Nach seinem TV-Erfolg bei „Let’s Dance“ kehrt Paralympics-Sieger Taliso Engel zurück ins Becken. Wie er trotz Trainingspause bei der IDM in Berlin überzeugen will – und was der Show-Ausflug für ihn und den Para-Sport verändert hat – erfährst du hier.
Am Mittwoch (04. Juni) wurde Taliso Engel 23 Jahre alt. Statt ausgelassener Party stand aber knallhartes Training für ihn auf dem Programm. Nach seinen begeisternden Auftritten in der RTL-Show „Let‘s Dance“ will der zweimalige Paralympics-Sieger nämlich schon in zwei Wochen wieder zum Schwimmsport zurückkehren und bei den 39. Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) in Berlin (19. – 22. Juni) starten.
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„Das wird eine interessante und sehr spannende IDM für mich und alle anderen, die auf irgendeine Weise mitfiebern mit mir. Natürlich will ich mich in der SSE gut präsentieren. Aber ich habe gerade schlichtweg keine Ahnung, wie mein Leistungsstand derzeit ist“, gesteht Engel. In den letzten drei Monaten hat es der sehbeeinträchtigte Brustschwimmer nur ganz selten in den Pool geschafft. Denn bei „Let‘s Dance“ schlug der Nürnberger so toll ein, dass er über 13 Wochen lang bis zum Finale in allen Shows dabei blieb und am Ende mit seiner Tanzpartnerin Patricija Ionel sogar den zweiten Rang belegte.
Die Aufmerksamkeit, die ich jetzt durch die paar Wochen bei ,Let’s Dance‘ bekommen habe, die habe ich mit zwei Paralympics-Goldmedaillen nie bekommen.

Zusammen mit Tänzerin Patricija Ionel belegte Para Schwimmer Taliso Engel im Finale von “Let’s Dance” einen starken zweiten Platz
Das Tanzen war für den Para Schwimmer ebenfalls Training
„Ich dachte eigentlich, dass ich spätestens nach drei bis vier Wochen da wieder raus bin. Aber dem war nicht so“, so Engel. Ein schlechtes Gewissen wegen des Trainingsausfalls bekam er deswegen aber nie. „Mir war ja bewusst, dass es theoretisch 13 Wochen lang gehen kann. Ich hatte mir das vorher ja gut überlegt, wie man das dann trotzdem gut hinkriegt für den Rest der Saison. Deswegen ist das jetzt auch in Ordnung, die Show war ja auch eine sehr, sehr coole Erfahrung. Etwas, was man nur einmal im Leben miterleben darf.“
Und einen harten Trainingsalltag absolvierte er ja trotzdem die ganze Zeit über, nur mit ganz anderen Inhalten als sonst. „Wir haben eigentlich immer acht Stunden am Tag trainiert, manchmal sogar zehn. Da bist du sowohl körperlich als auch vom Kopf her auf jeden Fall auch fertig. Das war schon heftig“, erzählt Engel. „Und wenn wir manchmal auch noch am Samstag Drehs hatten für Gruppentänze oder so, dann waren das die härtesten Wochen, weil wir dann keinen Tag mehr zum Erholen hatten. Das ist dann als Gesamtpaket schon ziemlich hart.“
Wie er nicht nur sich, sondern den Para Sport insgesamt repräsentiert hat, das war schon toll.
Und hinzu kommt ja auch noch der Druck, am Freitag in der Show immer so gut wie möglich zu performen, um weiterzukommen. Engel: „Das fühlt sich auch an wie Wettkampfdruck. Und du weißt halt, es schauen noch mal deutlich mehr Leute zu als beim Schwimmen. Die Aufmerksamkeit, die ich jetzt durch die paar Wochen bei ,Let’s Dance‘ bekommen habe, die habe ich mit zwei Paralympics-Goldmedaillen nie bekommen. Das ist schon auf der einen Seite krass, auf der anderen Seite auch ein bisschen traurig. Wenn man mal ehrlich ist.“

Bei den Paralympics 2024 in Paris gewann Taliso Engel die Goldmedaille über 100m Brust
Bei der IDM will Taliso Engel wieder im Becken glänzen
Um so wichtiger ist es ihm, das gewachsene öffentliche Interesse jetzt auch für die IDM zu nutzen. Beim nationalen Saisonhöhepunkt will Engel zumindest zeigen, dass bei den Weltmeisterschaften in Singapur (21. – 27. September) wieder mit ihm gerechnet werden kann. „Man kann jetzt keine Rekorde erwarten, aber einen Leistungsnachweis braucht es vor der WM schon“, sagt Bundestrainerin Ute Schinkitz. „Taliso weiß, er ist gut trainiert – da kann man Leistungen mit gewissen Reizen schnell wieder hervorholen.“
Wie Engels Heimtrainer Jochen Stetina hat sie den Abstecher ins Showgeschäft trotz aller Nebenwirkungen wie den Verzicht auf zwei Weltcups in diesem Frühjahr durchaus befürwortet. „Es war eine schwierige Entscheidung, am Ende waren wir uns einig: Wenn nicht jetzt, wann dann. Taliso schwimmt schon so lange, muss aber auch mal etwas vom Leben mitbekommen. Sonst verliert er noch die Lust. Das sagt mir auch meine Erfahrung“, sagte Schinkitz. „Und es hat sich ja auch gelohnt, und damit meine ich weniger das Finanzielle. Taliso hat auch in seiner Persönlichkeitsentwicklung einen Schritt nach vorne gemacht und für sich viel gewonnen durch die RTL-Auftritte, das kann ihm niemand mehr nehmen. Und wie er nicht nur sich, sondern den Para Sport insgesamt repräsentiert hat, das war schon toll.“