© Sandra Seifert/OSC PotsdamAm kommenden Wochenende startet die Bundesliga Wasserball, mit der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) trotz Coronavirus-Pandemie nun doch den Titelkampf ermöglicht. Nationalspieler Hannes Schulz will mit dem OSC Potsdam dabei den Heimvorteil zum Halbfinal-Einzug nutzen, wie der 30-Jährige im Interview verrät.Doch in Wirklichkeit weiß keiner gerade, wer wie gut drauf ist.
Nach dem Saisonabbruch in der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) ermöglicht der DSV nun doch noch den Titelkampf trotz Coronavirus-Pandemie, wie gehen Sie die Aufgabe an?
Hannes Schulz: Mit ganz viel Vorfreude. Wir alle sind doch Spieler, keine Schwimmer – etwas anderes als Schwimmen war aber eine gefühlte Ewigkeit lang nicht erlaubt, an jedem Standort übrigens auch noch verschieden lange. Zudem gab es weitere Unterschiede, zum Beispiel, dass ich als Olympiakader irgendwann wieder im Wasser trainieren durfte und der Rest des Vereinsteams noch nicht – das wurde einem Mannschaftssport nicht gerecht. Dass wir seit rund sechs Wochen endlich wieder alle mit Vollkontakt trainieren und nun auch wieder im Wettkampf spielen können, freut die Jungs in allen Teams natürlich sehr.
Die Spiele in Potsdam
- 22. August, 11:30 Uhr: SV Ludwigsburg 08 – ASC Duisburg
- 22. August, 13:15 Uhr: OSC Potsdam – White Sharks Hannover
- 22. August, 18:40 Uhr: ASC Duisburg – White Sharks Hannover
- 22. August, 20:20 Uhr: OSC Potsdam – SV Ludwigsburg 08
- 23. August, 09:45 Uhr: SV Ludwigsburg 08 – White Sharks Hannover
- 23. August, 11:30 Uhr: OSC Potsdam – ASC Duisburg
Bundestrainer Hagen Stamm sagt, dass manch ein Spieler sich beim Re-Start fühlen dürfte, als sei er in einer neuen Sportart gelandet. Womit rechnen Sie denn nach der Zwangspause?
Hannes Schulz: Mein letztes Pflichtspiel habe ich mit der Nationalmannschaft Anfang März in Hamburg bestritten. Wir haben also ein halbes Jahr keinen Wettkampf absolviert, und Trainingsspiele im Wasserball sind gegenüber Pflichtspielen nun mal ein Unterschied wie bei Tag und Nacht. Auch ist der Fitnesszustand noch nicht ganz wieder auf dem Level, auf dem er mal war. Das spielerische Leistungsniveau dieses Turniers vorhersagen zu wollen gleicht daher einem Blick in die Glaskugel. Denn niemand weiß, in welche Richtung es geht und wer wie mit der Krise fertig wurde – aber das macht es ja auch besonders spannend. Es könnte ja auch Überraschungen geben.
Genehmigung von Zuschauern durch örtliche Behörden wird begrüßt
Für Sie als Gastgeberteam kann nur der Halbfinaleinzug das Ziel sein, oder?
Hannes Schulz: Es ist selbstverständlich unser Anspruch, dieses Turnier zu gewinnen. Wir haben den Heimvorteil und auch eine sehr gute Saison gespielt bis zum Abbruch, bei der wir klar auf Kurs Rang drei lagen. Natürlich haben einige der gegnerischen Teams mittlerweile auch Neuverpflichtungen getätigt, da muss man dann mal schauen, was das bringt. Aber uns muss man zu Hause so oder so erst einmal schlagen.
Das Gesundheitsamt hat kurzfristig immerhin 85 Zuschauer*innen im Sportbad blu genehmigt, welche Bedeutung messen Sie dem bei?
Hannes Schulz: Zuschauer zu haben ist immer schön, deswegen macht man es teilweise ja auch: Um ein Stück weit Wertschätzung von Freunden, Familien und auch von normalen Zuschauern zu erhalten. Aber letztlich sind wir deswegen nicht mehr oder weniger motiviert. Und ich kann hier auch den Verein verstehen, der für den großen Aufwand hierfür allen Förderern etwas zurückzugeben möchte.
Doppelbelastung mit Referendariat und Olympiavorbereitung
Wie haben Sie die Pandemie denn außerhalb des Sports gemeistert?
Hannes Schulz: Ich hatte kurz vorm Lockdown gerade meine Master-Arbeit verteidigt (Lehramt Sport und Geografie) und dann als Hausmann erst einmal die Kinderbetreuung übernommen, damit meine Lebensgefährtin ihr Studium vorantreiben konnte. So viel Zeit mit der Familie hatte ich seit der Geburt unseres Kindes noch nie – das war schön, trotzdem fühlst du dich als Athlet wie gefangen in deinem Körper, wenn du deinen Bewegungsdrang nicht voll ausleben kannst. Da hat mich meine Freundin schon mal liebevoll rausgedrängt mit den Worten: Los, beweg dich! Inzwischen habe ich dafür um so mehr Stress, denn am 10. August, dem Tag nach dem geplanten Ende der Olympischen Spiele in Tokio, hat mein Referendariat begonnen. Das kostet Kraft, auch den Coronatest fürs Turnier musste ich schnell zwischen zwei Seminaren durchführen, ehe es dann abends zum Training ging. Aber ich habe mich entschieden, diesen Weg mit dieser Doppelbelastung bis Olympia 2021 so zu gehen und wachse hoffentlich mit meinen Aufgaben. Der Tag könnte gerade aber gern ein paar Stunden mehr haben.
Dürfen wir Sie noch nach ihrem Meistertipp fragen?
Hannes Schulz: Hier wäre wieder nur die Glaskugel hilfreich. Ich kann mir vorstellen, dass es eng wird und die Entscheidung erst im fünften Finalspiel fällt, aber auf den Sieger festlegen kann ich mich heute noch nicht. Keiner weiß gerade, wer wie gut drauf ist.