Florian Wellbrock wird Weltmeister über zehn Kilometer

Philip Häfner
Philip Häfner
10:47

Der Magdeburger gewinnt ein heißes Rennen in Singapur und ist nun alleiniger WM-Rekordsieger. Oliver Klemet wird starker Vierter.

Heiß, heißer – Florian Wellbrock! Mit steigenden Temperaturen ist der Magdeburger erst so richtig in seinem Element, dann läuft er im Freiwasser regelmäßig zur Höchstform auf. Das war 2019 beim WM-Titel in Südkorea der Fall, 2021 beim Olympiasieg in Tokio (JPN) und 2023 beim erneuten WM-Erfolg in Fukuoka (JPN). Und das war auch in diesem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Singapur wieder so. Wellbrock triumphierte am Mittwoch zum Auftakt der Freiwasserwettbewerbe über zehn Kilometer. Es war bereits sein dritter WM-Titel über die olympische Distanz, damit ist der 27-Jährige alleiniger Rekordsieger auf dieser Strecke. Als erster Schwimmer hat der Deutsche nun drei Mal über zehn Kilometer gewonnen.

© Jo Kleindl

Als erster Schwimmer hat Florian Wellbrock nun drei Mal über zehn Kilometer gewonnen.

Besser hätten diese Titelkämpfe aus Sicht des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) nicht starten können. Im Ziel hatte Wellbrock nach 1:59:55,55 Stunden knapp vier Sekunden Vorsprung auf den Italiener Gregorio Paltrinieri (1:59:59,20). Und beinahe hätte es sogar noch eine zweite deutsche Medaille gegeben: Oliver Klemet (SG Frankfurt) kam nach 2:00:10,40 als Vierter ein und erreichte damit ebenfalls ein starkes Ergebnis. Im Kampf um Bronze musste er sich im Zielsprint nur hauchdünn um eine Zehntelsekunde dem Australier Kyle Lee (2:00:10,30) geschlagen geben.

Hat sich ein bisschen angefühlt, wie in einer Waschmaschine bei 40 Grad

„Ich denke mal, die Hitze spielt mir auch immer gut in die Karten, wir wissen, dass ich das gut kann. Ich war ein bisschen nervös vorher, weil es doch recht wellig war. Es hat sich ein bisschen angefühlt, wie in einer Waschmaschine bei 40 Grad, deswegen bin ich unheimlich froh, jetzt mit Gold aus dem Wasser zu kommen“, sagte Wellbrock.

Alle WM-Ergebnisse im Freiwasser

Olympiasieger Rasovszky ohne Chance bei diesen Bedingungen

Der Magdeburger dominierte das Rennen und gab von Anfang an das Tempo vor – so wie er es am liebsten hat. Sein typischer Schwimmstil mit der niedrigen Frequenz und den ruhigen, ökonomischen Bewegungen war wie gemacht für diese heißen Bedingungen, bei denen es auch galt, sich die Kräfte gut einzuteilen. Selbst Top-Leute wie Olympiasieger und Titelverteidiger Kristóf Rasovszky (HUN) oder der Franzose Marc-Antoine Olivier hatten bei Wassertemperaturen von offiziell 30,4 Grad (in der Sonne wohl noch mehr) ihre Probleme. Der Ungar, anfangs noch vorne mit dabei, wurde diesmal nur 13. mit mehr als drei Minuten Rückstand, Olivier musste auf der letzten Runde sogar aufgeben.

„Das Wasser war heute wahnsinnig kabbelig, also viele Wellen von links und von rechts. Die großen Tanker und die Boote, die da lang gefahren sind, haben noch mehr Wellen mit reingebracht. Das war schon ein bisschen chaotisch heute da draußen“, meinte auch Wellbrock. Dass er dem Rennen trotzdem von Beginn an seinen Stempel aufdrücken konnte, spricht für seine große Klasse. Schon in der zweiten von insgesamt sechs Runden setzte er sich erstmals an die Spitze und gab diese bis zuletzt nicht mehr ab. „In der letzten Runde habe ich gemerkt, dass Olli und Greg direkt hinter mir waren. Und es ist so gefährlich, wenn die Jungs hinter dir sind, so nah, insbesondere Greg, weil er so stark im Finish ist. Ich habe also wirklich versucht, durchgängig zu pushen. Als es dann um die letzte Boje ging und ich gemerkt habe, dass von hinten nicht mehr allzu viel Widerstand kam, war ich mir, in Anführungszeichen, relativ sicher. Und als es dann auf die letzten 100 oder 75 Meter ging, da wusste ich: Okay, von hinten kommt jetzt keiner mehr, das reicht heute.“

Nur zwei Schwimmer*innen haben mehr WM-Titel als Wellbrock

Insgesamt hat Wellbrock nun sogar schon sechs WM-Titel zu Buche stehen. Mehr haben nur Thomas Lurz (Würzburg) und Ana Marcela Cunha (BRA) vorzuweisen mit jeweils sieben.

Seinen Trainingskollegen Oliver Klemet zog es nach dem Rennen zur Abkühlung erst einmal ins Kältebecken. „Ich fand die Hitze während des Rennens gar nicht so intensiv. Ich fand es vor dem Rennen fast noch heißer“, sagte er. Über die nur knapp verpasste Medaille meinte er: „Ich war in der Vorbereitung ein bisschen krank, vielleicht ist es daran ein bisschen gescheitert hintenraus, aber ich denke, das ist erstmal in Ordnung. Jetzt ist es wichtig, auszuschwimmen, zu regenerieren, denn die fünf Kilometer und die Staffel folgen.“

© Jo Kleindl

Trainingspartner Oliver Klemet sicherte Platz Vier

WM 2025: Alle DSV-Ergebnisse im Freiwasserschwimmen

DSV-Starter*innenVereinStreckePlatzierungZeit
Jeannette Spiwoks SG Essen10km Frauen152:12:36,30
Lea Boy SV Würzburg 0510km FrauenDNFDNF
Oliver Klemet SG Frankfurt10km Männer4.2:00:10,40
Florian WellbrockSC Magdeburg
10km Männer1.1:59:55,50
Celine Rieder Sport-Union Neckarsulm5km Frauen
Jeannette Spiwoks SG Essen
5km Frauen
Florian WellbrockSC Magdeburg5km Männer
Oliver Klemet SG Frankfurt5km Männer
Isabel Gose SC MagdeburgKnockout Sprint Frauen
Lea Boy SV Würzburg 05Knockout Sprint Frauen
Oliver KlemetSG FrankfurtKnockout Sprint Männer
Florian Wellbrock SC MagdeburgKnockout Sprint Männer
Celine Rieder
Isabel Gose
Oliver Klemet
Florian Wellbrock
Sport-Union Neckarsulm
SC Magdeburg
SG Frankfurt
SC Magdeburg
4x1,5km Mixed

Die Freiwasserwettbewerbe von Singapur waren mit zwei Tagen Verspätung gestartet

Eigentlich sollte der WM-Auftakt nämlich schon am Dienstag stattfinden, das für dort geplante Zehn-Kilometer-Rennen der Frauen musste jedoch aufgrund grenzwertiger Wasserqualität ebenso verschoben werden wie das ursprünglich für Mittwochmorgen angesetzte Männerrennen. Nachdem sich die Messwerte für E.coli-Bakterien zwischenzeitig gebessert hatten, herrschte erst am Mittwochmorgen endgültig Klarheit darüber, dass beide Wettbewerbe am Nachmittag tatsächlich stattfinden können. „Das war schon sehr, sehr ärgerlich. Wir haben wenig Verständnis dafür, dass World Aquatics die Trainer und die Komitees eigentlich mitten in der Nacht über solche Umstände informiert. Das müssen wir als Sportler dann irgendwo gelassen nehmen. Aber wirklich nachvollziehen kann ich solche Entscheidungen nicht“, beurteilte Weltmeister Florian Wellbrock das Vorgehen des Weltverbandes. Sein Sieg war dafür die beste, goldene Entschädigung.

Der Freiwasserschwimmer Florian Wellbrock reckt nach seinem Sieg die Faust in die Luft© Jo Kleindl