Rösler EM-Zweiter in der Königsdisziplin, Silber auch für Hentschel/Müller

Philip Häfner
Philip Häfner
18:46

Der erste 17 jahre alte Ole Rösler und das deutsche Wassersprung-Team räumen bei der EM in Belek weiter jeden Tag Medaillen ab. Was hinter den Erfolgen steckt – und warum auch Lena Hentschel sogar noch mehr für möglich gehalten hat – erfährst du im Artikel.

Ole Rösler mit seinem Trainer Michail Sachiasvili© privat

Ole Rösler mit seinem Trainer Michail Sachiasvili

Ole Rösler hat in diesem Jahr einen geschäftigen Sommer vor sich. Der Wasserspringer vom WSC Rostock startet in diesem Jahr bei gleich drei internationalen Meisterschaften – bei der EM der offenen Klasse in Belek (TUR), der EM der Junior*innen in Athen (GRE/23. – 29. Juni) und schließlich noch bei der WM in Singapur (11. Juli – 03. August). Der Auftakt hätte ihm dabei kaum besser gelingen können. Denn nachdem er bei den Europameisterschaften in der Türkei schon im Team-Event Teil des deutschen Silber-Quartetts gewesen war, sprang der 17-Jährige am Sonntag nun erneut aufs Treppchen. Im Turmspringen gewann der Youngster sensationell die Silbermedaille.

Das Gleiche gelang an diesem Tag auch seiner Vereinskollegin Jette Müller: Zusammen mit Lena Hentschel (Berliner TSC) wurde sie im 3m-Synchronspringen ebenfalls Zweite. Der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) hat damit bei diesen Europameisterschaften nach vier Tagen nun bereits sechs Medaillen (2-4-0) zu Buche stehen. Bislang gab es an jedem Tag mindestens einmal Edelmetall für den DSV.

Schwacher Vorkampf, starkes Finale: Ole Rösler versilbert sein EM-Debüt

Dabei hatte Rösler im Vorkampf noch Probleme gehabt, als Zwölfter war er gerade noch so ins Finale eingezogen. Dort lief es dann deutlich besser. Schon zur Halbzeit des Wettkampfes rangierte der Rostocker auf Platz zwei, nachdem er auch seinen schwersten Sprung – den 4,5-fachen Salto vorwärts – gut ins Wasser gebracht hatte. Auch der Handstandsalto und der Auerbach gelangen in der Folge viel schöner als noch am Vormittag, der Rückwärtssalto war gewohnt stark.

Mit 439,45 Punkten musste sich Rösler letztlich nur dem WM-Dritten Oleksii Sereda aus der Ukraine geschlagen geben – der nach dem ersten Durchgang übrigens noch Letzter gewesen war. Hinter Sereda (468,65), der mit immer noch erst 19 Jahren bereits sein drittes EM-Gold in dieser Disziplin einfuhr, und dem Deutschen ging die Bronzemedaille an Anton Knoll (AUT/423,35). Er sorgte für das erste österreichische Medaille vom Turm seit 1931. Der zweite DSV-Starter Luis Avila Sanchez (Berliner TSC) wurde Zehnter (353,75).

Alle EM-Ergebnisse auf einen Blick

„Das war schon sehr beeindruckend. Man kann nur den Hut ziehen, was dieser junge Kerl im Finale abgeliefert hat“, lobte Chef-Bundestrainer Christoph Bohm. „Das Turm-Einzel ist keine leichte Disziplin, man spricht auch von der Königsdisziplin im Wasserspringen. Aber man hat gemerkt, dass er richtig Bock aufs Finale hatte. Vor allem die letzten beiden Sprünge waren grandios. Er hat völlig verdient die Silbermedaille gewonnen.“

Lena Hentschel setzt ihre beeindruckende Medaillenserie fort

Für Lena Hentschel war es bei den laufenden Titelkämpfen in der Türkei sogar schon das dritte Edelmetall nach Gold im 3m-Mixed-Synchronspringen und ebenfalls Silber im Team-Event. Fast hätte man damit rechnen können. Denn wann immer die Berlinerin seit 2018 bei einer Europameisterschaft im 3m-Synchronspringen an den Start ging, ganz egal mit welcher Synchronpartnerin an ihrer Seite, stand sie am Ende auch auf dem Podium – zweimal Gold und jetzt viermal Silber lautet ihre beeindruckende Bilanz in dieser Disziplin.

Diesmal waren nach einem spannenden Wettkampf nur die Ukrainerinnen Kseniia Bochek und Diana Karnafel (276,84) besser als Hentschel und Jette Müller mit ihren 265,95 Punkten. Bronze ging an die zweifachen EM-Siegerinnen Amy Rollinson und Desharne Bent-Ashmeil aus Großbritannien (264,90).

“Wir freuen uns natürlich über die Medaille, aber wir wollen in den nächsten Wochen noch eine Schippe drauflegen mit Blick auf die WM in Singapur.”

Das deutsche Paar erwischte mit zwei blitzsauberen Pflichtsprüngen einen perfekten Start und führte zunächst. Bei den ersten beiden Kürsprüngen sprang Müller dann aber jeweils etwas zu weit vom Brett weg, was entsprechende Punktabzüge bedeutete – trotzdem lagen die Olympia-Sechsten von Paris (FRA) vor dem letzten Durchgang weniger als zwei Zähler hinter den führenden Ukrainerinnen und hatten dort den schwierigeren Sprung in der Hinterhand. Doch Bochek und Karnafel konnten ihren Vorsprung erfolgreich verteidigen, auch weil beim abschließenden Auerbach diesmal Hentschel etwas zu spritzig eintauchte. „Wir betrachten das Ergebnis mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir freuen uns natürlich über die Medaille, aber wir wollen in den nächsten Wochen noch eine Schippe drauflegen mit Blick auf die WM in Singapur“, sagte Bundestrainer Christoph Bohm. Und schloss mit: „Insgesamt war das ein weiterer sehr cooler Tag für uns.“

Silber-Duo: Lena Hentschel (r.) und Jette Müller werden EM-Zweite vom 3n-Brett© privat

Silber-Duo: Lena Hentschel (r.) und Jette Müller werden EM-Zweite vom 3m-Brett