Neue Umfrage: Jedes zweite Hallenbad sanierungsbedürftig

Raik Hannemann
Raik Hannemann
18:07

Sanierungsstau, steigende Kosten und fehlende Fördermittel setzen Deutschlands Schwimmbäder massiv unter Druck. Eine neue Umfrage des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) zeigt, wie ernst die Lage ist – und warum dringend gehandelt werden muss, damit Kinder auch künftig sicher schwimmen lernen können.

Ein defektes Schild in Borkwalde im Bundesland Brandenburg© pa/ZB | Sascha Steinach

Ein defektes Hinweisschild in Borkwalde im Bundesland Brandenburg

In der Bäderallianz ist der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) mit 14 weiteren rund ums Schwimmen aktiven Verbänden in einer Interessengemeinschaft vereint. Gemeinsam hatte man vor acht Wochen Bund, Länder und Kommunen aufgefordert, endlich gemeinsam dem Sanierungsstau und der Schließung von Bädern entgegenzuwirken. Mithilfe des neuentwickelten Schwimmbadplans und eines milliardenschweren Förderprogramms müsse die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung künftig besser sichergestellt werden.

“Es ist besser, Hunderte einfache Bäder zu sanieren und zu erhalten als zehn neue Hochglanzbäder zu bauen.“

Wie groß der Handlungsdruck ist, geht auch aus einer neuen Umfrage des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) unter mehr als 113 Betreibern kommunaler Bäder mit 124 Hallenbädern in ganz Deutschland hervor. Demnach sind mittlerweile 52 Prozent der Hallenbäder hierzulande umfassend sanierungsbedürftig. Nur jedes fünfte Bad (18 Prozent) ist frisch saniert. 59 Prozent der Badbetreiber gaben an, sich mit Hindernissen konfrontiert zu sehen: Größtes Hindernis ist dabei die Finanzierung, trotz flächendeckender Preiserhöhungen in diesem Jahr. Der hohe Finanzierungsbedarf für Sanierungen trifft auf unzureichende und unpassende Fördermittel (83 Prozent) und gestiegene Zinsen (71 Prozent). Hinzu kommen hohe Baukosten (79 Prozent).

VKU-Chef fordert bessere Förderprogramme für einfache Bäder

„Sanierungen sind elementar für den Erhalt unserer Hallenbäder in Stadt und Land. Der umfassende Sanierungsbedarf ist ein Weckruf an Bund und Länder, für bessere und besser ausgestattete Förderprogramme zu sorgen, damit für Betreiber die Finanzierung ihrer Sanierungsvorhaben leichter wird“, sagte Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Als ein Beispiel für inhaltlichen Verbesserungsbedarf nannte der VKU das Förderprogramm Sport, Jugend, Kultur (SJK), das sich bislang eher an Leuchtturmprojekte richte statt an finanziell schwache Kommunen, die eigentlich vorrangig Unterstützung benötigten. „Es ist besser, Hunderte einfache Bäder zu sanieren und zu erhalten als zehn neue Hochglanzbäder zu bauen“, forderte VKU-Chef Liebing.

Zu wenig Kapazitäten und Geld fürs Schulschwimmen

Den VKU-Zahlen zufolge habe der schlechte Zustand vieler Hallenbäder schon heute Einfluss auf das Schwimmenlernen. So geben 79 Prozent der Badbetreiber an, dass Kinder heute schlechter schwimmen können als vor zehn Jahren. 68 Prozent konstatieren, dass Kinder heute zudem später schwimmen lernen.

Der Befragung zufolge bieten 99 Prozent der Badbetreiber Kapazitäten für das Kita- und Schulschwimmen an. Zwar ist die Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit Land und Kommunen hoch, doch mehr als die Hälfte der Badbetreiber sieht Verbesserungsbedarf beim Schulschwimmen (52 Prozent). „Die Sanierungen der Bäder ist auch mit Blick auf die Sicherung des Angebots für das Schulschwimmen dringend erforderlich. Hier trifft eine hohe Nachfrage nach Bahnen auf wenig Kapazitäten und zu geringe Entgelte. Jedes Hallenbad zählt“, sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Liebing.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, dass bis Mitte des kommenden Jahrzehnts jedes Kind in Deutschland beim Verlassen der Grundschule sicher schwimmen kann. Der Deutsche Schwimmbadplan schafft dafür die notwendige Grundlage.“

 

Flexiblere Stundenpläne sind nötig

75 Prozent der Badbetreiber schlagen laut der Befragung daher höhere Entgelte für das Schulschwimmen vor. 42 Prozent empfehlen außerdem eine frühere Schwimm-„Einschulung“, zum Beispiel schon in der Kita. „Sinnvoll wäre auch, wenn Schulen flexibler bei der Gestaltung der Stundenpläne wären und mehr Zeit einräumen würden. An- und Abreise knabbern den eigentlichen Schwimmunterricht unnötig an“, hieß es vom VKU. Ein großes Problem sei in der Praxis auch, dass Stundenausfälle nicht rechtzeitig kommuniziert würden.

DSV begrüßt Hallenneubau in Wiesbaden

DSV-Präsident David Profit hatte schon im Juli betont, dass es schnelles Handeln braucht. „Unser gemeinsames Ziel ist es, dass bis Mitte des kommenden Jahrzehnts jedes Kind in Deutschland beim Verlassen der Grundschule sicher schwimmen kann. Der Deutsche Schwimmbadplan schafft dafür die notwendige Grundlage.“