Bevor am 17. Juli 2020 die rund 100 Mitglieder des Internationalen Olympische Komitees (IOC) erstmals online zu ihrer Session zusammenfinden, um auch über das weitere Vorgehen bei der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio 2021 zu beraten, blieb bei der Gouverneurswahl in Tokio das größte anzunehmende Erschwernis aus. Denn mit Yuriko Koike wurde am Sonntag die Amtsinhaberin wiedergewählt. Als Bürgermeisterin der Mega-Metropole bleibt die 67-Jährige damit weitere vier Jahre die mächtigste Politikerin Japans.
Coronahilfe bei der Gouverneurswahl in Tokio ein wichtigeres Thema als Olympische Spiele
Und damit auch wichtige Ansprechpartnerin für das IOC, mit dem sie nun bald über eine Verschlankung der auf 2021 verschobenen Spiele (23. Juli – 08. August 2021) verhandeln wird. Es hätte schlimmer kommen können für den Sport. Denn zu Koikes Kontrahenten gehörte beispielsweise der ehemalige Schauspieler Taro Yamamoto, der als erste Amtshandlung im Falle eines Wahlerfolgs die endgültige Olympia-Absage angekündigt hatte. Zwar stimmten selbst am Wahltag in der Umfrage des Fernsehsenders NHK 53 Prozent der Befragten dafür, dass die Spiele abgesagt oder noch einmal verschoben werden müssten. Aber Yamamoto blieb wie alle anderen Gegenspieler dann chancenlos gegen die Amtsinhaberin. Überraschend war am Ende nur die geringe Wahlbeteiligung von knapp über 50 Prozent.
“Das wichtigste Problem ist nun das Coronavirus“
Yuriko Koike sagte in der Dankesrede an die Wählerschaft am Sonntag: „Das wichtigste Problem ist nun das Coronavirus.” Die 14-Millionen-Stadt Tokio erlebt nämlich gerade einen zweiten Schwung neuer Infektionen, die Zahl der täglichen neuen Fälle ist inzwischen wieder dreistellig. Aber Koike hatte sich als Krisenmanagerin beim Wahlvolk offenbar überzeugend bewiesen. Lange vor Premierminister Shinzo Abe zahlte sie Geschäften und Restaurants in der Hauptstadt eine Entschädigung für die erzwungenen Schließungen. Auch ihr Vorstoß, die Olympischen Spiele 2021 coronabedingt „zu verschlanken“, kam gut an. Um die Mehrkosten von bis zu sechs Milliarden Euro wird es in den nächsten Monaten sicher noch politisches Gezerre geben. Mindestens genauso wichtig wird aber sein, dass Koike ein anderes Wahlversprechen hält. Nämlich Tokio zur „sichersten und gesündesten Stadt der Welt“ zu machen. Damit Olympa hier dann auch wirklich stattfinden kann.
Verschlankung der Spiele vor allem im Servicebereich
Eine vereinfachte Form Olympischer Spiele bedeutet nach den Vorstellungen der Organisatoren, dass die Zahl der Anwesenden reduziert wird. Ausgenommen davon sind hierbei ausdrücklich die Athleten und die Zuschauer. Über sei über die Streichung einzelner Wettkämpfe bislang nicht gesprochen worden. Einsparungen soll es vor allem im Service-Bereich geben, weniger Individualverkehr würde zum Beispiel auch den Flächenbedarf (z.B. für Parkplätze) stark verringern. Auch werden die ausgefallenen Testwettbewerbe wohl nicht komplett nachgeholt. Alle Bereiche kommen auf den Prüfstand, einschließlich des Fackellaufs. „Wir wollen, dass die Olympischen Spiele von der Welt während der Coronaviruskrise akzeptiert werden“, begründete OK-Chef Yoshiro Mori. Mori betonte zugleich aber, dass über eine Absage der Spiele nicht gesprochen wurde.