David Profit ist der neue Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). Bei der Mitgliederversammlung setzte er sich mit 216 Stimmen durch. Das neue Präsidium übernimmt die Rolle des Aufsichtsrats und wird einen hauptamtlichen Vorstand ernennen. Profit und sein Team streben nachhaltige Veränderungen im Wassersport an, einschließlich Investitionen in die Schwimmbäder-Infrastruktur.
David Profit führt ein DSV-Präsidium an, das künftig die Rolle als Aufsichtsrat übernimmt – für einen hauptamtlichen Vorstand, den es nun zu finden gilt
Die Mitgliederversammlung des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) hat David Profit am 13. April in Kassel zum neuen Präsidenten gewählt. Bei der geheimen Abstimmung setzte sich der 47-Jährige gleich im ersten Durchgang mit 216 Stimmen gegen seine Mitbewerber Kai Morgenroth (170 Stimmen) und Oliver Großmann (5) durch. Bei der Wahl der Vizepräsidenten fiel das Votum auf Prof. Dr. Lutz Thieme und Lars Kalenka. Ebenfalls gewählt wurde auf Vorschlag der DSV-Athlet*innenkommission dessen neuer Sprecher, der Wasserballtorwart Kevin Götz.
Erst im Dezember hatte der DSV sich eine neue Satzung gegeben, nun wurde erstmalig nach dieser gewählt. Dementsprechend fungiert das ehrenamtliche Präsidium fortan in der Rolle eines Aufsichtsrats. Die Geschäfte des Spitzenverbandes mit über 560.000 Mitgliedern werden hingegen von einem hauptamtlichen Vorstand geführt, welchen es durch das neue Präsidium zu berufen gilt. „Wir werden im DSV als Aufsichtsrat die wichtigen Anliegen im Wassersport vom Schwimmenlernen bis zum Spitzensport und beim Erhalt der Bäder als Team begleiten“, sagte Profit. „Die Mitglieder des Aufsichtsrats bringen aus vielen Bereichen des Wassersports Expertise mit. Der Weg unserer Strukturreform ist mit dem heutigen Tag noch nicht beendet. Es bedarf nun der gemeinsamen Arbeit an einem Kulturwandel und zur Weiterentwicklung der Strategien des DSV gemeinsam mit allen Ebenen des Schwimmsports.“
Im Schwimmsport ist Profit schon länger aktiv
Aus seiner beruflichen Arbeit bringt der Jurist viel Erfahrung aus der Organisationsentwicklung mit. Aktuell arbeitet er als Beauftragter für Bauangelegenheiten in der Hochschule RheinMain. Im deutschen Schwimmsport ist Profit schon länger aktiv. Seit 2017 ist er Vorsitzender des Schwimmvereins Freibad Gimbsheim, der das rheinhessische Freibad im Jahr 2001 vor der Schließung bewahrte und seither erfolgreich betreibt und mit über 5.000 Mitgliedern inzwischen auch der größte in seinem Bundesland Rheinland-Pfalz ist. Seit 2019 ist er Mitglied der DSV-Kommission, die sich um die Schwimmbäderpolitik kümmert. Die vor einigen Monaten von mehreren großen Dachverbänden des Wassersports gemeinsam in der Bäderallianz gestartete Initiative, eine Anerkennung der Schwimmkultur als Immatrielles Kulturerbe zu beantragen, geht auf seine Idee zurück. Nachhaltige Investitionen in die Bäderstruktur und damit auch ausreichend Wasserflächen sind das Ziel.
„Wir sind dabei, die Schwimmfähigkeit in Deutschland zu verspielen, das kann so nicht weitergehen“, sagte Profit der „Süddeutschen Zeitung“ in einem seiner ersten Interviews.
„Sonst kommen wir zurück in die Situation um 1900, wo mehr als 90 Prozent der Bevölkerung nicht schwimmen konnten.“
Lutz Thieme bringt Verbandserfahrung mit
Als Vizepräsident unterstützt Lutz Thieme, der von vornherein im Team zusammen mit Profit angetreten war. Als Professor für Sportmanagement an der Hochschule Koblenz leitete der 57-Jährige das Forschungsprojekt „Bäderleben“, das für das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Bisp) den Aufbau einer deutschlandweiten Datenbank zu Schwimmbädern und Wasserflächen beinhaltete, die den Bäderbestand in Deutschland abbildet und als Grundlage einer Investitionsstrategie dienen soll. Aktuelle Forschungsprojekte beschäftigen sich mit Sportstätten, der Entwicklung des Ehrenamtes und der Organisationsentwicklung von Sportvereinen und -verbänden. Der ehemalige Leistungsschwimmer spielt bis heute aktiv Wasserball, kennt den Sport aber auch noch aus anderen Perspektiven. So war er lange Jahre Vorstandschef beim Großverein SSF Bonn oder auch schon Präsident des Landessportbundes Rheinland-Pfalz. Zuletzt wirkte Thieme bereits entscheidend in der Satzungskommission des DSV mit und schob in der Länderfachkonferenz Bildung den Ausbau didaktisch, inhaltlich und auch administrativ durchgehender Bildungsangebote an.
„Ich hatte ein Engagement auf Ebene eines Bundesverbandes für mich schon längst ausgeschlossen. Ich bin jedoch zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht genug ist, neue Strukturen zu schaffen, sondern sie müssen auch durch Menschen gelebt werden. Deswegen habe ich mich gefragt, was ich einbringen kann und unter welchen Bedingungen. Ein wichtiger Baustein für mich war die Kandidatur des heute gewählten DSV-Präsidenten David Profit und der gemeinsamen Vision für diesen Verband“, sagte Thieme.
Ein zur neuen Satzung passender, veränderter Führungsstil als Aufsichtsrat kann so wohl am besten vorgelebt werden.
Masters-Weltmeister Kalenka hilft als Headhunter
Zum neuen DSV-Präsidium gehört als Vizepräsident ab sofort auch der ehemalige Leistungssportler Lars Kalenka. Als aktiver Schwimmer gehörte der heute 50-Jährige zehn Jahre zur Nationalmannschaft, der einstige Jugend-Europameister wurde in Doha (QAT) unlängst auch Masters-Weltmeister. Schon früher engagierte er sich als Aktivensprecher und Mitglied der Anti-Doping-Kommission im DSV. Beim SV Nikar Heidelberg, wo heute auch seine beiden Töchter schwimmen, gehört er aktuell dem Vorstand an. Als Prokurist einer großen Personalberatungsfirma bringt er aber auch eine profunde Erfahrung mit Change-Management-Prozessen mit. Seine beruflichen Erfahrungen sollen nun bei der Auswahl und Besetzung der hauptamtlichen Führungspositionen im DSV helfen.
„Ich sehe in der Entwicklung des Schwimmsports in Deutschland deutliches Potenzial und möchte meine Erfahrungen aktiv einbringen“, sagte Kalenka.
Großen Dank sprach David Profit am Ende der Sitzung dem bisherigen Vorstand bestehend aus den zwei Vizepräsidenten Kai Morgenroth und Wolfgang Rupieper aus. Sie waren in einer schweren Zeit in die Verantwortung gegangen und hatten den DSV nach dem Abgang Marco Trolls im Herbst 2022 mit ruhiger und besonnener Hand geführt. Und die Zusammenarbeit ist auch noch nicht vorbei. Bis das neue Präsidium den hauptamtlichen Vorstand beruft, bleiben die ehemaligen Vizepräsidenten weiterhin Vorstände des Verbandes. Eine geordnete Übergabe ist somit gesichert.