Deutschland gehörten die Bäder in Freudenstadt und Wiesbaden zu den ersten, welches das KI-gestützte Ertrinkenden-Erkennungssystem schon 2023 eingeführt haben. Inzwischen ziehen immer mehr Badbetreiber nach. Erst Mitte Januar wurde etwa in Köln im Stadionbad das System eingerichtet, jedes Jahr soll dort ein weiteres Hallenbad folgen.
Claudia Heckmann, Geschäftsführerin der KölnBäder und zugleich Vorsitzende des größten Landesschwimmverbandes Nordrhein-Westfalen, erklärte anlässlich der Einweihung: „Mit dieser Technologie setzen wir ein starkes Zeichen für die Sicherheit in unseren Bädern. Das System ist nicht nur ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung, sondern auch ein klares Bekenntnis zur kontinuierlichen Verbesserung unserer Sicherheitsstandards. Das Investitionsvolumen für die Einführung dieses Systems liegt für das Stadionbad bei 50.000 Euro, und es zeigt unser klares Bekenntnis zur Modernisierung.“
Die Technologie kann und soll jedoch keine Aufsichtskraft ersetzen. Ins Wasser springen und jemanden im Notfall herausholen kann die KI nicht. Das übernehmen auch künftig die Bademeister*innen.