Olympiagold in Paris, zwei Weltmeisterinnen und ein historisch starker Auftritt: Hier sind unsere Augenblicke des Schwimmsportjahres 2024, an die wir uns gerne zurückerinnern.
Selten war ein Jahr im Schwimmsport derart vollgepackt wie 2024. Die Olympischen Spiele in Paris (FRA), die Weltmeisterschaften in Doha (QAT) und die Kurzbahn-WM in Budapest (HUN), die EM in Belgrad (SRB) sowie die kontinentalen Titelkämpfe der Wasserballer*innen – das gerade ablaufende Jahr war an Höhepunkten wahrlich reich gesät. Und in dieser Aufzählung sind all die Weltcups, Deutschen Meisterschaften und die Welt- und Europameisterschaften im Nachwuchsbereich noch gar nicht enthalten.
Angesichts einer derartigen Fülle an Events fällt es schwer, die Highlights herauszupicken. Einige Momente des Schwimmsportjahres 2024 bleiben aber dennoch stärker im Kopf als andere. Hier sind die Augenblicke, an die wir uns gerne zurückerinnern.
Goldjunge Lukas Märtens wird in Paris Olympiasieger
© Jo Kleindl
Er sei doch bloß ein Magdeburger Junge, ließ Lukas Märtens die versammelte Presse nach seinem Sieg über 400m Freistil bei Olympia wissen. Diese Bescheidenheit, diese Heimatverbundenheit, diese Fähigkeit, auch im Moment des größten Triumphs nicht abzuheben und die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen – all das hat sicher zur Popularität des 22-Jährigen beigetragen. Und doch läuft dieser Satz von Märtens etwas zu kurz angesichts der Tragweite seines Erfolgs. Dank ihm hat Deutschland endlich wieder einen Schwimm-Olympiasieger im Becken – 36 Jahre nach den Goldmedaillen von „Albatros“ Michael Groß und Uwe Daßler bei den Sommerspielen 1936 in Seoul (KOR).
Es war zugleich sportartenübergreifend das erste Gold für das Team Deutschland in Paris. Eine ganze Nation jubelte mit unserem Schwimmer. Als er der Nationalhymne lauschte, musste er sich immer wieder die Tränen aus den Augenwinkeln wischen. Vielleicht ging ihm in diesem Moment noch einmal durch den Kopf, wie schwierig dieses Jahr begonnen hatte. Märtens war krank gewesen, einer der Gründe, weswegen er sich in diesem Jahr auf die 200m und 400m Freistil konzentrierte und auf die noch längeren Strecken verzichtete. Eine Entscheidung, die sich als richtig herausstellen sollte – als goldrichtig. Und auch wenn sich der Sieg nach seinem Beinahe-Weltrekord bei den Deutschen Meisterschaften im April und der schnellsten Zeit im olympischen Halbfinale irgendwie schon angedeutet hatte: Dieser Favoritenrolle muss man erstmal so eiskalt gerecht werden, wie es dieser Magdeburger (Gold-)Junge getan hat.
Den Tücken der Seine getrotzt: Oliver Klemet gewinnt Olympiasilber im Freiwasser
© Jo Kleindl
Was war im Vorfeld der Freiwasserwettbewerbe bei den Olympischen Spielen nicht alles gemeckert worden. Über die tückische Strömung in der Seine, die miserable Wasserqualität, die Nichtbeachtung der Interessen der Aktiven zugunsten möglichst spektakulärer TV-Bilder. Aber als es dann endlich ins Wasser ging, machte Oliver Klemet einfach das, was er am besten kann: schnell schwimmen. Mit einer taktischen Meisterleistung sicherte sich der 22-Jährige in Paris die Silbermedaille und feierte damit ausgerechnet beim womöglich schwierigsten Rennen seiner Laufbahn den größten Erfolg seiner Karriere.
Bis zum Zielkorridor lieferte Klemet dem Sieger Kristóf Rasovszky aus Ungarn einen harten Fight, der amtierende Weltmeister musste schon all sein Können in die Waagschale werfen, um den Frankfurter hinter sich zu lassen. Dass sich Klemet abends bei den Feierlichkeiten im Deutschen Haus zunächst schwertat, die Magnumflasche Champagner ordnungsgemäß zu köpfen, so dass erst Teamkollege Josha Salchow helfend einschreiten musste, passte gewissermaßen zu diesem Erfolg. Oliver Klemet schwimmt eben einfach. Und das verdammt schnell.
Isabel Gose und ein Jahr voller Edelmetall
Das Jahr von Isabel Gose steht gewissermaßen exemplarisch für das Schwimmsportjahr 2024 insgesamt – es war so vollgepackt mit Höhepunkten, dass es schwerfällt, sich für einen zu entscheiden. Die Weltmeisterschaften, Olympia, Kurzbahn-WM: Wann immer die Weltelite in dieser Saison zusammenkam, am Ende stand Gose immer mindestens einmal auf dem Treppchen. So fleißig wie die Magdeburgerin sammelte bei den großen Events niemand sonst deutsches Edelmetall.
Los ging es schon in Doha. In Katar schaffte es die Magdeburgerin über alle drei langen Kraulstrecken stets aufs Siegerinnenpodest – Silber über 800m Freistil sowie jeweils Bronze über 400m und 1500m Freistil lautete ihre Ausbeute. Bei Olympia wurde es über die längste Beckenstrecke dann Bronze, zum ersten Mal überhaupt konnte sie dabei die italienische Weltmeisterin Simona Quadarella bezwingen – einen besseren Moment hätte sie sich dafür nicht aussuchen können. Und bei der Kurzbahn-WM im Dezember gab es kurz vor Weihnachten sogar Gold über 1500m Freistil sowie Silber über 800m Freistil, nebst einer ordentlichen Stange Preisgeld passend zum Fest. Eine schöne vorzeitige Bescherung.
Angelina Köhler und die Emotionen einer Weltmeisterin
© Jo Kleindl
Angelina Köhler hat ADHS. Im Alltag mag es der Schwimmerin deshalb manchmal schwerfallen sich zu konzentrieren. Aber im Wasser wird ADHS zu ihrer Superkraft, unter Druck in einem Rennen ist sie dann voll fokussiert. „Ich gerate in einen Hyperfokus, einen Flow-Zustand, der so intensiv ist, dass er für neurotypische Menschen kaum zu erreichen ist“, verriet sie im Stern-Interview. „Alles, was mich sonst stressen würde, nehme ich im Becken nicht mehr wahr. Ich versinke im Moment.“
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Ihren größten Moment hatte sie im Februar 2024 bei den Weltmeisterschaften in Doha. Man weiß gar nicht, was einem mehr in Erinnerung bleibt – Köhlers souveräner Auftritt im Becken, mit dem sie Deutschland den erste WM-Titel einer Frau im Schwimmen seit 15 Jahre bescherte, oder ihr ganz und gar nicht gefasster Auftritt am Beckenrand nach dem Rennen. Noch im Wasser überkamen der Berlinerin die Tränen, später beim Siegerinneninterview rang sie erneut um Fassung – all das machte diesen Triumph aber umso denkwürdiger. „Der Sieg hat mir unfassbar viel bedeutet, weil ich davon schon träume, seit ich ein Kind bin. Das bedeutet so viel für mich, dass auch jemand wie ich, der manchmal ein bisschen tollpatschig ist und mal irgendwelche Sachen vergisst, auch Weltmeisterin werden kann”, sagte sie. Köhler hat in Doha nicht nur den Titel, sondern auch viele Herzen dazugewonnen.
Historischer Titel: Deutschland wird Europameister im Synchronschwimmen
© Aniko Kovacs/European Aquatics
Die Synchronschwimmer*innen stehen selten im medialen Fokus, doch im Sommer 2024 schrieb diese ebenso ästhetische wie anspruchsvolle Sportart auf einmal bundesweit Schlagzeilen. Bei den Europameisterschaften im Juni in Belgrad gewann das deutsche Team Gold in der Acrobatic Routine – es war der erste Titel für den DSV in dieser Disziplin in 50 Jahren! Dass Deutschland in diesem Wettbewerb mit Frithjof Seidel auch den einzigen Mann stellte, der seinen Beitrag zum Titel leistete und bei den Hebefiguren im wahrsten Sinne des Wortes eine große Stütze war, macht diesen Triumph umso mehr besonders.
Wegen eines Gewitters war der Beginn des Wettkampfes um eine halbe Stunde nach hinten verschoben worden. Doch davon ließ sich das junge deutsche Team – Amélie Blumenthal Haz als Küken im Team sowie Daria Tonn waren zum Zeitpunkt der EM beide erst 16 Jahre alt, Daria Martens ebenfalls erst 17 – nicht beirren. Die Goldmedaille war der Lohn für all die harte Arbeit der vergangenen Jahre. Und nicht nur das: Auch die Erfolge von Klara Bleyer als zweifache Vize-Europameisterin im Solo und Siegerin beim Weltcupfinale sowie ihre Auszeichnung als Newcomerin des Jahres bei der Wahl von Deutschlands Sportler*innen des Jahres zeigen, dass sich das Synchronschwimmen hierzulande im Aufschwung befindet. Dass der DSV 2025 als Titelverteidiger*innen zu einer EM fährt, hätte man vor ein paar Jahren auch noch nicht für möglich gehalten.
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