Wellbrock nahm sieben Kilo zu: Erstes Interview nach dem Olympia-Kummer

Raik Hannemann
Raik Hannemann
19:34

In der Seine reichte es diesmal nicht zum erhofften Gold, nun taucht der Schwimmstar wieder auf und spricht über die Enttäuschung von Paris, neue Ziele und treue Sponsoren.

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Kann du schon drüber reden, oder fängst du dann an zu weinen? Das war nicht ganz unerwartet eine der Fragen, die Florian Wellbrock bei der Talkshow des „Weser Kurier“ in Bremen von TV-Moderatorin Bärbel Schäfer gestellt bekam. Der Schwimmstar gab in der vergangenen Woche in der Heimatstadt seiner Eltern nämlich sein erstes großes Interview nach den olympischen Rennen von Paris.

Und der 27-Jährige machte einen sehr sympathischen und unterhaltsamen Auftritt daraus, der ganz nebenbei auch jeden Gedanken an ein mögliches Karriereende des Tokio-Olympiasiegers zerstreute. „Wir können sehr gern drüber reden. Und selbst wenn, machen wir trotzdem weiter“, lautete zum Beispiel seine Antwort auf die freche Eingangsfrage. Auch eine Erkenntnis des Abends: Wellbrock nahm sieben Kilo zu seit Paris.

 

Swim+More dokumentiert hier die zehn wichtigsten Aussagen aus Wellbrocks Interview

Wellbrock gönnte sich nach dem Freiwasserrennen in Paris sieben Wochen Pause, blieb auch wegen seines Hundes aber die ganze Zeit daheim in Deutschland und machte nur kurz Paddelurlaub im Spreewald. Erst am 01. Oktober fing er dann aber wieder mit dem Training an. „Der Hunger bleibt“, meinte er zur Tatsache, dass er in der Saisonpause diesmal gleich sieben Kilogramm Körpergewicht zulegte. 

 

Andere aus seiner Magdeburger Trainingsgruppe ließen sich die Olympiaringe tätowieren, aber die hatte der Olympiasieger von Tokio 2021 ja schon. Daher ließ er sich diesmal auf dem rechten Oberarm einen Hai samt Silhouette stechen. Was er an Tattoos denn so toll findet, wurde Wellbrock gefragt. „Das fragt mich meine Mutti auch immer“, gab er zu. „Ich glaube, das liegt ein bisschen daran, dass wir mit viel nackter Haut im Schwimmbad unterwegs sind und die immer zeigen. Mit ein bisschen Farbe sieht es vielleicht ein bisschen interessanter aus. Aber ich weiß es nicht.“ Während der Wettkampfsaison würde er sich jedoch niemals tätowieren lassen. „Ich warte immer auf den Sommerurlaub, damit es richtig abheilen kann und nichts ins Chlorwasser kommt. Davon raten Tätowierer dringend ab. Das ist wie bei einer normalen Wunde: Die darf sich nicht entzünden und muss erst einmal abheilen.“ 

Florian Wellbrock zeigt eines seiner neuen Tattoos.© Screenshot Weser-Strand

Der Biss ist auf jeden Fall noch da: Florian Wellbrock zeigt eines seiner neuen Tattoos.

Wellbrock nahm sieben Kilo zu. Und braucht noch Zeit, alles zu verarbeiten

Wellbrock nahm im Urlaub sieben Kilo zu. Und hatte im Gegensatz zu den anderen drei deutschen Olympiaschwimmer*innen, die sich am Tag nach dem Olympiarennen in der Seine viele Male übergeben mussten, auch keine Nachwirkungen zu beklagen. „Wir waren drei Wochen vorher in Magdeburg mal in der Elbe unterwegs, und die Elbe fand ich unangenehmer als die Seine. Einige Sportler*innen wurden krank, das ist nicht okay und sollte nicht sein. Aber die Medien haben da mehr draus gemacht, als es für die Sportler war. Aber das ist deren Job, ich habe Verständnis dafür.“ 

“Die Elbe fand ich unangenehmer als die Seine.”

Einen Schuldigen sucht Wellbrock nicht explizit, nachdem sich die Erwartungen bei Olympia (Platz acht im Freiwasser war noch seine beste Platzierung) nicht erfüllten. „Am Ende des Tages bin vor allem ich selber für meine eigene Leistungen verantwortlich. Natürlich gebe ich viele an Steuerung und Verantwortung ans Trainerteam ab. Aber wenn wir etwas machen, mit dem ich nicht 100-prozentig konform bin, hebe ich auch die Hand“, sagte der Schwimmer. zusammen: „Fehler passieren überall, das ist ganz normal. Und manchmal funktioniert das System Mensch nun einmal nicht so, wie wir uns das wünschen.“ Der Prozess der Verarbeitung sei aber „noch nicht durch. Das ist ein Prozess. Ich war vor kurzem noch einmal in Paris zu einem Termin, habe die ganze Kulisse gesehen an der Seine, das schon noch mal emptional etwas mit einem. Das ist ein Prozess, das wird mit Sicherheit noch ein bisschen dauern. Aber wenn das nicht so an mir nagen würden, wäre das ja auch irgendwo ein Problem. Denn das ist ja etwas Wichtiges für mich.“ Später im Programm fiel noch der Satz: „Ich verliere meine Ehre ja nicht, wenn ich schlecht schwimme.“ 

Paris 2024: Alle DSV-Ergebnisse im Freiwasser

DisziplinNameZeitPlatz
10km Marathon (w)Leonie Beck2:06:13,409
10km Marathon (w)Leonie Märtens2:15:57,3022
10km Marathon (m)Oliver Klemet1:50:54,802
10km Marathon (m)Florian Wellbrock1:51:54,408

Er sagt, Ausdauersport ist auch im höheren Alter noch gut möglich

Gedanken an das richtige Alter für Aufhören müsse er sich mit 27 Jahren noch nicht machen, betonte Wellbrock. Und erklärte seiner Gastgeberin: „Das beste Alter ist so Anfang, Mitte 20. Aber im Ausdauersport können wir das so bis Anfang, spätestens Mitte 30 ziehen – wenn wir das wollen, und der Körper das mitmacht.“ 

 

Bei Thema Herausforderungen sprach Wellbrock über die Kontinuität, die ein Ausdauersportler nun einmal braucht im Alltag. „Es kommen bei mir – wie bei jedem anderen – die Tage, wo man morgens aufsteht, in den Spiegel guckt und merkt: Oh, ich habe heute keine Lust. Dann stehst du da und weißt aber, die Konkurrenz in Amerika, China und überall sonst auf der Welt hat aber Bock und geht ins Schwimmbad. Dann die Hintern hochzubekommen, ins Schwimmbad zu gehen und trotzdem Vollgas zu geben ist die größte Herausforderung in meinem Alltag“, sagte Wellbrock.  

Nur wenn die Trainer unruhig werden, wird auch er nervös

Was ihn denn mal so richtig aus der Ruhe bringen kann, wurde Wellbrock gefragt. Die Antwort lautete: „Wenn ich merke, dass das Trainerteam nervös wird. Wenn da irgendetwas nicht passt, von der Organisation oder der Steuerung, was auch immer. Wenn die nervös werden, macht mich das auch unruhig.“ Weil er sich ja das ganze Jahr komplett auf die Steuerung und Planung verlasse. 

 

Durch die medaillenlosen Spiele sind Wellbrock keine Sponsoren weggebrochen. „Bisher noch nicht, aber das wird sich in der Zukunft zeigen“, antwortete er auf eine entsprechende Frage. „Ich weiß, dass einige Sponsoren mich aufgrund des Menschen schätzen, der ich bin.“  

© Screenshot Weser-Strand

Florian Wellbrock nahm sieben Kilo zu seit Paris, verriert er beim Interview mit der ehemaligen RTL-Moderatorin Bärbel Schäfer. Sie stammt wie er aus Bremen

Er kann verstehen, dass auch in flachen TV-Shows gut verdient wird

Zur Diskussion darüber, dass C-Promis im Trash-TV viel mehr Geld verdienen als Deutschlands Olympiateilnehmer*innen, sagte Wellbrock: „Was heißt ungerecht? Das ist ein Stück weit mediengemacht. Wenn RTL irgendwelche Shows macht mit Leuten, die am Strand schief singen, und das ein Millionenpublikum begeistert, dann können die natürlich die finanzielle Kraft dahinterstellen. Von uns rennt oder schwimmt aber keiner schneller, nur weil wir mehr Geld bekommen. Wir machen das aus Überzeugung, aus Leidenschaft. Jeder Profis außerhalb des Fußballs ist froh, wenn wir unsere Leidenschaft nachgehen und damit unser Geld verdienen können.“ 

 

Über die heutigen Probleme bei der Schwimmausbildung wurde auch geredet. Bärbel Schäfer wollte wissen, ob die Eltern da mehr gefordert seien, oder vielleicht auch die Schule. „In Sachsen-Anhalt ist nicht das Problem, dass nicht das Interesse bestünde, schwimmen zu wollen. Es ist vielmehr das Problem, dass in den Schwimmhallen kein Platz, dass Übungsleiter fehlen und wahnsinnig lange Wartelisten für die Schwimmkurse bestehen“, beschrieb Wellbrock seine Beobachtungen.  

Florian Wellbrock klettert aus dem Wasser© Jo Kleindl

Für Florian Wellbrock lief es in Paris nicht nach Wunsch: Platz acht im Freiwasser bedeutete die beste Platzierung bei diesen Spielen für den Olympiasieger von 2021

Paris 2024: Alle DSV-Ergebnisse im Schwimmen

DisziplinNameZeitPlatz
100m Schmetterling (w)Angelina Köhler56,424
400m Freistil (w)Isabel Gose4:02,14 (DR)5
400m Freistil (w)Leonie Märtens4:09,6214
100m Brust (m)Lucas Matzerath59,30 5
100m Brust (m)Melvin Imoudu59,114
400m Freistil (m)Lukas Märtens3:41,781
400m Freistil (m)Oliver Klemet3:46,597
4x100m Freistil (m)Salchow, Miroslaw, Armbruster, Varjasi3:12,29 (DR) + DR im Vorlauf 3:13,15)7
200m Freistil (m)Rafael Miroslaw1:47,3415
200m Freistil (m)Lukas Märtens1:45,46 5
400m Lagen (m)Cedric Büssing4:17,16 (DR im Vorlauf: 4:11,528
100m Brust (w)Anna Elendt1:07,0020
100m Rücken (m)Ole Braunschweig53,9518
100m Rücken (m)Marek Ulrich54,63 29
200m Freistil (w)Julia Mrozinski1:59,87 17
800m Freistil (m)Sven Schwarz7:43,595
800m Freistil (m)Florian Wellbrock7:47,9112
100m Freistil (m)Josha Salchow47,80 (DR)6
1500m Freistil (w)Isabel Gose15:41,16 (DR)3
1500m Freistil (w)Leonie Märtens16:12,57 8
4x200m Freistil (m)Märtens, Miroslaw, Sorgius, Salchow7:09,568
200m Rücken (m)Lukas Märtens1:55,978
50m Freistil (m)Artem Selin22,5438
4x200m Freistil (w)Gose, Maier, Mrozinski, Schulze7:55,57 10
100m Schmetterling (m)Kai Liiam Winkler52,6428
800m Freistil (w)Isabel Gose8:17,825
4x100m Lagen (mixed)Braunschweig, Imoudu, Köhler, Holt3:44,759
1500m Freistil (m)Florian Wellbrock15:01,8814
1500m Freistil (m)Sven Schwarz14:51,9710
4x100m Lagen (m)Braunschweig, Imoudu, Armbruster, Salchow3:32,467
4x100m Lagen (w)Riedemann, Elendt, Köhler, Holt3:58,129