Henning Mühlleitner hat gleich am ersten Wochenende der Olympischen Spiele für ein deutliches Ausrufezeichen und Jubel im Deutschen Schwimm-Verband e.V. gesorgt. Der Athlet der Neckarsulmer Sport-Union schwamm sich überraschend als Vorlaufschnellster über 400m Freistil ins Finale und belegte dort Platz vier. Wir haben den Underdog nach seinem Finale für ein kurzes Interview getroffen.
Henning, Gratulation! Warst du überrascht, als du im Vorlauf als Schnellster auf der Anzeigetafel standest?
Die Leistungssteigerung war natürlich schon überraschend. Wir haben aber schon spezifisch darauf hintrainiert und versucht alle Leistungseinheiten darauf auszurichten. Wir haben versucht, so oft wie möglich die Renngeschwindigkeit zu trainieren und das ergab dann im Vergleich zum Qualifikationszeitraum noch einmal eine deutliche Leistungssteigerung und deutlich höhere Anforderungen im Training. Der Plan hat gut funktioniert.”
Welche Gedanken gingen dir kurz vor dem Rennen durch den Kopf und wie hast du dich gefühlt, als du das Ergebnis schwarz auf weiß gesehen hast?
“Gestern hat mich mein Trainer Matt(Magee dann noch zum Callroom begleitet, wir haben kurz eingeschlagen und dann hat er mir einfach gesagt: “Sei ehrlich, mach einfach dein Rennen, mach es so wie wir es trainiert haben”, und diese Worte sind dann mir im Callroom, in dem eine Totenstille war, immer wieder durch den Kopf gegangen. Zur Auflockerung habe ich mich dann mit dem Österreicher Felix Auböck unterhalten, habe dann zehn Minuten noch ein bisschen Zeit mit ihm totgeschlagen, was die Stimmung für uns beide gelockert hat. Dann habe ich mich nach meinem Anschlag natürlich riesig gefreut. Vielleicht auch ein bisschen zu sehr und zu früh. Nichtsdestotrotz kann ich heute mit breiter Brust sagen, dass ich einen megaguten Auftakt hier bei den Olympischen Spielen hatte für mich und dass ich alle Ziele erreicht habe, die ich mir gesetzt habe.”
Wie ist es für dich, dass ihr in Tokio die Vorläufe am Abend und die Finals am Vormittag schwimmt, also genau andersherum, als ihr es gewohnt seit?
“Da muss ich sagen, das hat mich eigentlich wenig gestört. Ich hatte eine relativ gute Nacht, trotz der Aufregung. Ich bin früh nach meinem Start wieder zurück ins Dorf gekommen, hatte auch zum Glück keine Dopingkontrolle und konnte mich deshalb gut ausruhen. Ich war mega dankbar für die Hilfe und Unterstützung, die mir meine Mitbewohner im Apartment angeboten haben. Das war wirklich der Wahnsinn. Da ging mir wirklich das Herz auf, wie wir hier alle als Team zusammenhalten und uns auch gegenseitig den Erfolg und die Leistung gönnen. Ich bin dann heute früh recht erholt aufgewacht und war heiß auf den Finallauf.”
Am Dienstag geht es dann als nächstes für dich mit der Staffel ins Wasser.
“Genau. Das wird nochmal eine ganz andere Situation für mich sein und auch sicherlich für Jacob Heidtmann, der auch schon seine ersten Einzelstarts hinter sich hat. Ich denke, da gehen wir nochmal motiviert rein, weil das Team einfach richtig Spaß macht und wir alle vier Bock drauf haben.”