Die Internationalen Deutschen Meisterschaften bringen die Para-Schwimmszene zum Staunen: Mit Welt- und Europarekorden, einer emotionalen WM-Norm und einem Nachwuchstalent mit Rekordlust. Das waren die Highlights von Tag zwei.
Bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) in Berlin vergeht einfach kein Tag ohne Weltrekord im Para Schwimmen. Am zweiten von vier Veranstaltungstagen kamen am Freitag außerdem noch ein Europarekord und fünf deutsche Rekorde hinzu.
Alle IDM-Ergebnisse im Überblick
Für das Highlight in der deutschen Hauptstadt sorgte William Ellard (GBR) mit seinem Weltrekord über 800m Freistil in der Startklasse 14 (intellektuelle Beeinträchtigung). In 8:46,24 Minuten blieb er zwei Sekunden unter der bisherigen Bestmarke aus dem Jahr 2016, die damals auch in Berlin aufgestellt wurde. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier so schnell sein würde. Es ist zwar keine paralympische Disziplin, aber trotzdem gut, um Tempo, und Fitness zu trainieren“, sagte Ellard.

William Ellard sorgte über 800m Freistil für den zweiten Weltrekord der diesjährigen IDM in Berlin
Ein Weltrekord und fünf deutsche Bestmarken am zweiten IDM-Tag
Der Brite hält damit nun alle Freistil-Weltrekorde außer den über 400m, diesen will er sich aber unbedingt bei den Weltmeisterschaften in Singapur (21. – 27. September) holen. Als Vierter der IDM-Wertung auf der längsten IDM-Strecke verbesserte Julian Füllgraf (VfL Osnabrück/S14) in 9:11,74 seinen eigenen deutschen Rekord aus dem Februar um fünf Sekunden. Bei den Frauen sicherte sich Paralympics-Gewinnerin Monica Boggioni (ITA/S5) in 11:46,01 Minuten den Sieg.
Gleich zwei nationale Bestmarken waren zuvor in den Vorläufen über 100m Freistil gefallen, und zwar durch Josia Topf(BPRSV/S3) mit 1:43,61 Minuten und Pascal Rentsch (VSB 1980 Magdeburg/S14) mit 57,62 Sekunden. In der IDM-Wertung, für die die Zeiten mittels einer Punktwertung ins Verhältnis gesetzt werden, belegten sie mit ähnlichen Leistungen im Finale dennoch nur die Ränge acht und neun. Das sagt viel aus über das hohe Leistungsniveau bei diesen Titelkämpfen.
Bei den Frauen schaffte es Maike Naomi Schwarz (SV Motor Babelsberg/S12) in 1:02,28 Minuten hinter Emma Feliu(ESP/S13/1:00,95) dagegen auf den Silberrang. Noch wichtiger für die Siebte der Paralympics von Paris (FRA) war aber, dass sie damit vier Hundertstel unter der WM-Norm für Singapur blieb. „Mir fallen eine Million Steine vom Herzen.Ich bin so erleichtert“, sagte Schwarz. „Es war mein erster Wettkampf seit November, ich hatte eine ziemlich starke Knieverletzung, die erst einmal ausheilen musste. Ich war die ganze Zeit im Training, aber halt nur obenrum. Die Beine sind so lasch wie noch nie in meinem Leben zuvor.“
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Ihr Potsdamer Trainer Jörg Hoffmann hatte am Telefon zuvor extra noch mal darauf gedrängt, Schwarz solle sich nicht immer so verrückt machen und damit Energie verballern („Du bist schon wieder so aggro“). „Ich habe mir das zu Herzen genommen, und es ist gerutscht. Das ist noch nicht das Niveau, wo ich hinwill. Aber wir sind auf dem richtigen Weg. Das war schneller als in Paris, also alles gut“, sagte Schwarz. Ihre Vereinskollegin Gina Böttcher (SM4) sorgte anschließend über 150m Lagen für den einzigen deutschen IDM-Sieg am Freitag.

Maike Naomi Schwarz jubelte ausgelassen über ihre WM-Norm über 100m Freistil
Auch Nachwuchstalente wie Jason Dilling glänzen in der SSE
Nicht nur für Schwarz und die anderen bekannten Namen aus dem Pariser Paralympics-Team bieten die IDM eine perfekte Bühne. Auch Nachwuchsathleten wie Jason Dilling (Jahrgang 2007) können hier wichtige Erfahrungen sammeln, die ihm nicht nur bei den European Para Youth Games (EPYG) in Istanbul (TUR/25. – 27. Juli) helfen werden. Der Teenager vom Berliner Schwimmteam (S14) schwamm über 50m Rücken gleich zweimal deutschen Rekord (30,26 und 30,23 Sekunden). „Man kann sich hier mit Superleuten messen, auch den Weltrekordler kennenlernen“, schwärmte Dilling. „Natürlich habe ich vor, in Istanbul wieder deutsche Rekorde zu schwimmen und auch zu zeigen, dass ich noch mehr Potenzial habe. Ja, und natürlich hoffentlich auch was gewinnen.“ Sogar einen Europarekord über 50m Rücken stellte Iñigo Llopis Sanz (ESP/S8) auf – in 30,68 Sekunden.
Bei den Frauen war Róisín Ní Ríain (IRL/S13) die Schnellste im Rückensprint. Ihre 30,86 Sekunden sind die beste IDM-Leistung bislang (947 Punkte). Am Tag zuvor hatte die Irin bereits über 100m Schmetterling und 200m Rücken Gold gewonnen. „Ich liebe dieses Becken und die Wettkämpfe hier. Ich bin zum zweiten Mal dabei und habe mich dieses Jahr sehr gefreut, wieder hier zu sein“, sagte sie.

Die Irin Róisín Ní Ríain (M.) feierte am Freitag bereits ihren dritten IDM-Erfolg in diesem Jahr. Hier ist sie mit der Zweit- und Drittplatzierten über 50m Rücken zu sehen, Aleksandra Otchera (l.) und Verena Schott