Das Weltcupfinale im Wasserball wird verlegt und findet nun in Podgorica statt, betroffen sind auch die deutschen Männer. Es geht um Politik und alte Wunden – die Kroaten erheben schwere Vorwürfe.

Brisantes Duell im Viertelfinale des Wasserball-Weltcups: Gastgeber Montenegro spielt gegen die Kroaten, die das Turnier beinahe boykottiert hätten
Nach Boykottdrohungen Kroatiens wird das Weltcupfinale der Männer im Wasserball nicht wie ursprünglich geplant in Budva und Kotor stattfinden. Zwar bleibt Montenegro Gastgeber des Acht-Nationen-Turniers vom 11. – 13. April. Dieses wird nun aber in der Hauptstadt des Landes, Podgorica, ausgetragen. Zuerst hatte das Fachportal „Waterpolo 360 News“ darüber berichtet. Betroffen von der Verschiebung sind auch die deutschen Männer: Das DSV-Team trifft beim Super Final im Viertelfinale auf Titelverteidiger Spanien.
Kroatien betrachtete den Namensgeber des Wasserball-Beckens als Kriegsverbrecher
Kroatien, als amtierender Weltmeister, Vizeeuropameister und zuletzt auch Silbermedaillengewinner bei Olympia in Paris (FRA) eine der führenden Wasserballnationen, hatte angedroht, nicht beim Weltcup anzutreten, solange dieser in Kotor stattfinden würde. Das dortige Schwimmbad ist nach Zoran Gopčević benannt, einem ehemaligen Wasserballer, der 1980 mit Jugoslawien Olympiasilber gewann. Während des jugoslawischen Bürgerkriegs diente er später aber auch als Wachkommandant im Lager Morinj unweit von Kotor. Dort sollen sich aus kroatischer Sicht auch Gräueltaten an Zivilisten abgespielt haben. Das Land betrachtet Zoran Gopčević deshalb als Kriegsverbrecher. Die politischen Differenzen auf dem Balkan halten auch mehr als zwei Jahrzehnte nach Ende der Jugoslawien-Kriege weiter an und wirken sich auch auf den Sport aus.
Zuletzt war der Druck, das Turnier zu verlegen, offenbar immer größer geworden. Der montenegrinische Wasserball- und Schwimmverband (VPSCG) hat jetzt eine offizielle Erklärung veröffentlicht. Darin heißt es: „Auf Empfehlung der Regierung von Montenegro und aufgrund der Bedenken des kroatischen Wasserballverbands haben wir beschlossen, das Finale des Weltcups nach Podgorica zu verlegen. Ursprünglich hatten wir gehofft, das Turnier in Kotor, dem Geburtsort des montenegrinischen Wasserballs, und in Budva ausrichten zu können, aber die aktuellen Umstände machten diese Änderung erforderlich.“
Der Verband drückte zugleich sein Bedauern über die Situation aus. Man wünsche sich, dass nicht-sportliche Themen das Turnier nicht weiter überschatten. Zusätzliche Brisanz brachte allerdings die Auslosung mit sich. Denn im Viertelfinale trifft Gastgeber Montenegro ausgerechnet auf Kroatien.
Für Deutschland wird es ein schwerer Weg zur WM
Beim Weltcupfinale werden noch drei Tickets für die kommenden Weltmeisterschaften in Singapur vergeben an die bestplatzierten Nationen, die bislang nicht für die WM qualifiziert sind. Sicher dabei sind in jedem Fall Serbien, Kroatien und die USA als Medaillengewinner von Paris, weitere Plätze werden nach dem Weltcup über das Ranking der vergangenen Kontinentalmeisterschaften vergeben. Aus Europa lösen so nochmal drei Teams über die Platzierungen bei der EM 2024 das WM-Ticket.
Deutschland war bei der EM im Vorjahr nur Zwölfter geworden und hatte nun auch beim Weltcup Pech bei der Ansetzung. Man muss nun schon zwingend Europameister Spanien schlagen, um sich die Chance auf die Weltmeisterschaft zu bewahren. Sollte zudem Montenegro gegen Kroatien gewinnen, reicht sogar nur Platz drei beim Weltcup für den Sprung zur WM.