Erfolgreiche EM für die deutschen Masters

Philip Häfner
Philip Häfner
19:22

Die deutschen Masters feierten bei den Europameisterschaften in Belgrad große Erfolge, mit über 200 Medaillen. Besonders beeindruckend waren die Leistungen im Beckenschwimmen und Freiwasser, wo viele Athlet*innen mehrfach Gold holten. Auch im Wasserspringen und Synchronschwimmen triumphierte das deutsche Team, trotz organisatorischer Herausforderungen vor Ort.

Für die Elite des Schwimmsports waren die Europameisterschaften in Belgrad (SRB) nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zu Olympia, die Masters-Wettbewerbe direkt im Anschluss bildeten dagegen den krönenden Abschluss einer ereignisreichen Saison. Die Aktiven aus dem Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) heimsten Ende Juni, Anfang Juli dabei über 200 Medaillen ein – ein tolles Ergebnis.

Die meisten Erfolge gelangen beim Beckenschwimmen. Brigitte Merten und Dieter Seifert mit jeweils fünf Titeln in der Altersklasse 75 waren dabei die erfolgreichsten, vier Goldmedaillen erkämpften Helga Reich (Altersklasse 85) und Lars Kalenka (AK 50), der seit Kurzem dem DSV-Präsidium angehörende Heidelberger gewann zudem auch noch einmal Silber. Zu den besonders fleißigen Medaillenhamstern gehörte aber auch Claudia Thielemann (AK 55) mit ihren Siegen über 400m und 800m Freistil sowie 400m Lagen sowie Silber über 200m Schmetterling und 200m Lagen.

“Früher habe ich über Masters auch mal geschmunzelt. Heute ärgere ich mich selbst, wenn gelacht wird, dass eine wie ich das mit solch großem Elan macht.”

Für Thielemann waren diese Erfolge Balsam für die Seele, nachdem sie im Winter ihre geplante WM-Reise nach Doha (QAT) noch wegen einer Grippe kurzfristig hatte absagen müssen. „Im Alter muss man vorsichtiger sein und braucht auch etwas länger, um wieder fit zu werden. Umso mehr freue ich mich über die schönen EM-Ergebnisse“, sagte Thielemann.

Claudia Thielemann gewann bei der Master-EM in Belgrad drei Gold- und zwei Silbermedaillen© privat

Claudia Thielemann gewann bei der Master-EM in Belgrad drei Gold- und zwei Silbermedaillen

Nach 20 Jahren Pause zurück zum Schwimmen

In ihrer Jugend war sie sogar als Kaderathletin am Stützpunkt Hamburg aktiv gewesen, hatte dann aber 20 Jahre mit dem Schwimmen pausiert. Aus gesundheitlichen Gründen kehrte sie ins Wasser zurück, und ging den Sport mit altem Ehrgeiz an. Mit Stefan Hetzer (Burghausen) suchte sich die Wuppertalerin einen sehr kompetenten Trainer, der sie dann sukzessive zu einer Weltrekordlerin (beim WM-Sieg 2023 in Japan) formte. „Früher habe ich über Masters auch mal geschmunzelt. Heute ärgere ich mich selbst, wenn gelacht wird, dass eine wie ich das mit solch großem Elan macht“, so Thielemann. Als Personalerin einer großen Firma kommt sie zwar locker auf 50 Arbeitsstunden pro Woche, integriert das Schwimmen trotzdem immer in ihren Alltag.

Masters-Schwimmerin Claudia Thielemann mit ihrem Trainer Stefan Hetzer© privat

Masters-Schwimmerin Claudia Thielemann mit ihrem Trainer Stefan Hetzer

„Schnelle Zeiten fallen nicht vom Himmel, ich trainiert halt auch viel dafür. Es braucht schon etwas Disziplin für dieses Hobby“, so Thielemann. „Dafür hält mich das Schwimmen jung und geistig fit. Und es macht einfach auch Spaß, so erfolgreich zu sein.“

Natürlich plant sie für nächstes Jahr auch einen WM-Start in Singapur, nachdem nun die genauen Daten dazu veröffentlicht wurden. Touristisch anziehend ist der WM-Ort zweifellos, und organisatorisch hoffentlich auch etwas besser als Belgrad. „Bei meiner Anreise habe ich noch gesehen, in was für einem tollen Pool die Elite ihre EM geschwommen ist. Für uns Masters ging es dann in einen alten Pool, in dem nicht mal Toiletten und Duschen funktionierten. Das empfand ich schon etwas respektlos den Masters gegenüber“, so Thielemann.

 Medaillenflut auch im Freiwasser

Bei kuscheligen 26 Grad Wassertemperatur im Sava-See, in dem im Juni schon die offene Klasse ihre Titelkämpfe ausgetragen hatte, gab es auch im Freiwasser ordentlich Edelmetall für die deutschen Masters. In den Rennen über 1,5km jubelten Christian Hemker (SG Rhein-Sieg/AK 25), Carla Beckmann (WFR Bielefeld/AK 40), Ina Ziegler (Berliner TSC/AK 55) und Karl-Heinz Nottrodt (SG Mönchengladbach/AK 70) jeweils über Gold, zudem gab es je drei Silber- und Bronzemedaillen.

Beckmann, Ziegler und Nottrodt triumphierten anschließend auch über 3km ebenso wie die frühere Welt- und Europameisterin in der offenen Klasse Angela Maurer (SSV Undine Mainz/AK 45). Mit drei zweiten und einem dritten Platz gab es auch hier weitere Podestplatzierungen. Die ganze Veranstaltung wurde sehr gut und professionell durchgeführt, es wurde sogar versucht, das zum Freiwasser dazugehörige Seegras im Startbereich noch zu entfernen.

Wasserspringen: Kleines Team, große Erfolge

Im Wasserspringen hatten sich nur sieben Masters-Springer*innen auf den Weg nach Belgrad gemacht, dazu noch Luzie Freitag-Franzen als Kampfrichterin für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV), die mit großem Fachwissen die Wettkämpfe wertete.

Teamfoto der deutschen Wasserspringer*innen bei der Masters-EM 2024 in Belgrad© Sebastian Becher

Beim Wasserspringen holten die deutschen Masters bei der EM in Belgrad 32 Medaillen

Umso beeindruckender waren die Ergebnisse des deutschen Sprungteams, das mit hervorragenden Leistungen bestach und bei allen gemeldeten Wettkämpfen auf dem Treppchen landete. Mit 14x Gold, 13x Silber und 5x Bronze im Gepäck ging es nach der Wettkampfwoche nach Hause in die Heimatvereine.

Tolle Stimmung bei den Synchronschwimmer*innen

Einige der Masters-Synchronschwimmer*innen wurden bei ihrer Anreise bei der Landung extra noch vom Flugkapitän der Lufthansa verabschiedet und mit guten Wünschen bedacht. Auf dem Weg zur Akkreditierung begutachteten sie dann schon einmal die Stadionanlagen, an sich schön direkt am Ufer der Save-Mündung in die Donau gelegen. Allerdings konnten sie auf dem Gelände auch schon feststellen, dass man in Serbien offenbar eine durchaus differenzierte Einstellung zu Ordnung und Müllentsorgung hat – nicht besonders einladend.

Immerhin waren die Organisatoren stets bemüht, das Beste daraus zu machen. Donnerstag und Freitag standen dann als Trainingstage zur Verfügung. Ein großes Dankeschön ging an die Musikbeauftragten; sie waren so hilfsbereit wie auch alle anderen Volunteers und stets flexibel, sodass die Deutschen jederzeit auf Abruf mit ihrer Musik schwimmen konnten. Die mittlerweile sengende Sonne ohne wirkliche Schattenplätze machte allen allerdings ganz schön zu schaffen, denn der Wettkampf war von einem Indoor-Pool in ein Außenbecken verlegt worden.

Gute Laune beim Medaillen-Fest

Die Wettkämpfe selbst verliefen dank eines unglaublich motivierten Orga-Teams und absolut fairen, gut gelaunten und uns Schwimmer*innen zugewandten Judges (das ist leider nicht immer der Fall) hervorragend und harmonisch. Der Zusammenhalt und der Support der Teilnehmer*innen untereinander waren besser als je zuvor und die Stimmung trotz brütender Hitze, unterbrochen von heftigsten Wolkenbrüchen mit wenigen Rückzugsorten, sehr emotional, ja fast schon ein bisschen euphorisch. Auch die Fachwartin im Masters-Schwimmen, Ulrike Urbaniak, schaute immer wieder mal vorbei und freute sich mit uns über die guten Ergebnisse und die tolle Stimmung.

Allein das Verhalten einiger respektloser Beckenschwimmer*innen, die ihren für sie extra abgesperrten Warm-up-Bereich immer wieder militant in die Einschwimmzone der Synchronschwimmer*innen ausdehnten und teilweise sehr aggressiv und uneinsichtig auf deren freundlichen Hinweise reagierten, sowie anderer, die regelmäßig frech und mit verletzenden Sprüchen trotz Einwänden den Wasservorrat aus dem Last-Call-Room entnahmen, trübten dieses Bild.

Am Ende des Tages war es trotzdem ein Fest! Und das nicht nur wegen der großartigen Erfolge im deutschen Team mit sechs Goldmedaillen, viermal Silber und zweimal Bronze. Die Titel – jeweils in der Technischen Kür und in der Freien Kür – holten Christine Schorn (AK 80+) und Johannes Andrees (AK 50-59) jeweils im Solo sowie das Mixed-Duett (AK 50-59) mit Andrees und Stephanie Radermacher.

Für die Zukunft bleibt der Wunsch, dass Informationen über Änderungen der Regularien oder Pflichtfiguren rechtzeitig mitgeteilt werden, sodass nicht einen Tag vor dem Wettkampf sämtliche Technische Küren umgestellt werden müssen, wie diesmal geschehen, oder es wie bei der WM in Doha (QAT) oder jetzt im Team bei den Mannheimerinnen sogar zu vermeidbaren Punktabzügen kommt.