Dresdens Schwimmvereine können vorerst aufatmen: Die geplante Streichung der kommunalen Förderung ist wohl vom Tisch. Doch wie sieht die langfristige Lösung aus? Warum fordern Experten ein Umdenken in der Politik? Erfahre jetzt, warum Schwimmen mehr ist als nur ein Sport!

Mit Leni von Bonin (r.) trainiert eines der großen Schwimmtalent Deutschlands beim Dresdner SC 1898
In Dresden wächst die Hoffnung, dass es nun doch nicht zur Mieterhöhung für Schwimmvereine kommt. Die im Dezember 2024 angekündigte Streichung der kommunalen Vereinsförderung für die Badnutzung ist wohl erst einmal wieder vom Tisch. Am Dienstagabend hatten sich Vertreter*innen des Sports mit den Fraktionen des Stadtrates getroffen und die mögliche Lösung des existenzbedrohenden Problems besprochen.
„Es gab dabei die mündliche Zusage, dass man den Schwimmsport in Dresden nicht sterben lassen wird. Die besprochenen Lösungsansätze sollen nun kurzfristig im Stadtrat beschlossen und möglichst noch im Februar umgesetzt werden. Wir hoffen also, bald Entwarnung geben zu können“, berichtete Carsten Selling, der sich als Vorsitzender des Stadtverbandes Schwimmen Dresden e.V. für die Interessen der 24 Dresdener Vereine mit zusammen 7.200 Mitgliedern einsetzt.
Pro Bahn 53 Euro Miete statt bisher sechs
Die Technischen Werke Dresden hatten am Ende des Vorjahres für ihre Konzerntochter Dresdner Bäderbetriebe den Beschluss gefasst, die Vereinsförderung in Höhe von zwei Millionen Euro einzustellen. Die Vereine müssten als Miete für eine Bahn dann 53 Euro pro Stunde statt wie bisher sechs Euro zahlen. Eine Online-Petition, die die Rücknahme dieses Beschlusses fordert, fand bisher über 11.500 Unterstützer*innen.
„Die Vereine könnten bei einer Kostensteigerung von 900 Prozent nicht mehr existieren, denn man kann ja nicht von jedem Mitglied plötzlich 300 Euro mehr Jahresbeitrag verlangen. Das hätte drastische Folgen auch an vielen anderen Stellen“, machte Selling den Politiker*innen klar. Jedes Jahr würden dann rund 1.000 Kinder weniger Schwimmen lernen können in Sachsens Hauptstadt, insgesamt würde das soziale Gefüge von 7.200 Vereinsmitgliedern – davon 4.600 Kinder und Jugendliche – aus insgesamt neun Sportarten gestört. Auch die durch die insgesamt rund 50 Sportveranstaltungen entstehende Wertschöpfung von mehr als einer Million Euro würde bei einer solchen Entwicklung entfallen.
„Der Bäderbetrieb sollte bundesweit per Gesetz als kommunale Pflichtaufgabe eingestuft werden. Damit könnten wir solche Fehlentscheidungen in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten verhindern”
Mieterhöhung für Schwimmvereine: Es braucht Lösungen über 2026 hinaus
Die in Dresden angedachte Lösung soll allerdings vorerst nur bis zum Jahr 2026 gelten. Nicht nur Selling wünscht sich aber ein grundsätzlicheres Umdenken in der Politik. „Der Bäderbetrieb sollte bundesweit per Gesetz als kommunale Pflichtaufgabe eingestuft werden. Damit könnten wir solche Fehlentscheidungen in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten verhindern. Schwimmen ist nun mal einfach keine bloße Annehmlichkeit und auch kein Sport wie jeder andere. Diese Kulturtechnik muss zum Schutz von Leben und zur Gesundheitsförderung eine Grundfähigkeit der Bevölkerung bleiben wie Schreiben, Lesen oder Rechnen. Dafür brauchen wir überall im Land die entsprechende Infrastruktur“, sagte Jan Pommer, der Vorstandvorsitzende des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV).

Schwimmtalente aus Dresden: Eva Gräfin von Brühl und Leni von Bonin (r.)