Erst seit 1984 gehört Synchronschwimmen zum olympischen Programm, seit 2000 werden die Medaillen stets für Synchro Duett und Mannschaft vergeben. Hoffnungen auf einen Start bei den kommenden Olympischen Spielen in Tokio hegen in Reihen des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) dabei Marlene Bojer und Daniela Reinhardt. Sie wären die ersten Deutschen beim Ringe-Spektakel seit Barcelona 1992.
Ihr für Ende April 2020 geplanter Olympia-Qualifikationswettkampf in Tokio wurde vom Weltverband FINA aufgrund der Coronavirus-Pandemie inzwischen neu terminiert auf den 04. – 07. März 2021. Angestrebt wird von den beiden Isarnixen aus München dabei Rang 18, nachdem es bei der WM 2019 in Gwangju (KOR) zu den Plätzen 19 und 20 gereicht hatte. 22 Startplätze gibt es bei Olympia. „Für uns wird entscheidend sein, ob wir uns gegen die Schweiz und Israel durchsetzen können“, erklärt Bundestrainerin Doris Ramadan. Sie war 1988 selbst Olympiateilnehmerin.
„Ich betreibe Synchronschwimmen, seit ich sechs Jahre alt war, der Olympiastart soll die Krönung meiner Karriere werden. Er würde unserem Sport sicher auch Auftrieb geben.“, sagt Bojer kämpferisch.
Mit 25 Stunden Training pro Woche Richtung Tokio
Die letzten beiden Jahre hatte das Synchro Duett daher besonders intensiv für den olympischen Traum trainiert. Ganze 25 Stunden pro Woche haben die zwei auf dem Buckel. Synchronschwimmen wird von Außenstehenden zwar gern mal belächelt, ist aber extrem trainingsintensiv. Es geht schon los mit der Ausdauer: Über 30 Sekunden bleiben die Sportler*innen schon mal unter Wasser, um dann federleicht mit dem gesamten Oberkörper weit aus dem Wasser zu schießen. Bei der Mischung aus Schwimmen, Turnen und Ballett spielt natürlich auch die Musik eine zentrale Rolle. Es braucht Monate, um eine Choreografie absolut synchron einzustudieren. Bojer und Reinhardt hatten ihre Kür zum Popsong „Toxic” von Britney Spears kürzlich noch einmal mit mehr Tempo in der Darbietung versehen, um bei den Punktrichtern Eindruck zu hinterlassen. Doch zeigen konnten sie das alles dann in Tokio nicht mehr.
Stattdessen sitzen sie auf nun seit März dem Trockenen, in Bayern waren Sondergenehmigungen fürs Wasser-Training wegen der hohen Coronavirus-Fälle schwerer zu bekommen als anderswo. Also wurde seither hauptsächlich Kondition im Freien gebolzt. Und per Videokonferenz virtuell an der Kürabstimmung gearbeitet. Nebenher fing Bojer schon mit der Master-Arbeit in ihrem Studienfach Druck- und Medientechnik an, die die 27-Jährige eigentlich erst nach Olympia schreiben wollte. So soll dann aber nächstes Jahr wieder genug Zeit zum Training bleiben.
„Daniela und ich sind uns einig, dass es uncool wäre, jetzt einfach aufzugeben“, sagt Bojer. Synchronschwimmerinnen sind nämlich genau das Gegenteil.
Seit der Olympiapremiere 1984 wurde 17 Wettbewerbe im Synchronschwimmen ausgetragen. Über die Hälfte der Siege gingen an Russland, denn seit 2000 hat diese Nation alle möglichen Siege eingeheimst. Als 1992 zum dritten und letzten Mal eine Solo-Siegerin gekürt werden sollte, gab es punktgleich zwei Siegerinnen.
Aktueller Olympia Medaillenspiegel Synchronschwimmen:
Nation | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|
Russland | 10 | 0 | 0 |
USA | 5 | 2 | 2 |
Kanada | 3 | 4 | 1 |
Japan | 0 | 4 | 10 |
China | 0 | 3 | 2 |
Spanien | 0 | 3 | 1 |
Frankreich | 0 | 0 | 1 |