Mit den beiden Junioreneuropameistern Espen Prenzyna und Ole Rösler kommen gleich zwei der besten deutschen Nachwuchstalente aus Rostock
Es gibt ganz sicher schlechtere Ziele für den Herbst als Barcelona (ESP), wo das Wetter auch im Oktober noch angenehm warm ist. Bei bis zu 28 Grad kamen beim Vereinstrainingslager der Wasserspringer*innen des WSC Rostock so noch einmal Erinnerungen hoch an einen anderen, noch heißeren Wettkampf am Mittelmeer, bei dem sich zwei WSC-Athleten in diesem Sommer die Krone aufsetzten: Bei den Europameisterschaften der Junior*innen in Rijeka (CRO) gewannen Espen Prenzyna und Ole Rösler im August Gold im Turm-Synchronspringen – ein Erfolg, der beiden bis heute immer noch sehr präsent ist. „Das war überwältigend“, meinte Prenzyna, und sein Synchronpartner ergänzte zum Turm-Hoch im Norden: „Solche Glücksgefühle wie in dem Moment, als die Hymne für uns gespielt wurde, hatte ich vorher noch nicht erlebt.“
Es war die Krönung eines auch sonst höchst erfolgreichen Rostocker Jahres. Die Aktiven aus Mecklenburg-Vorpommern holten bei der JEM noch drei weitere Medaillen, zudem war der WSC sowohl bei den Deutschen Jugendmeisterschaften als auch bei den Jugendhallenmeisterschaften mit sechs beziehungsweise sieben Titeln der erfolgreichste Verein. „Wir haben hier einfach super Bedingungen und ein richtig tolles Team“, so Prenzyna, der ebenso wie Rösler von Michail Sachiasvili betreut wird.
Bundestrainer plant mit ihnen für die Zukunft
Prenzyna kannte das Gefühl schon, bei einer internationalen Meisterschaft ganz oben zu stehen. Im Dezember 2021 gewann er JWM-Gold im 3m-Synchronspringen an der Seite von Jonathan Schauer (SV Halle), einem weiteren Top-Talent des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). Während jenes Paar damals recht kurzfristig zusammengestellt wurde, springen Rösler und er schon länger zusammen.
„Wir wollten eigentlich schon vor einem Jahr angreifen, aber es sind immer wieder Kleinigkeiten und Verletzungen dazwischengekommen. Aber jetzt hat endlich einmal alles zusammengepasst, und wir haben unser Ziel erreicht“, sagte er. Auch Bundestrainer Christoph Bohm hat das Talent der Rostocker erkannt und sie bereits zu den ersten Lehrgängen der Nationalmannschaft eingeladen. „Beide sind sehr aussichtsreiche Athleten für die Zukunft“, sagte er.
Turmhoch im Norden: Mit Olympia 2028 als Ziel
Während Espen Prenzyna außer vom Turm auch noch vom Brett springt, ist Ole Rösler ein reiner Turm-Spezialist. „Fürs Kunstspringen bin ich nicht schwer genug, ich kann das Brett nicht weit genug nach unten drücken. Aber Turmspringen ist die Königsdisziplin“, meinte er. Welches Potenzial aus zehn Metern in ihm steckt, bewies er im Februar 2023 auch bei den Internationalen Deutschen Hallenmeisterschaften der Erwachsenen, wo er als Vierter bester Deutscher wurde. Zwar fehlten dort mit Timo Barthel (SV Halle) und Jaden Eikermann (SV Neptun Aachen) die beiden Olympiastarter, doch mit dem für die WM nominierten Luis Avila Sanchez und Universiade-Silbermedaillengewinner Tom Waldsteiner (beide Berliner TSC) waren trotzdem starke Leute am Start.
„Das gibt mir viel Motivation für die Zukunft. Wenn ich meine neuen Sprünge noch stabilisiere, habe ich bald auch eine Chance auf größere Wettkämpfe wie eine EM oder WM“, so Rösler, der aktuell vor allem am 4,5-fachen Salto vorwärts (mit dem hohen Schwierigkeitsgrad von 3,7) und dem 2,5-fachen Rückwärtssalto mit 2,5 Schrauben arbeitet.
Der 16-Jährige hat noch zwei weitere Jahre in der Jugend, der zwei Jahre ältere Prenzyna dagegen wechselt nun in die offene Klasse. An Olympia 2024 in Paris (FRA) denkt er momentan noch nicht, zumal im kommenden Jahr auch das Abitur für ihn ansteht. 2028 bei den Sommerspielen in Los Angeles (USA) wollen beide jedoch mit dabei sein.