Florian Wellbrock gewinnt die erste deutsche Medaille bei der Kurzbahn-WM in Budapest. Der Magdeburger holt Silber über 1500m Freistil – und das, obwohl er beim schnellsten Lauf nur als Zuschauer dabei war. Zum Abschluss des Tages gab es dann noch zwei weitere Weltrekorde zu feiern.
Zum Auftakt der Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Budapest (HUN) hat Florian Wellbrock (SC Magdeburg) die Silbermedaille über 1500m Freistil gewonnen. In 14:17,27 Minuten war der 27-Jährige vom SC Magdeburg nur unwesentlich langsamer als Ahmed Jaouadi (14:16,40), mit dem er sich diesmal allerdings nicht im direkten Duell messen konnte. Bronze ging an Kuzey Tuncelli (TUR), der in 14:20,64 Junioren-Weltrekord schwamm. Sven Schwarz (Waspo 98 Hannover) belegte in 14:22,29 den fünften Platz.
© Istvan Derencsenyi/World Aquatics
Nach ihren Rennen am Vormittag hatten beide Deutsche fast sieben Stunden warten müssen, bis ihre Platzierung feststand. Obwohl Wellbrock sogar Weltrekordler auf der längsten Strecke im Pool ist – mit 14:06,88 Minuten hatte er den WM-Titel 2021 gewonnen – musste er wie auch Schwarz in den langsameren Zeitläufen am Vormittag schwimmen. Da es diesmal keine WM-Vorläufe gab, wurden die Zeitläufe nach den aktuellen Meldezeiten aus den letzten anderthalb Jahren besetzt. Hier hatte Wellbrock aber keine Kurzbahnrennen mehr bestritten und musste daher in den nominell langsameren Läufen antreten.
Alle WM-Ergebnisse im Überblick
Florian Wellbrocks Zeit war für fast alle zu schnell
„Es ist seltsam, hier zu sitzen und den schnellsten Lauf anzuschauen. Das ist eine neue Situation für mich“, gestand Wellbrock kurz vor dem Start des Abendlaufs auf der Tribüne.
Er sah dann als machtloser Zuschauer, dass Jaouadi als einziger Schwimmer in der Lage war, seine Zeit vom Vormittag anzugreifen. Im Alleingang blieb der 19-jährige Tunesier stets knapp, aber doch sehr punktgenau unter Wellbrocks Zwischenzeiten. Und hielt das Tempo dann tatsächlich auch bis zum Ende durch. „Ich dachte mir, ich probiere es einfach und schaue, was dann passiert“, sagte Jaouadi hinterher. Wellbrock glich draußen auf der Tribüne alles immer per Handy ab und spendete nach dem Anschlag sehr fair Beifall für den Sieger.
Happy mit der Silbermedaille
„Es war echt spannend. Viele haben mir gesagt, dass sie Ahmed und mich gern auch im direkten Duell gesehen hätten, weil das mit Sicherheit ein tolles Rennen geworden wäre. Aber auch so war es letztlich sehr spannend“, meinte Wellbrock. „Ich bin auch kein Freund von ,Wenn, hätte, aber‘-Diskussionen. Die Regeln sind so, wir wussten Bescheid darüber und ich habe es so angenommen. Ich hatte ein schwieriges Jahr und bin ohne große Erwartungen hier angereist. Am Morgen habe ich mir vorgenommen, unter 14:20 zu schwimmen. Das hat dann gut geklappt, deswegen bin ich mit Silber jetzt happy.“ Über 800m Freistil am Samstag wird Wellbrock dann übrigens wieder am Vormittag starten (müssen).
WM-Zeitplan mit allen DSV-Starts
„Das Warten fiel nicht leicht. Auch weil man ja nicht wusste, wie die Jungs drauf sind. Günstiger wäre natürlich gewesen, dass alles im direkten Duell auszutragen wegen der Chancengleichheit. Ich habe aber natürlich auch davon profitiert, ich in einem Lauf im Flo war“, meinte Sven Schwarz. „Ich bin Bestzeit geschwommen und damit definitiv auch zufrieden, auch weil ich nach der DKM vor zwei Wochen etwas gekränkelt hatte.“
Zwei weitere Weltrekorde in den Staffeln – insgesamt sechs Bestmarken am ersten WM-Tag
Anschließend ging der erste WM-Tag mit zwei Staffel-Weltrekorden zu Ende. Die US-Frauen drückten die von Australien gehaltene Bestmarke mit Kate Douglass (50,95), Katharine Berkhoff (51,38), Alex Shackell (52,01) und Gretchen Walsh (50,67) um vier Zehntel auf 3:25,01 Minuten. Das DSV-Quartett mit Nina Sandrine Jazy (53,22 Sekunden), Nicole Maier (beide SG Essen/52,68), Nina Holt (SG Mönchengladbach/52,21) und Nele Schulze (SG Neukölln Berlin/52,66) blieb knapp über dem im Vorlauf aufgestellten deutschen Rekord und belegte in 3:30,77 Platz acht.
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Bei den Männern kamen Jack Alexy (45,05), Luke Hobson (45,18), Kieran Smith (46,01) und Chris Guiliano (45,42) mit der US-Staffel auf 3:01,66 Minuten, das war über eine Sekunde schneller als Italien beim WM-Sieg 2022 (3:02,75). Insgesamt wurden damit am ersten WM-Tag bereits sechs Weltrekorde erzielt.
Die Weltmeister*innen vom Dienstag
- 400m Freistil Frauen: Summer McIntosh (CAN) 3:50,25 (WR)
- 200m Lagen Frauen: Kate Douglass (USA) 2:01,63 (WR)
- 200m Lagen Männer: Shaine Casas (USA) 1:49,51 (CR)
- 1500m Freistil Männer: Ahmed Jaouadi (TUN) 14:16,40
- 4x100m Freistil Frauen: USA (Kate Douglass, Katharine Berkoff, Alex Shackell, Gretchen Walsh) 3:25,01 (WR)
- 4x100m Freistil Männer: USA (Jack Alexy, Luke Hobson, Kieran Smith, Chris Guiliano) 3:01,66 (WR)