Bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften Schwimmen (DJM) in Berlin triumphierten die jungen Aktiven mit beeindruckenden Leistungen. Linda Roth und Jannis Kube führten das Feld mit neun und acht Siegen an. Auch weitere Schwimmer wie Laura Sophie Kohlmann und Johannes Liebmann sammelten Medaillen.
Junge Talente in Rekordlaune
Der Mannschaftsbus wurde auf dem Heimweg mitunter zum Goldtransporter, denn bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften Schwimmen 2024 (DJM) in Berlin kam es auch in diesem Jahr wieder zu beeindruckenden Siegesserien. So erkämpften sich Linda Roth (SV Cannstatt/Jahrgang 2008) mit neun Triumphen und Jannis Kube (Wasserfreunde Spandau 04/Jahrgang 2011) mit insgesamt acht Erfolgen die meisten Titel. Abseits dieser Rekordserien brachten es aber auch Laura Sophie Kohlmann (SG Essen/2009), Emma Antonia Schaal (Berliner TSC/2010), Hannah Sabine Schmitt (SC Wiesbaden/2010) und Johannes Liebmann (SC Magdeburg/2007) mit je fünf Siegen in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE) auf beeindruckende Medaillensammlungen.
© Tino Henschel
Alice Hennig (SV Halle/2011), Klara Sophie Beierling (Berliner Wasserratten/2007), Lise Seidel (SC Chemnitz/2006) und Julia Ackermann (SC Chemnitz/2007) kamen genauso auf vier Titel wie Daniel Olenberg (VfL Osnabrück/2007), Felix Brandner (TSV Altenfurt Nürnberg/2008), Larus Thiel (SG Bayer/2009) und Theodor Büscher (SG Essen/2011), Thiel steuerte dabei sogar noch einen Jahrgangsrekord über 50m Freistil (23,17 Sekunden) bei. Und DJM-Debütant Büscher überzeugte nicht nur mit seinen technischen Fähigkeiten, sonders sorgte mit seinen insgesamt zehn Medaillen ebenfalls für eine Rekordbilanz.
Disqualifikation verhindert neue DJM-Bestmarke
Bereits im vergangenen Jahr war Roth bei der DJM fünfmal erfolgreich gewesen (bevor sie dann beim European Youth Olympic Festival sogar sechsmal Edelmetall gewann, davon vier goldene), hatte damit jedoch im Schatten von Alina Baievych (TB 1888 Erlangen/Jahrgang 2009) gestanden, die damals mit neunmal Gold (und einmal Silber) die Siegesserie von Theresa Michalak aus dem DJM-Jahr 2006 egalisierte. Diesmal belegte Roth nun mit der gleichen Bilanz, warum auch sie hierzulande als eine der großen Zukunftshoffnungen gilt. Und einzig Ewa zur Brügge (SV Halle/Saale), die Roth im direkten Duell über 200m Rücken bezwang, sowie eine Disqualifikation im Vorlauf über 400m Lagen verhinderten eine neue DJM-Bestmarke der Dominatorin, die wenige Tage später ihren 16. Geburtstag feierte.
„Rekorde sind immer schön, dieses Gefühl von der jubelnden Halle aber auch“
„Das bedeutet mir sehr viel“, sagte Roth nach dem fünften Wettkampftag mit insgesamt 21 Rennen zu ihrer Rekordausbeute. „Der schönste Titel war auf jeden Fall auf 200 Meter Lagen mit dem Jahrgangsrekord. Ich bin das aus dem Training heraus geschwommen und hätte nicht gedacht, dass ich eine 2:13,19 schwimmen kann.“ Mit dieser Zeit hätte sie sich im Monat zuvor sogar schon für die Europameisterschaften der offenen Klasse qualifizieren können. Zielwettkampf bleibt trotzdem natürlich die JEM im Juli in Vilnius (LTU), für die Nachwuchs-Bundestrainer Carsten Gooßes angesichts noch weiterer schöner Bestzeiten wie beispielsweise der über 200m Freistil (1:59,63 Minuten) allen Grund zu Optimismus sieht: „Es stimmt mich froh, dass Linda die Belastungen so gut verkraftet und hier für die JEM schon einmal alles geübt hat.“
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Auch andere JEM-Kandidaten wussten zu überzeugen. So schwamm Hugo Engelien (SC Magdeburg/2008) gleich zwei Jahrgangsrekorde über 100m Brust (1:02,79) und 200m Brust (2:15,01 Minuten). „Rekorde sind immer schön, dieses Gefühl von der jubelnden Halle aber auch“, sagte Engelien dazu. Auch Vincent Passek (Berliner TSC/2006) verbesserte beim Sieg über 50m Rücken (25,19) den Rekord des ältesten DJM-Jahrgangs. In der Topgruppe des Berliner Bundesstützpunktes trainiert er inzwischen gemeinsam mit dem deutschen Rekordhalter Ole Braunschweig, der Olympiateilnehmer hat ihm viele Tipps gegeben und ihn bereits als seinen Nachfolger geadelt. „Wir pushen uns im Training, eine bessere Motivation gibts einfach nicht. Es motiviert schon, wenn Ole irgendwann mal aufhört, dann vielleicht in seine Fußstapfen zu treten und an seine Zeiten ranzukommen und vielleicht sogar schneller zu schwimmen als er“, so Passek.
Sieben Jahrgangsrekorde werden bei der DJM 2024 verbessert
Starke Bestzeiten schafften noch viele andere aus dem JEM-Kader wie Marian Plöger (VfL Sindelfinden/2006), Sydney Savannah Ferch (SG Dortmund/Jahrgang 2009), Michael Raje (SSG Saar Max Ritter/2006) und besonders Johannes Liebmann (SC Magdeburg/2007). Über 400m Freistil fehlten ihm mit 3:51,87 Minuten nur drei Hundertstel zum 42 Jahre alten Jahrgangsrekord von Sven Lodziewski, der damals damit übrigens WM-Bronze gewann. Mit solchen Leistungen lässt sich auf jeden Fall besser verkraften, dass der zuletzt beste Langstreckler Arne Schubert verletzungsbedingt für die JEM ausfällt. Letztes Jahr war Liebmann übrigens noch für Elmshorn gestartet, dann aufgrund von Trainer*innenmangel vor Ort aber zum SC Magdeburg in die Gruppe von Stefan Döbler gewechselt. „Ich stand vor der Entscheidung, ob es weitergehen soll oder ob es zu Ende ist. Dann habe ich die Probewoche in Magdeburg gemacht und es hat mir sehr gut gefallen. Der Wechsel hat sich ausgezahlt“, meinte Liebmann.
Schon nach seinem ersten Jahrgangsrekord über 100m Freistil (54,23) zum DJM-Auftakt hatte Jannis Kube berichtet, dass er derartige Glanzleistungen zum Abschluss des Wettkampfes gerne mit einem leckeren Steak feiert. Es dürfte wohl ein richtiges Festessen werden, denn der 13-Jährige garnierte später auch noch den Erfolg über 50m Rücken (27,44) mit einer DSV-Bestmarke, es war die insgesamt siebte bei dieser DJM. Für den ersten Rekord der Veranstaltung hatte übrigens Jonas Schneider (2007/TV 1860 Immenstadt) gesorgt. Im Vorlauf über 100m Freistil verbesserte er in 53,54 Sekunden den Rekord im Para Schwimmen in der Startklasse AB. Mit Rang 13 in der Jahrgangswertung setzte der junge Mann, der aufgrund einer schweren Lungenerkrankung im Kleinkindalter mit einem stark reduzierten Lungenvolumen so schnell schwimmt, ein schönes Zeichen für die Inklusion.
2011 weiblich | |||
Name | Strecke | Zeit | Punkte |
Alice Hennig (SV Halle) | 200m Lagen | 2:27,17 | 669 |
Leni Amadasun (1. FCN Schwimmen) | 50m Rücken | 31,10 | 644 |
Mila Mauermann (SWV TuR Dresden) | 200m Freistil | 2:11,15 | 637 |
2010 weiblich | |||
Emma Antonio Schaal (Berliner TSC) | 100m Freistil | 57,07 | 743 |
Lara Anna Vandenhirtz (Aachener SV 06) | 50m Rücken | 30,05 | 714 |
Hannah Sabine Schmitt (SC Wiesbaden 1911) | 200m Freistil | 2:06,47 | 710 |
2009 weiblich | |||
Julianna Butler (SG Gladbeck/Reckl.) | 200m Freistil | 2:02,75 | 777 |
Sydney Savannah Ferch (SG Dortmund) | 400m Freistil | 4:17,02 | 768 |
Laura Sophie Kohlmann (SG Essen) | 200m Lagen | 2:18,06 | 762 |
2008 weiblich | |||
Linda Roth (SV Cannstatt) | 200m Lagen | 2:13,19 | 849 |
Hannah Schneider (Hofheimer SC) | 100m Brust | 1:09,44 | 787 |
Angelina Wiens (SG Bergheim) | 50m Rücken | 29,18 | 779 |
2007 weiblich | |||
Julia Ackermann (SC Chemnitz) | 800m Freistil | 8:42,92 | 796 |
Noelle Benkler (SV Nikar Heidelberg) | 400m Lagen | 4:46,91 | 795 |
Lena Ludwig (SV Nikar Heidelberg) | 100m Brust | 1:09,42 | 788 |
2006 weiblich | |||
Anna Maria Börstler (SC Magdeburg) | 50m Rücken | 28,61 | 827 |
Lise Seidel (SC Chemnitz) | 200m Freistil | 2:00,76 | 816 |
Julianna Dora Bocska (SG Essen) | 200m Freistil | 2:00,95 | 812 |
2011 männlich | |||
Jannis Kube (Wasserfreunde Spandau 04) | 100m Freistil | 54,23 | 645 |
Theodor Büscher (SG Essen) | 100m Freistil | 55,25 | 610 |
Georgias Bakalidis (SG Neuss) | 400m Freistil | 4:27,35 | 557 |
2010 männlich | |||
Anass Lahrrach (SV Cannstatt) | 100m Rücken | 59,20 | 662 |
Elias Himmelsbach (SG Leipzig) | 400m Freistil | 4:13,65 | 653 |
Christian Schubert (Dresdner SC) | 4:14,03 | 650 | |
2009 männlich | |||
Larus Thiel (SG Bayer) | 100m Freistil | 50,83 | 783 |
Simon Brugger (SV Bayreuth) | 400m Freistil | 04:05.3 | 721 |
Jonas Lieschke (Hamburger SC) | 400m Freistil | 04:05.5 | 719 |
2008 männlich | |||
Hugo Engelien (SC Magdeburg) | 200m Brust | 2:15,01 | 802 |
David Cicero (SC Regensburg) | 100m Rücken | 55,71 | 794 |
Ivan Kovolev (TV Gut Billstedt) | 1500m Freistil | 15:43,72 | 786 |
2007 männlich | |||
Johannes Liebmann (SC Magdeburg) | 400m Freistil | 3:51,87 | 854 |
Finn-Canstantin Kleinheinz (SC Magdeburg) | 1500m Freistil | 15:30,28 | 820 |
Lukas Steuter (Wasserfreunde Spandau 04) | 1500m Freistil | 15:36,23 | 805 |
2006 männlich | |||
Vincent Passek (Berliner TSC) | 50m Rücken | 25,19 | 817 |
Simon Reinke (SG Essen) | 400m Freistil | 3:55,80 | 812 |
Lukas Fritzke (SSG Saar Max Ritter) | 400m Freistil | 3:55,99 | 810 |
Langfristiger Aufbau wichtiger als frühe DJM-Erfolge
Natürlich konnten sich nicht für alle DJM-Teilnehmer*innen die Träume von Medaillen und neuen Bestzeiten erfüllen, ihnen gab Bundestrainer Gooßes zum Abschluss der Veranstaltung noch einen wertvollen Tipp mit auf den Weg. „Geduld spielt eine wichtige Rolle“, betonte er und verwies auf den Werdegang von Olympiastarter Melvin Imoudu, der ebenfalls lange brauchte, um sich erstmals für internationale Topereignisse zu qualifizieren. „Wer hier noch nicht ganz vorne dabei ist, muss dranbleiben. Wir brauchen viele Sportler*innen, die Leistungsdichte war hier in diesem Jahr nicht ganz so hoch. Wir hoffen, dass viele dabeibleiben und künftig mit Bestleistungen dann den Durchbruch schaffen. Wir wollen den langfristigen Aufbau haben.“
Eine Aussage, die sich in diesem Jahr übrigens auch die letztjährige Seriensiegerin Alina Baievych zu Herzen nimmt. Auch ein Start bei der EM der offenen Klasse wäre für sie schon möglich gewesen. Doch sie entschied sich bewusst für die Nachwuchs-EM: „Ich habe mit meinen Trainern gesprochen, und es ergibt mehr Sinn, wenn ich mich auf einen Wettkampf konzentriere, anstatt EM und JEM zu schwimmen. Damit ich einen guten Wettkampf habe und nicht zwei weniger gute.“
SSG Leipzig triumphiert erstmals in der Team Challenge
Einen vor allem auch bei der Leistungsdichte überzeugenden Auftritt legten die Aktiven der SSG Leipzig hin. Mit 549 Punkten sicherte sich der Verein aus Sachsen damit erstmals den Sieg in der „Team Challenge powered by Aquafeel“ vor den Titelverteidiger*innen der SG Essen (434) und dem SC Magdeburg (415). Auch dank der Erfolge von Linda Roth und Jannis Kube schafften es dahinter der SV Cannstatt (330) und die Wasserfreunde Spandau 04 (314) ebenfalls unter die Top fünf. Bei der Team-Challenge sammelte jede*r Finalteilnehmer*in automatisch Punkte für ihren oder seinen Verein. Mit Unterstützung von Aquafeel als Premium-Pool-Partner des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) und exklusivem Ausstatter für Oberbekleidung der DSV-Teams wurden am Schlusstag dann die erfolgreichsten Teams der DJM mit Prämien im Gesamtwert von 5.900 Euro belohnt.