© Jo Kleindl
Sie ist auch sportlich eine Anführerin im Team des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV). Und ihre erste Aufgabe bei den Olympischen Spielen in Tokio hat Sarah Köhler entsprechend zuverlässig erfüllt. In 15:52,67 Minuten qualifizierte sich die 27-Jährige von der SG Frankfurt ganz sicher für das Finale über 1500m Freistil am Mittwoch. „Ein olympisches Rennen macht grundsätzlich immer Spaß. Ich war heute ein bisschen hektisch im Wasser, glaube ich, schon von Beginn an. Da muss ich fürs Finale ein bisschen Ruhe reinbringen und dann hoffe ich, dass es nochmal schneller wird“, sagte Köhler, die auf dieser Strecke 2019 WM-Silber gewann. Ihre Bestzeit, zugleich deutscher Rekord, steht bei 15:48,83.
Köhler will sich Kindheitstraum erfüllen
In zwei Tagen hofft sie durchaus auf Edelmetall, im Vorfeld hatte Köhler von der Erfüllung eines Kindheitstraums gesprochen. Im ZDF sagte sie direkt nach dem Vorlauf:
„Die Karten werden so oder so neu gemischt fürs Finale. Es ist morgens, wir haben schon ganz oft gesehen, dass andere langsamer waren in den Finals als im Vorlauf. Ich hoffe, das passiert mir nicht. Ich habe in der Vergangenheit auch schon Bestzeiten in Vorläufen abgeliefert, deswegen bin ich da ganz zuversichtlich.“
Während US-Star Katie Ledecky (15:35,35) als Vorlaufschnellste wie erwartet vorneweg schwamm, scheinen die anderen Konkurrentinnen jedenfalls in Köhlers Reichweite. Für Celine Rieder (Neckarsulmer Sport-Union) genügten 16:32,57 dagegen nur zu Rang 27. Sie sammelt jedoch wichtige Erfahrungen für ihren geplanten Karrierehöhepunkt bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.
„Das ist gut gelaufen für Sarah, sie ist komfortabel ins Finale eingezogen und hat noch etwas Luft nach oben“, erklärte Bundestrainer Bernd Berkhahn.
„Der Aufwand war bei ihr okay, andere haben viel mehr in diesen Vorlauf investiert. Im Kampf um die Medaillen wird es sicher auch hier sehr eng zugehen.“
Gose mit erneuter Bestzeit
Berkhahns anderer Schützling Isabel Gose ist zwar noch Teenager, zeigte bei ihren ersten Olympischen Spielen aber ebenfalls ihr besonderes Potenzial. Am Montagvormittag war die 19-Jährige vom SC Magdeburg bereits Sechste über 400m Freistil geworden, und das als schnellste Europäerin. Nicht einmal acht Stunden später zog Gose dann als Neunte auch noch sicher ins Halbfinale über 200m Freistil ein. Trotz einer langsameren ersten Rennhälfte kraulte sie dabei in 1:56,80 Minuten erneut zur Bestzeit.
„Ich dachte echt auf den ersten 100 Metern, ich schaffe es da nicht mehr ran. Das war eine Katastrophe“, meinte Gose am ZDF-Mikrofon. „Aber letztendlich hat es doch geklappt und ich bin froh drüber. Ich weiß nicht, wieso mir das passiert ist, da ist irgendwas schiefgelaufen.“ Anderseits heißt das dann ja aber auch, dass am Dienstag (ab 03:30 Uhr MESZ) theoretisch noch Steigerung und damit ein weiteres Finale durchaus möglich ist. Auch wenn die dritte Dopingkontrolle innerhalb von zwei Tagen die Regenerationsphase bis zum nächsten Rennen wieder etwas verkürzte.
Bruhn und Gose Bahn an Bahn im Halbfinale
Direkt neben Gose wird Annika Bruhn um den Finaleinzug kämpfen. In 1:57,15 verbesserte auch die 28-Jährige aus Neckarsulm ihre Bestzeit. „Eine Runde weiter ist erstmal alles, was zählt. Und es hat sich echt gut angefühlt, das wird bei mir immer mit jedem Rennen besser. Auf der letzten Bahn ist auch noch was drin“, sagte Bruhn. Von Rang 13 aus will sie dann mutig angreifen: „Alles voll von vorne an, eine andere Chance habe ich nicht. Ich habe nichts zu verlieren im Halbfinale und ich freue mich total.“ Vorlaufschnellste war auch auf dieser Strecke die US-Amerikanerin Katie Ledecky in 1:55,28.
Thomasberger nur knapp hinter Superstar le Clos
Weniger zufrieden war David Thomasberger. In seiner Paradedisziplin 200m Schmetterling schwamm in 1:56,04 Minuten auf Platz 17. Denkbar knapp musste er sich Chad le Clos (RSA) geschlagen geben (1:55,96), der sich den letzten Halbfinalplatz sicherte. Mit seiner genau eine Sekunde schnelleren deutschen Rekordzeit aus dem April wäre Platz fünf möglich gewesen. „Ich kann es absolut nicht verstehen“, gestand der Leipziger.
„Bis 150 Meter war ich genau im Soll. Ähnlich wie im April. Und ich war extra drei Wochen im Höhentrainingslager, damit die letzte Bahn schneller wird. Statt unter 30 Sekunden kam da nun eine 31,2 heraus, das ist bitter.“
Jetzt gelte es, in einer längeren Sommerpause alles zu verarbeiten: „Ich werde mich nicht verbuddeln, auch wenn alles anders lief, als ich mir das vorgestellt habe. Die Welt dreht sich weiter und ich werde künftig noch härter trainieren und gestärkt daraus hervorgehen.“ Vorlaufschnellster war der haushohe Favorit Kristof Milak (HUN) in 1:53,58 Minuten.
>> Alle Ergebnisse in Tokio im Überblick
Die deutschen Ergebnisse (Vorläufe) von heute im Überblick:
Name | Strecke | Zeit | Platz |
---|---|---|---|
Annika Bruhn | 200m Freistil | 1:57,15 | 13 |
Isabel Gose | 200m Freistil | 1:56,80 | 9 |
David Thomasberger | 200m Schmett. | 1:56,04 | 17 |
Sarah Köhler | 1500m Freistil | 15:52,67 | 6 |
Celine Rieder | 1500m Freistil | 16:32,57 | 27 |