DSV-Stars beenden Saison 2020 mit starken Leistungen in Magdeburg

Katharina Ritchie
Katharina Ritchie
18:13

Langeweile ist nie aufgekommen bei Deutschlands besten Schwimmerinnen und Schwimmern trotz Coronavirus-Pandemie und Olympia-Verschiebung. Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock hat beispielsweise mit seiner Freundin Sarah Köhler eine neue, nun auch gemeinsame Wohnung bezogen. Zudem hat sich das Sportlerpaar einen Hund zugelegt, die französische Bulldogge hört auf den Namen Kojak. „Ohne Olympia kommen einem plötzlich ganz andere Dinge in den Sinn“, sagte die WM-Zweite Köhler im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ dazu.

Saisonbestzeit für Sarah Köhler

Dass trotz aller Ablenkungen und Planänderungen seriös trainiert und am grundlegenden Formerhalt gearbeitet wurde seit dem Lockdown im März, zeigten die Stars des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) am letzten Juli-Wochenende bei einem Wettkampf am Bundesstützpunkt Magdeburg in der Elbeschwimmhalle. Köhler kraulte ihre Paradestrecke 1500m Freistil in der Saisonbestzeit von 16:03,09 Minuten und belegt damit Rang drei der Weltjahresbestenliste. Auch Wellbrock zeigte zum Ende der Saison 2020 in 14:53,62 noch einmal eine Topzeit. Nur der Ukrainer Mykhailo Romanchuk (14:41,63) und der Deutsche selbst bei seiner erfolgreichen Olympia-Qualifikation im Februar (14:46,61) waren in diesem Jahr schneller gewesen. Dass Wellbrock davor am Morgen über 400m Freistil in 3:46,99 ebenfalls schnell unterwegs war und auch über die 800m (7:51,46) am Tag danach überzeugte, sorgt für ein gutes Gefühl in der nun bald folgenden zweiwöchigen Saisonpause. „Das war ein guter Abschluss dieser Saison, mit stärkerer Konkurrenz wäre es wohl auch noch schneller gegangen“, sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn.

Kämpferisch äußerte sich Sarah Köhler: „Ich will nächstes Jahr schneller sein, als es dieses Jahr möglich gewesen wäre.“

Für die Jura-Studentin wären inzwischen auch Olympische Spiele ohne Zuschauer im nächsten Jahr denkbar. „Wenn aus Hygiene- oder Sicherheitsgründen nur wenige Zuschauer zugelassen wären, wäre das schade. Aber besser so als gar nicht“, sagte sie im Interview.

Altersklassenrekord für Isabel Gose

Bei den auf 2021 verschobenen Spielen in Tokio (23. Juli – 08. August) kann aber auch mit Isabel Gose gerechnet werden, das bewies die 18-Jährige über 400m und 200m Freistil. Ihre 4:06,38 Minuten über die 400m bedeuten die drittbeste Zeit des Jahres weltweit, zudem verbesserte sie damit auch den Altersklassenrekord von Ex-Weltmeisterin Hannah Stockbauer. Eine erneute Unterbietung der Olympianorm (4:07,50) während des neuen (noch nicht neu festgelegten) nationalen Qualifikationszeitraums scheint jedenfalls nur noch Formsache. Am Sonntag ließ Gose dann eine 1:57,97 über die 200m folgen.

„Das hat mich begeistert, wie schnell die im Training angedeuteten Fortschritte nun in Bestzeiten umgewandelt wurden“, erklärte Bundestrainer Bernd Berkhahn.

„Überhaupt war das eine runde Veranstaltung. Auch dass die Hygienekonzepte gut funktionieren, schürt Vorfreude auf die kommenden Veranstaltungen des DSV, die wir ja für eine Olympiavorbereitung ja auch dringend brauchen.“

David Thomasberger kratzt an Olympianorm

Ausrufezeichen setzte auch Nachwuchstalent Lukas Märtens. Der 19-jährige Trainingsgruppenkollege Wellbrocks lieferte über die 200m Rücken (1:59,32) und 200m Freistil (1:48,21 im Vorlauf) starke Leistungen ab. Das macht in Hinblick auf die Olympiasaison ebenso Mut wie das Comeback von Marek Ulrich aus Leipzig, der über 100m Rücken (54,71) bereits wieder bis auf eine halbe Sekunde an seine Bestzeit (54,27) herankam. In Richtung Tokio 2021 auch auf dem richtigen Weg ist offenbar David Thomasberger, der Leipziger glänzte über 200m Schmetterling in starken 1:57,10. Zur Olympianorm fehlen nur noch acht Zehntelsekunden.

Thomas Kurschilgen gefällt diese positive Entwicklung im DSV-Team. „Ich bin zuversichtlich, dass es den Trainerteams dieses Mal gelingt, eine größtmögliche Anzahl von Aktiven bestmöglich auf den Jahreshöhepunkt vorzubereiten“, sagte der Direktor Leistungssport im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung. „Nach den medaillenlosen Spielen in London und Rio erscheint es mir unerlässlich, dass wir diesen Rucksack in Tokio ablegen müssen.“ Die DSV-Asse sind dabei auf einem guten Weg.

Alle Ergebnisse von Magdeburg findet ihr hier