Comeback von Elena Wassen: „Turmspringen verlernt man nicht“

Philip Häfner
Philip Häfner
13:26

Die Berlinerin ist nach längerer Verletzungsauszeit wieder zurück auf dem Turm und hat weiterhin große Ambitionen. Das liegt auch an den jüngsten Erfolgen einer Teamkollegin.

Bei den FISU World University Games im Sommer 2025 in Berlin war Turmspringerin Elena Wassen als offizielle Botschafterin für das Wasserspringen auf den Veranstaltungspostern allgegenwärtig. Auch als Co-Kommentatorin der Wettbewerbe für die ARD-„Sportschau“ überzeugte sie dort. Viel lieber wäre die 24-Jährige in ihrer Wahlheimat aber in noch aktiverer Rolle dabei gewesen. Eine langwierige Verletzung verhinderte jedoch ihre Teilnahme an den Weltspielen der Studierenden, ebenso wie an den kurz danach stattfindenden Weltmeisterschaften in Singapur.

„Das war schon cool, die Universiade mal aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben. Gleichzeitig sitzt man dann am Beckenrand und denkt sich: Schade, dass ich nicht selbst mitspringen kann“, sagt Elena Wassen. Bereits bei den Deutschen Hallenmeisterschaften im Februar in Berlin plagte sie sich mit heftigen Schmerzen im Handgelenk herum, konnte schon dort nicht mehr uneingeschränkt springen. Ein paar Wochen lang sprang sie danach im Training noch ausschließlich mit den Füßen voran, um das angeschlagene Handgelenk angesichts von Eintauchgeschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern nicht noch zusätzlich zu strapazieren. Im Mai folgte schließlich die Operation.

Die ersten zwei, drei Wiederholungen waren dann auch etwas schwieriger. Aber dann kommt man doch relativ schnell wieder rein.

„Mir wurde links ein Ganglion rausgenommen“, erklärt sie – eine gutartige, aber schmerzhafte Geschwulst im Bereich des Handgelenks. Vor ein paar Jahren hatte sie ein solches Ganglion schon einmal an der rechten Hand, „das wurde damals auch operiert und hält seitdem sehr gut“, so Wassen. Sie ist deshalb optimistisch, dass ihr auch diesmal wieder das Comeback gelingen kann.

Porträtfoto von Turmspringerin Elena Wassen bei den Deutschen Meisterschaften im Wasserspringen 2024 in Berlin© Jo Kleindl

Medaillen im Blick: Elena Wassen kommt optimistisch aus der Verletzungspause

Immerhin ist die gebürtig aus Baesweiler in Nordrhein-Westfalen stammende Springerin vom Berliner TSC eine der meistdekorierten Athletinnen im deutschen Sprungteam. Zweimal schon war sie bei Olympia, stand 2021 in Tokio (JPN) sogar im Turm-Finale. 2023 wurde sie dann zusammen mit ihrer Schwester Christina Wassen Europameisterin im Turm-Synchronspringen. Diese war ebenfalls längere Zeit verletzt und macht nach zwei Knie-OPs derzeit nur leichtes Training, will in den Brettdisziplinen aber noch einmal zurückkommen.

Drei Tipps für Sprung-Einsteiger*innen

Nicht übertreiben.

Wasserspringen ist eine technisch sehr anspruchsvolle Sportart, die auch schnell gefährlich werden kann. „Man sollte es am Anfang nicht übertreiben und sich nicht überschätzen“, sagt Elena Wassen. Nur weil man einen einfachen Salto vom Ein-Meter-Brett gemeistert hat, sollte man vom Drei-Meter-Brett nicht direkt einen Doppelsalto wagen. Geschweige denn vom Turm aus zehn Metern.

Körperspannung bewahren.

Die Profis bereiten ihre Sprünge mit ausführlichem Stabilisationstraining an Land vor, um so die nötigen körperlichen Voraussetzungen zu schaffen. „Die richtige Körperspannung ist eigentlich das Allerwichtigste beim Springen“, betont Wassen, ansonsten kann es schnell auch mal wehtun. Auch Anfänger*innen sollten deshalb bewusst darauf achten, ihre Muskeln anzuspannen, vor allem beim Eintauchen.

Lieber in die Ferne gucken als nach unten.
Gerade bei Sprüngen aus größeren Höhen vom Turm kann einen die Höhenangst befallen. Elena Wassen empfiehlt dagegen: „Ich würde lieber in die Ferne schauen als nach unten. Und nicht allzu lange dort oben stehenbleiben und warten und sich womöglich zu viele Gedanken machen. Sondern einfach hinstellen und schnell springen, ohne groß darüber nachzudenken, was passieren könnte.“

Hinzu kommen bei Elena Wassen zahlreiche weitere internationale Erfolge. Entsprechend forsch formuliert sie ihre Ambitionen: „Das Ziel ist ganz klar die EM-Teilnahme 2026 in Paris“, sagt sie. Und zwar sowohl im Einzel als auch im Turm-Synchronspringen zusammen mit Vereinskollegin Pauline Pfeif. Mit ihr war Wassen Anfang des Jahres angetreten, bevor sie dann ausfiel und Pfeif bei den Welt- und Europameisterschaften stattdessen mit Carolina Coordes (Berliner TSC) sprang. Dass Pfeif bei der WM in Singapur dann im Einzel die Silbermedaille gewann und sich in der Weltspitze etabliert hat, gibt Elena Wassen dabei zusätzliche Motivation. „Da rechnet man sich dann zusammen natürlich auch die eine oder andere Medaille in Europa und vielleicht auch weltweit aus.“

Das Ziel ist ganz klar die EM-Teilnahme 2026 in Paris.

Nach Wochen nur mit Kraft- und Landtraining ist Elena Wassen nun seit September zurück auf dem Turm. „Es geht Stück für Stück voran“, sagt sie. „Man denkt ja nach einer so langen Pause immer, dass man es vielleicht verlernt hat. Die ersten zwei, drei Wiederholungen waren dann auch etwas schwieriger. Aber dann kommt man doch relativ schnell wieder rein. Turmspringen verlernt man nicht.“ Jetzt hofft sie, dass sie anders als in diesem Jahr bald wieder nicht nur mittendrin ist, sondern wieder richtig mit dabei. Als erster Wettkampf sind die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften im Dezember angepeilt.