Jetzt sogar im Kino: Axel Mitbauers DDR-Flucht durch die Ostsee

Raik Hannemann
Raik Hannemann
10:00

Ein Film, der unter die Haut geht: Die dramatische Flucht eines DDR-Schwimmers wird in einem neuen Kino-Doku-Drama erzählt – mit Originalschauplätzen, bewegenden Erinnerungen und historischem Tiefgang. Vor der Premiere in Leipzig und Dresden erklären wir, was die Geschichte von Axel Mitbauer so besonders macht.

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Viele Jahre arbeitete Axel Mitbauer als Schwimmtrainer im Südwesten Deutschlands, inzwischen lebt er schon längere Zeit mit seiner Familie in der Schweiz. Ende Mai kommt der mittlerweile 75-Jährige aus besonderem Anlass aber noch einmal in seine sächsische Heimat. In Dresden (30. Mai um 17:00 Uhr im Cineplex Kristallpalast) und in Leipzig (31. Mai um 18:00 Uhr im Cineplex Allee-Center) steigen in seinem Beisein nämlich feierlich Premierenaufführungen des Kinofilms „Der Wettkampf meines Lebens“. Das 82-minütige Doku-Drama erzählt Mitbauers Flucht aus der DDR im August 1969 nach, für die er als 19-Jähriger in dunkler Nacht weit über 20 Kilometer durch die Ostsee von Boltenhagen nach Travemünde geschwommen war. „Ich freue mich sehr darauf“, sagt Mitbauer. Auch auf ein mögliches Wiedersehen mit früheren Leipziger Schwimmkollegen wie beispielsweise Klaus-Jürgen Alde oder Wolfram Sperling.

Axel Mitbauer verharrte stundenlang auf einer Leuchtboje, ehe ihn ein Fährschiff entdeckte© Stilkraft

Axel Mitbauer verharrte stundenlang auf einer Leuchtboje

Mitbauers ungewöhnliche Lebensgeschichte kennen die Älteren in der Schwimmszene natürlich, erzählt wurde sie auch in Medien schon öfter mal. Bis heute hält Mitbauer selbst sogar Vorträge in Schulen und anderen Institutionen dazu. „Als Zeitzeuge möchte ich an diese Zeit immer wieder erinnern. Damit so etwas nie wieder geschieht.“ Über 5.000 DDR-Bürger*innen waren zwischen 1961 und 1989 in den Westen geflüchtet, die Zahl der missglückten Versuche ist nicht bekannt. Aber mindestens 138 Menschen wurden bei Fluchtversuchen erschossen oder sind dabei verunglückt.

 

1970 wurde Axel Mitbauer dann Europameister mit der bundesdeutschen Staffel

Nun erzählt also auch ein Kino-Film im Breitbildformat, wie die Stasi damals von Mitbauers Fluchtplänen erfuhr, weil der bundesdeutsche Schwimmkollege Wolfgang Kremer und dessen Trainer Werner Ufer einen Brief mit Fluchthilfeinformationen überbringen wollten, diesen bei einer Grenzkontrolle bei der Einreise in die DDR aber zu offensichtlich im Auto platzierten. Dass Mitbauer dadurch erst sieben Wochen lang im Stasigefängnis saß, komplett aus der Sportförderung flog und sogar ein Studienverbot erhielt. Um dann aber bald seine überragenden Schwimmfähigkeiten als DDR-Meister über 400m Freistil von 1968 als Fluchtgrundlage zu nutzen. Wie er am Strand mit seinen Flossen an schießbereiten Grenzsoldaten vorbeischlich, nach vier Stunden in der dunklen und kühlen Ostsee um ein Uhr nachts frierend auf eine gasbetriebene Leuchtboje in der Lübecker Bucht kletterte und dort sechs Stunden später von einem Fährschiff entdeckt wurde. Und wie er 1970 – zum größten Ärger der DDR-Oberen – dann auch noch Europameister mit der 4x200m-Freistilstaffel der Bundesrepublik wurde.

Axel Mitbauer am Beckenrand© Stilkraft

Schwimmen ist bis heute sein Leben: Axel Mitbauer arbeitet immer noch als Coach

„Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat“, sagt Mitbauer über den Kinofilm. Nicht nur der österreichische Regisseur Antonio Le Regina habe gute Arbeit geleistet. „An vielen Drehorten war ich mit dabei und dort mit den Darstellern viel zusammen, das wirkt alles sehr authentisch.“ Für ihn selbst sei die Mitarbeit aufwühlend gewesen. „Man glaubt, irgendwann könne man die Dinge für sich abschließen. Aber der Besuch dieser Orte wirbelte natürlich immer wieder die Emotionen in mir hoch“, verriet Mitbauer. La Regina erzählte: „Ich habe ein Faible für DDR-Fluchtgeschichten. Die von Axel ließ mich nach dem Lesen nie wieder los. Sechs Jahre später bin ich einfach zu ihm gefahren und habe ihn zu diesem Film überredet.“

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Zum Glück hat Mitbauer den „Wettkampf meines Lebens“ damals gewonnen. Alle anderen Erfolge erscheinen im Vergleich dazu unwichtig. Erinnerungstücke daran hat Mitbauer  ohnehin nur noch wenige. Die Medaillen aus der DDR hatte damals die Stasi eingezogen. „Nur ein Pokal vom Sieben-Hügel-Schwimmen in Rom 1965 habe ich heute noch, weil der damals nicht in meiner Wohnung lagerte“, verriet Mitbauer. Aber auch sein EM-Gold von 1970 ging verloren: „Das war durch einen Einbruch während meines Studiums in Köln. Das tut mir leid. Aber meine Erinnerung an diese Zeit habe ich zum Glück im Kopf.“ Und nun auch noch in einem Kinofilm.

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