© Jo Kleindl
Wegen der Hitze wurden die Olympischen Spiele 1964 in Tokio noch in den Oktober verlegt. Und selbst dann wurde noch viel über das Klima gestöhnt. Inzwischen erlaubt die Kommerzialisierung eine solche Verschiebung nicht mehr. Denn nur jenes Zeitfenster Ende Juli/Anfang August lassen nun mal die finanzstarken Ligen in aller Welt für das alle vier Jahre stattfindende Ringe-Sportfest noch. In Nordamerika pausieren dann die NBA (Basketball), die NFL (American Football) und die NHL (Eishockey) genauso wie die Fußball-Ligen in ganz Europa.
„Man fühlt sich wie in einer Dampfsauna, der Körper kann die Wärme nicht mehr so gut regulieren.“”
Der Preis dafür ist heiß kann man da nur sagen. Denn auf die Teilnehmenden warten dadurch extreme Bedingungen. Die Höchsttemperaturen liegen hier um fünf Grad bis acht höher als zuletzt 2016 im gewiss nicht kühlen Rio de Janeiro (BRA). Die Spitzenwerte bei der Lufttemperatur können in Japans Hauptstadt bis zu 40 Grad erreichen. Zudem regnet es bei Niederschlägen stets etwas mehr, was zu hoher Luftfeuchtigkeit führt. Diese führt dann dazu, dass sich selbst 23 Grad am frühen Morgen wie über 35 Grad anfühlen.
„Man fühlt sich wie in einer Dampfsauna, der Körper kann die Wärme nicht mehr so gut regulieren“, erklärte Dr. Alexander Törpel im DSV-Verbandsmagazin „Swim&More“. Der Wissenschaftler ist als Bundestrainer Diagnostik in Tokio dabei und empfahl die Anwendung von Kühlwesten und Kühlmützen schon vor den Freiwasser-Rennen. Mit besonderen Wärmebädern in der Vorbereitung unterstützte man zudem die Akklimatisierung. Auch ließ er testen, welche Kaltgetränke im Wettkampf am besten verträglich helfen.
Wassertemperatur bis zu 31 Grad: Tokios Hitze kann zum entscheidenden Faktor werden
Das 10km-Rennen in Tokio wird immerhin schon um 06:30 Uhr Ortszeit gestartet, um nicht über die vom Regelwerk maximal erlaubte Wassertemperatur von 31 Grad zu kommen. „Natürlich wird die Hitze großen Einfluss aufs Rennen haben, vor allem in der zweiten Hälfte“, sagte der WM-Dritte von 2019, Rob Muffels. Der Magdeburger hat sich mit Trainer Bernd Berkhahn und Wissenschaftler Törpel viele Gedanken gemacht, wie von Akklimatisierung bis Supplementierung im Rennen auf die Hitze reagiert werden kann. „Man muss sicher viel trinken und auf seinen Elektrolythaushalt achten. Sonst funktionieren die Muskeln oder auch das Hirn nicht mehr richtig“, sagt Muffels: „Bei derart hohen Außentemperaturen und extremer Sonne droht bei zwei Stunden Vollgas schnell ein Hitzeschlag.“
Auch die austrainiertesten Athlet*innen der Welt kommen bei Hitze schnell an Grenzen, wenn ihre Core-Temperatur zu sehr steigt. Dann zerfallen Körpereiweiße. Der Sauerstofftransport lahmt. Die kognitiven Fähigkeiten schränken sich urplötzlich ein. Und könnten am Ende womöglich sogar Bilder von taumelnden Sportstars entstehen lassen, die gar nicht gut für die IOC-Geschäfte wären. Wohl auch deshalb entwickelte das IOC für die Tokio-Spiele dann auch das Programm „Beat The Heat“ mit Empfehlungen für Sonnenschutz, Medikamenteneinsatz und Kleidung. Die Marathonläufe und die Geher-Wettbewerbe wurden sogar ins über 1.000 Kilometer entfernte und kühlere Sapporo verlegt.