© Jo KleindlNach 20 Jahren im Wasser ist auf einmal Schluss, Daniela Reinhardt verabschiedet sich vom Leistungssport. Die Synchronschwimmerin hat dem Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) dieser Tage offiziell ihre Karriereende bekanntgegeben. Dabei waren ihr im Duett mit ihrer Münchener Partnerin Marlene Bojer Chancen für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Tokio eingeräumt worden. Doch nach der Olympia-Verschiebung auf 2021 (23. Juli – 08. August) wegen der weltweiten Coronavirus-Pandemie ist es für Reinhardt unmöglich, das zusätzliche Jahr mitzugehen.
Frau Reinhardt, nach Beckenschwimmer Jan-Philip Glania (31) sind Sie die nächste Schwimmsportlerin, die sich nach der Olympiaverschiebung zum Karriereende entschließt. Was hat Sie konkret dazu bewogen?
Daniela Reinhardt: Natürlich hat das mit Corona zu tun, vor allem aber mit meinem Bandscheibenvorfall, den ich nicht so richtig in den Griff bekomme. Ich kann mir nicht vorstellen, mit diesen Problemen diesen Fulltimejob Leistungssport noch ein Jahr so durchzuziehen, wie es für Olympia sein müsste. Das zu akzeptieren, fiel mir schwer, aber es geht eben einfach nicht.
Also ist es der Körper, der Sie bremst?
Daniela Reinhardt: Unser Sport erfordert viel Athletik und Beweglichkeit, der Rücken steht dabei fast immer im Mittelpunkt, nicht nur beim Krafttraining. Ich habe schon in Hinblick auf 2020 mit 35 Trainingsstunden und elf Mal Wassertraining pro Woche durchgezogen, das geht nicht noch mal. Die Gesundheit als Preis für Olympia wäre mir nun auch zu groß. Zumal es ja auch noch dieses Fragezeichen gibt, ob die Spiele nächstes Jahr dann wirklich auch stattfinden können. Bei dieser Ungewissheit will ich auch mein Master-Studium für Ernährungswissenschaften nicht noch einmal ein ganzes Jahr hintenanstellen, ich hatte ja für den Sport ohnehin schon einige Zeit für meine berufliche Entwicklung liegenlassen.
Wie lang hat der Entscheidungsprozess gedauert?
Daniela Reinhardt: Die Entscheidung ist im Juli und August gereift, es folgten noch viele Untersuchungen, auch Gespräche mit Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen im DSV, doch insgesamt stößt meine Entscheidung bei vielen auf Akzeptanz. Am Stützpunkt wurde ich auch umgehend informiert, wie ich ordentlich abtrainieren kann und soll.
Daniela Reinhardt verabschiedet sich, Marlene Bojer sucht nun eine neue Partnerin
Wie schwer ist es gefallen, ihre Partnerin Marlene zu informieren?
Daniela Reinhardt: So etwas fällt natürlich keinem leicht. Ich habe daher extra alles in einem Brief aufgeschrieben, den ich ihr dann aber persönlich vorgelesen habe.
Ihren Platz neben Marlene könnte nun die erst 16-Jährige Jazz Lausch einnehmen, auch wenn gerade auch noch andere Optionen geprüft werden. Was trauen sie dem neuen Duo zu?
Daniela Reinhardt: Jazz hat super Voraussetzungen und als Ersatzfrau ja auch schon viel mit uns trainiert. Wichtig wird nun natürlich sein, den Unterschied von über zehn Jahren beim Alter und auch bei der Erfahrung gut zu überbrücken. Ich drücke fest die Daumen, aber es wird natürlich schwer in der Olympia-Qualifikation. Wäre es ja auch mit mir geworden.
Was werden Sie am meisten vermissen ohne den Sport?
Daniela Reinhardt: Da fehlt erst einmal auch ein Stück Identifikation, ich war schließlich gefühlt mein ganzes Leben lang „die Synchronschwimmerin“. Anderseits genieße ich es auch, jetzt mal Zeit für Freunde zu haben. Vermissen werde ich sicher die schönen Bewegungen im Wasser und das Gemeinschaftsgefühl. Ich hatte so viele schöne Erlebnisse im Sport, und viele Soziokompetenzen durch ihn erworben. Ich bin allen dankbar, die mich unterstützt und begleitet haben während meiner Karriere.
Was war der schönste Sportmoment?
Daniela Reinhardt: Unvergessen wird sicher die riesige Kulisse bleiben bei meinem ersten WM-Start im Duett 2017 im Budapest. Dass Synchronschwimmen so viel Zuspruch erhalten kann, war ein erhabenes Gefühl. Gänsehaut pur.
Was passiert denn jetzt eigentlich mit Nasenklammer, Paillettenanzug und der wasserfesten Schminke?
Daniela Reinhardt: Noch liegt alles in der Schublade. Einiges wird sicher aussortiert, weil ich es nicht mehr brauche. Aber die Kür-Badeanzüge gibt man weiter, die bleiben immer im Verein.
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