Musik beim Synchronschwimmen: So findest du den Soundtrack für die perfekte Kür

Philip Häfner
Philip Häfner
13:30

Die richtige Musik ist ein wichtiger Baustein für den perfekten Auftritt beim Synchronschwimmen. Aber wie findet man den passenden Soundtrack? Diese Tipps von Bundestrainerin Stephanie Marx solltest du berücksichtigen.

Grazile Bewegungen, glitzernde Kostüme und dazu das passende Make-up: Synchronschwimmen ist ein Gesamtkunstwerk. Die richtige Musik ist ein weiterer wichtiger Baustein für den perfekten Auftritt. „Ich halte Musik beim Synchronschwimmen für sehr wichtig“, sagt Bundestrainerin Stephanie Marx. „Musik transportiert Emotionen, Musik transportiert eine Geschichte – wie die Leinwand eines Malers. Sie soll das Publikum mitnehmen und die Performance unterstützen.“

Das deutsche Team im Synchronschwimmen im Becken bei der EM 2023© Aniko Kovacs

Erst die passende Musik rundet eine Choreographie – hier das deutsche Team bei der EM 2023 – perfekt ab

Mehr Tempo bedeutet mehr Möglichkeiten

Die Bundestrainerin erklärt, worauf es ankommt bei der Auswahl des Soundtracks. Denn es zählt nicht einfach nur das nötige Tempo und die richtige Zahl von Beats per Minute. Vielmehr ist die Musik individuell auf die Aktiven zugeschnitten, die schließlich meist zwei Jahre lang zum gleichen Sound auftreten müssen. „Da möchte man kein Lied nehmen, das einem nach dreimal hören schon so sehr auf den Keks geht, dass man es nicht mehr erträgt“, sagt Marx.

Musik transportiert Emotionen, Musik transportiert eine Geschichte – wie die Leinwand eines Malers.

Aber: „Man braucht schon eine gewisse Grundgeschwindigkeit. Wenn die Musik sehr langsam, sehr tragend ist, werden auch die Bewegungen, die dazu passen, automatisch langsamer und dann kriegt man nicht so viele Schwierigkeiten in einer Kür unter. Deswegen geht die Tendenz dahin, ein bisschen schnellere und dynamische Musik zu benutzen. So werden auch die Bewegungen dynamischer, was optisch stärker rüberkommt.“

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Heavy Metal kann das Wertungsgericht auch verschrecken

Stephanie Marx rät davon ab, die Musik allein danach auszuwählen, was dem Wertungsgericht gefällt. Und empfiehlt gleichzeitig, nichts auszuwählen, bei dem sich die Wertungsrichter*innen erstmal die Ohren zuhalten. „Unser Wertungsgericht ist demografisch meist etwas älter, das sollte man berücksichtigen. Man kann sich auch mal ein Heavy-Metal-Stück nehmen, aber dann muss es richtig gut sein und darf nicht einfach nur dröhnen und scheppern“, sagt sie. „Ich kenne das von mir selbst: Man sitzt auf einem großen Wettkampf und guckt sich 28 Duette an, und dann kommt eine Musik, die einem noch mal richtig Kopfschmerzen verursacht. Dieser Zustand hilft jetzt nicht unbedingt dabei, objektiv zu bleiben.“

Musik oder Choreographie – was kommt eigentlich zuerst?

Aber was kommt zuerst: die Choreographie oder die dazu passende Musik? Beides ist möglich. Marx entwickelt eine neue Kür mit ihren Athlet*innen meist über das Thema und sucht anschließend die Lieder aus, die dieses Thema gut transportieren. „Es gibt aber auch den anderen Weg, dass man einen Song hört und den so gut findet, dass man dann darum alles andere aufbaut“, so die Bundestrainerin. Wobei eine Choreographie meist nicht nur aus einem Lied besteht. „Es ist sehr schwer, ein Musikstück zu finden, welches in drei bis dreieinhalb Minuten so abwechselnd ist, dass man sowohl dynamische Passagen hat als auch zwischendurch einen eher ruhigeren Teil“, sagt Marx.

Ich persönlich finde, dass wir auch mehr deutsche Lieder verwenden könnten.

Die meisten Musiken beim Synchronschwimmen werden deshalb aus mehreren Liedern zusammengeschnitten. Früher war das eine mühselige Fusselarbeit mithilfe zweier Kassettendecks. Heutzutage helfen digitale Schneidetools. „Trotzdem macht man das nicht mal nebenbei in einer halben Stunde, sondern sitzt schon ein, zwei Tage daran, bis es wirklich sauber klingt“, sagt Stephanie Marx. Je nach Thema werden häufig noch zusätzliche Effekte reingeschnitten – bei der Monster-Kür des deutschen Teams waren das etwa Krähen oder der Ruf eines Werwolfs.

Das deutsche Duett im Synchronschwimmen mit Michelle Zimmer und Marlene Boyer bei der WM 2022 in Budapest© Jo Kleindl

Das frühere DSV-Duett mit Michelle Zimmer und Marlene Boyer verwendete für ihre Kür Teile einer Rede von Kilmaaktivistin Greta Thunberg

Musik beim Synchronschwimmen: Soundeffekte von JFK bis Greta Thunberg

Auch Auszüge berühmter Reden sind denkbar – das frühere DSV-Duett mit Marlene Bojer und Michelle Zimmerverwendete für seine Klima-Kür beispielsweise ein Statement von Aktivistin Greta Thunberg. Für eine Berlin-Kür wäre zum Beispiel auch die berühmte „Ich bin ein Berliner“-Rede von John F. Kennedy denkbar. Allerdings muss dabei immer berücksichtigt werden, dass das Thema nicht zu kontrovers ist und sich das Wertungsgericht oder das Publikum womöglich angegriffen fühlen.

Bleibt noch die Sprache. Viele Küren greifen auf englische Lieder zurück, das ist aber keine Pflicht. Denn selbst wenn der Text nicht verstanden wird: Der russische Kalinka, ein Flamenco oder ein französisches Chanson werden auch so als Teil der jeweiligen Kultur begriffen und können das Thema einer Kür unterstreichen. „Ich persönlich finde, dass wir auch mehr deutsche Lieder verwenden könnten“, meint Bundestrainerin Marx.